Diesen bangen Blick nach oben, zum Himmel, ob's trocken bleibt, haben die meisten von uns nach wochenlangem Dauersonnenschein fast schon verlernt. Doch am Samstagnachmittag mussten die Organisatoren des Gerolzhöfer Stadtfestes diese Fähigkeit quasi aus dem Stegreif unter Beweis stellen. Vom Westen her zog's bedenklich dunkel auf. Auch Gewitterwarnungen und das Regenradar der Wetterdienste auf dem Smartphone verhießen nichts Gutes. Also verschoben die Verantwortlichen die für 16 Uhr angesetzte Eröffnung des Festes kurzerhand um eine Stunde nach hinten.
Letztlich erwies sich dies dann auch als gute Idee. Denn obwohl der große Platzregen – wie fast immer – im letzten Moment einen Bogen um Gerolzhofen herum schlug, so fielen doch genügend Tropfen, die den Auftakt in einen fröhlichen Abend ordentlich vermiest hätten. Um kurz nach 17.30 Uhr allerdings, als Weinprinzessin Amelie Zink, Zweiter Bürgermeister Erich Servatius und die Leiterin der Tourist-Information, Beate Glotzmann, tatsächlich mit drei alten US-Jeeps die Marktstraße zum Marktplatz hochfuhren, um das Stadtfest offiziell zu starten, da strahlte die Sonne schon wieder vom Himmel. Und es waren da auch merklich mehr Menschen am Platz.
Zur Eröffnung schien die Sonne wieder
Insoweit traf die Gerolzhöfer Weinprinzessin in ihrer kurzen, vom Glockengeläut der benachbarten Stadtpfarrkirche unterbrochenen Begrüßungsansprache den Nagel auf den Kopf, als sie meinte, das Stadtfest habe einen "besonderen Glanz". Denn zwischenzeitlich kitzelten die Sonnenstrahlen nicht nur ihr im Gesicht, sondern tauchten den gesamten Markplatz und die immer zahlreicher werdenden Besucherinnen und Besucher in ein versöhnlich stimmendes Licht. "Heute feiern wir den Genuss", sagte Amelie Zink und gab damit zugleich das entscheidende Stichwort vor, an das sich die Menschen im Herzen der Gerolzhöfer Altstadt für den Rest des Abends liebend gerne hielten.
Die Zeit dort zu genießen, fiel niemandem schwer. Es gab eine reichliche Auswahl an unterschiedlichen Speisen. Wer mochte – und wessen Magen das hergab –, konnte dank der angereisten Foodtrucks innerhalb kurzer Zeit kulinarisch fast einmal um den Globus reisen. Das Angebot reichte von mexikanischen Burritos über spanische Empanadas, das sind gefüllte Teigtaschen, über verschiedene Burger bis hin zu Spezialitäten von vor Ort: Wildschweinbraten und Bartwürste. Wem das nicht genügte, der konnte beispielsweise "Hipster Food" probieren, etwa Knusperhühnchen mit Honisoße oder amerikanische Käsenudeln.
Samba-Rhythmen, Rock'n'Roll und Country-Musik
Und auch das musikalische Angebot war breit gefächert: Mitreißend und Fernweh verursachend waren die Rhythmen, die die Samba-Gruppe "Batteria Caliente" aus Hofheim (Lkr. Haßberge) bot. Die elfköpfige Combo verbreitete schon im Anschluss an die Festeröffnung einen Hauch Südamerika auf den Marktplatz und trat dann im Laufe des Abends noch mehrfach auf. Auf einem historischen Truck der US-Armee spielte die Elvis-Presley-Coverband "The King Creole" und verleitete eine Handvoll Tänzerinnen und Tänzer dazu, auf dem Buckel-Pflaster des Marktplatzes einige Rock'n'Roll-Einlagen zu wagen. Im Spitalgarten, dem zweiten großen Bereich des Stadtfestes, waren ungleich mehr Tanzbegeisterte anzutreffen. Dort sorgte die Band "Four Roses" für die passende Country-Musik, um dazu Line Dance zu praktizieren. Eine Chance, die sich nicht allzu oft, bietet, was von den Anhängern dieses in Amerika beheimateten choreografierten Tanzform auch honoriert wurde.
Nachdem noch zur Premiere des Stadtfestes im Jahr 2017 die Hungrigen vor den Foodtrucks mit knurrenden Mägen oft sehr lange warten mussten, bis sie ihre Speisen in Händen hielten, war dies am Samstag bei der ersten Neuauflage nach der zweijährigen Corona-Pause nicht ansatzweise zu beobachten. Insoweit konnten die Veranstalter von Partymedia und die hiesige Motorsportvereinigung, die nicht nur den Genießer-Abend am Samstag, sondern auch das Oldtimertreffen "Geo Classsics" am Sonntag auf die Beine stellten, mit dem Verlauf durchaus zufrieden sein. Ihnen dankte Zweiter Bürgermeister Erich Servatius bereits zur Festeröffnung für die Neuausrichtung des Stadtfestes, das die Stadt Gerolzhofen, vor allem in Person von Beate Glotzmann (Tourist-Information) und Daniel Hausmann (Stadtteilmanagement) gerne unterstützt habe.
Mitgeholfen zum Gelingen des Stadtfestes hat übrigens auch die Bundeswehr – in Gestalt der Soldatinnen und Soldaten der Patenkompanie des 8. Logistikbataillons 467 aus Volkach. Diese haben am Freitagmorgen kräftig mit angepackt, und auf dem Marktplatz Tische und Bänke für die Festbesucher aufgestellt.