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Gerolzhofen
Pro und Kontra für fünf Schulstandorte
Wohin sollen die Grund- und Mittelschule, wenn es zu einem Neubau kommt. Der Stadtrat diskutierte intensiv, legte sich aber noch nicht fest.
Wird das Areal von Grund und Mittelschule bald Großbaustelle oder kommen die Schulen – zusammen oder räumlich getrennt – an einen anderen Standort? Der Stadtrat legte sich noch nicht fest. Das Bild entstand 2016 beim Ausbau des Lehrerzimmers für die Mittelschule.
Foto: Norbert Finster | Wird das Areal von Grund und Mittelschule bald Großbaustelle oder kommen die Schulen – zusammen oder räumlich getrennt – an einen anderen Standort? Der Stadtrat legte sich noch nicht fest.
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:36 Uhr

"In ein neu erstelltes Schulhaus ziehen alle Schüler aus dem Schulhaus am Lülsfelder Weg und der Grabenschule und alle Mittelschüler." Ein gemeinsam genutztes Schulgebäude ist der oberste Wunsch der beiden Rektoren Helmut Schmid (Grundschule) und Horst Fröhling (Mittelschule).  Den bisherigen Standort beider Schulen am Lülsfelder Weg halten die Rektoren in einem Positionspapier für sehr geeignet, aber für diskutabel.

Genau um die Fragen Standort und gemeinsamer Bau für Grund- und Mittelschule ging es am Montagabend vor großer Zuhörerkulisse im Stadtrat.Obwohl noch nicht definitiv feststeht, ob es überhaupt zu einem Neubau kommt, befasste sich die Runde bereits mit der Standtortfrage. Dazu hatte Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann eine Liste von positiven und negativen Argumenten für oder gegen fünf ins Auge gefasste Bauplätze vorbereitet. Hier die wesentlichsten Punkte:

Hoffmanns Liste von Argumenten

Nachteile am Lülsfelder Weg: Der Standort liegt im Hochwasserbereich der Volkach, die Verkehrssicherheit für die Schüler am Lülsfelder Weg ist ungenügend, bei einem Neubau hätten Schüler und Lehrer über Baulärm zu leiden, Erweiterungsmöglichkeiten beispielsweise für einen Sportanlage sind nicht vorhanden. Vorteile: Es handelt sich um eine gewachsenen und erschlossenen Standort, Synergieeffekte zwischen Grund- und Mittelschule sind weiterhin möglich, eine zentrale Busanbindung und Parkplätze sind vorhanden, ebenfalls eine fast neue Zweifachturnhalle.

Nachteile an der Schallfelder Straße südlich des FC-Stadions: Der Standort liegt zwischen zwei viel befahrenen Straßen, er ist nicht erschlossen, durch ihn entstehen weite Schulwege, die einen Busverkehr zumindest für Grundschüler innerhalb Gerolzhofens erforderlich machen würden. Der Bau einer größeren Turnhalle für zusammen über 500 Grund- und Mittelschüler wäre nötig, was zusammen mit Erschließung und Parkplatzbau die Kosten erhöhen würde. Vorteile: An diesem Standort gibt es keine Anwohner, eine spätere Erweiterung ist möglich, Synergien mit FC und Tennisclub sind denkbar und man könnte ein öffentliches Sportangebot in Form eines Sportparks schaffen.

Nachteile auf einem Grundstück der Deutschen Bahn (ehemals Agrar Wolf) an der Kolpingstraße: Es wäre ein Grundstückkauf nötig, die Zukunft des Bahnverkehrs ist ungewiss, im Grundstück könnten Altlasten schlummern, es liegt an einer viel befahrenen Straße, ist sehr schmal und deshalb nicht geeignet für Sportanlagen, es ist ebenfalls nicht erschlossen und liegt zwischen einem Gewerbe- und Wohngebiet (Schallschutz notwendig), Parkplätze fehlen. Vorteil: Der Busbahnhof liegt in unmittelbarer Nähe, somit ist eine Verkehrsanbindung optimal planbar.

Nachteile des Standorts in der Verlängerung der Nikolaus-Fey-Straße (Kleingärten längs der Volkach und angrenzende Grundstücke):  Ein Grundstückskauf ist nötig, Nähe zur Bahnstrecke (vor dem Hintergrund einer möglichen Reaktivierung), keine Erschließung, keine brauchbare Zufahrt, zu klein für Freisportanlagen; Vorteile: Nähe zu Neubaugebieten,Lage an der Stadtgrenze, keine Anwohner,spätere Erweiterung und Sporthallenbau möglich.

Nachteile Dr.-Georg-Schäfer-Straße (auf dem Gelände des Schulzentrums Nord): Grundstück gehört dem Landkreis, nur ein Schulgebäude wäre möglich (Mittelschule), Erweiterungsoptionen fehlen, bereits jetzt große Verkehrsbelastung (Haltestellen sind ausgereizt), zu kleine Pausenflächen (für dann weit über 1000 Schüler). Vorteile:  Gelände ist ein bereits anerkannter Schulstandort, Synergieeffekte mit vorhandenen Schulanlagen (Sportfläche, Freifläche, Außensportanlagen, zentrale Heizung), bei Ansiedlung nur der Mittelschule Altersgleichheit von Mittelschülern, Realschülern und Gymnasiasten. Ein gemeinsamer Vorteil aller Standorte außer dem am Lülsfelder Weg ist auch, dass eine Neubau unabhängig vom Schulbetrieb an Grund- und Mittelschule durchgezogen werden könnte (ohne Container-Lösung).

Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) wies zu Beginn der Diskusion noch einmal darauf hin, dass ein Neubau noch nicht sicher ist und damit die Standortfrage überflüssig sein könnte. Es könne sich immer noch herausstellen, dass eine Sanierung beider Schulhäuser wirtschaftlicher ist. Davon hänge auch die Höhe der öffentlichen Zuschüsse ab. Eine Sanierung darf maximal 80 Prozent der Kosten eines Neubaus nicht übersteigen, sonst gibt es kein Geld aus öffentlicher Hand. Erste Schätzungen haben ergeben, dass beide Varianten bis zu 25 Millionen kosten könnten. Für Wozniak hätte ein Neubau die Vorzüge, dass man barrierefrei bauen könnte und ein Schulhaus hätte, das auch energetisch auf dem neuesten Stand ist.

Bus für Grundschüler

Eine Außensportanlage wäre auch am Lülsfelder Weg möglich, nämlich da, wo sie früher schon einmal war, jenseits der Volkach auf dem jetzigen Skater-Platz, sagte Thorsten Wozniak auf eine Frage von Hubert Zink (Freie Wähler). Beim Standort am FC-Stadion bräuchte es Lärmschutzmaßnahmen. Für Grundschüler muss ein Bus ab einer Entfernung von zwei Kilometern zwischen Wohnort und Schule eingesetzt werden, bei Mittelschülern ab drei Kilometer, erfuhr Günter Iff (Freie Wähler) von Maria Hoffmann.

Thomas Vizl (Geo-net) sah für den Standort Nikolaus-Fey-Straße ein weiteres Negativum: Die Stadt müsste den Kleingärtnern kündigen und sollte dafür Ersatzflächen finden. Vizl sah eher Vorteile an der Dr.-Georg-Schäfer-Straße und mahnte eine Kostenschätzung auf der Grundlage gleichwertiger Standards für Sanierung und Neubau an. Die Geo-net-Fraktion habe sich noch nicht auf einen Standort festgelegt. Die Grundschule sollte aber eher zentral liegen. "Wir wollen die Schüler doch nicht dazu bringen, jeden Meter zu fahren", sagte Vizl in Anspielung an einen notwendigen Busverkehr zum Standort an der Schallfelder Straße.

Trotz der guten Präsentation von Stadtbaumeisterin Maria Hoffmann werde die Standortsuche nicht einfacher, meine Arnulf Koch (CSU). Den Eltern der Grundschüler sei ein zentraler Standort sehr wichtig. Bevor nicht zuverlässige Zahlen über den Vergleich Sanierung/Neubau vorlägen, brauche man über einen Standort noch nicht zu entscheiden. Koch sah viele kreative Möglichkeiten für den jetzigen Standort und hält die Kolping- und Nikolaus-Fey-Straße wegen der Ungewissheit der Zukunft der Bahn für nicht sehr attraktiv.

Koch: Schulen nicht trennen

Koch pflichtete den Schulleitern bei, Grund- und Mittelschule räumlich nicht zu trennen. Der Standort am Stadion habe keine Akzeptanz bei Grundschuleltern. Bürgermeister Wozniak sah einen Hemmschuh für die meisten Standorte, dass dafür ein Grunderwerb nötig wäre, der ein Kostentreiber sei. Ob da die Gemeinden aus den Schulverbänden mitzahlen würden, sei die Frage.

Noch einmal Günter Iff schlug die Bildung eines Arbeitskreises mit Fachleuten für die Standortfrage vor. Der Stadtrat alleine sei vielleicht nicht das richtige Medium. Iff brachte einen weiteren Standort in die Diskussion, nämlich das Gelände, auf dem sich jetzt der TÜV-Süd, der Stadtbauhof und der ehemalige Rewe-Markt befinden.

Eine Trennung von Grund- und Mittelschule kommt für Erich Servatius (SPD) nicht in Frage. Dazu seien die Synergieeffekte einfach zu groß. Grund- und Mittelschule passen außerdem besser zusammen als Mittelschule, Realschule und Gymnasium. Der Standort am Stadion fällt für die SPD weg, weil hier zu viele Straßen in unmittelbarer Nähe sind. Ebenfalls verkehrlich Gründe machte Burkhard Wächter (CSU) gegen den Standort Dr.-Georg Schäfer Straße geltend.

Sanierung doch günstiger?

Bei einem Besuch von Kommunalpolitikern im Bayerischen Landtag habe CSU-Abgeordnete Barbara Becker geäußert, der Brandschutz sei bei einer Sanierung der Schulen gut in den Griff zu bekommen, berichtete  Heinz Lorz (Bürger für Gerolzhofen). Eine Sanierung sei günstiger und sichere den Standort. Darüber will Bürgermeister Wozniak noch einmal mit der Abgeordneten sprechen.

Ein Beschluss über den Standort war in dieser Sitzung nicht vorgesehen. Er soll erst kommen,wenn sicher ist, dass es einen Neubau geben wird.

 
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Kommentare
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  • F. S.
    Bisher wurde so getan, als wäre es so gut wie sicher, dass am bisherigen Standort die Schulen neu gebaut werden. Jetzt wird über mehrere Standorte diskutiert obwohl es noch nicht einmal klar ist, ob nicht doch saniert wird. Ziemlich planlos und unausgegoren kommt mir das vor, wenn man noch nicht einmal sicher ist, ob der Stadtrat überhaupt das richtige Gremium ist. Immerhin ist dem Stadtrat eine alte Politikregel eingefallen: Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis.
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