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Schweinfurt
Das Ende der Schotterwüsten in den Schweinfurter Vorgärten
Muss man alles vorschreiben? Wächst nicht mit den Informationen – etwa zum Klimawandel – die Einsicht? Nicht immer und fast nichts wächst auf der Steinwüste im Vorgarten.
Seit August müssen Vorgärten in Schweinfurt flächig begrünt werden. Ältere Anlagen wie an der Herbert-Müller-Straße im Neubaugebiet Eselshöhe-West II haben Bestandsschutz. 
Foto: Gerd Landgraf | Seit August müssen Vorgärten in Schweinfurt flächig begrünt werden. Ältere Anlagen wie an der Herbert-Müller-Straße im Neubaugebiet Eselshöhe-West II haben Bestandsschutz. 
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:06 Uhr

Unterschiedlicher können Vorgärten nicht sein. Während der eine Nachbar am Dittelbrunner Süßberg den ganzen Sommer hinweg Grünzeug aus seinen schönen weißen und grauen Steinen zupft, bekommt der andere im Herbst den Besen nicht aus der Hand. Dann fallen nämlich die Blätter aus der Hecke, in der wächst, was Wind und Vögel gebracht haben.

In Schweinfurt ist seit August geregelt, dass neu gestaltete Vorgärten grün zu gestalten sind. Schotterpisten sind zwar nicht explizit verboten, doch mit der Begrünungssatzung ist für die Vorgärten genau dies erreicht – und man hat es entspannter ausgedrückt. Als Argument für die Bevormundung führen Umweltamt und Stadträte den Kampf gegen den Klimawandel an, zudem das Grün vor der Haustür beitragen soll – also Pflanzen, die Wasser brauchen, was im trockenen Unterfranken zu bedenken ist.

Kreativität ist den Gestaltern moderner Steingärten nicht abzusprehen.
Foto: Gerd Landgraf | Kreativität ist den Gestaltern moderner Steingärten nicht abzusprehen.

Eine Fahrt durch die großen Wohngebiete im Norden der Stadt (Eselshöhe, Haardt, Zeilbaum und Deutschhof) zeigt, dass bis in die jüngste Vergangenheit immer mehr weiße, graue und schwarze Steine vor die Haustüren geschüttet wurden. Während im ab Mitte der 1970er Jahre bebauten Deutschhof die Schotterflächen erst nach intensiver Suche aufzuspüren sind, findet sich diese Art von Steingärten im Neubaugebiet Eselshöhe-West II dutzendweise.     

Viel Grün vor der Haustür kühlt im Sommer und macht die Jahreszeiten bunt.
Foto: Gerd Landgraf | Viel Grün vor der Haustür kühlt im Sommer und macht die Jahreszeiten bunt.

Wie man es bei welcher Sonnen-oder Schattenlage künftig satzungskonform und auch ansonsten richtig macht, das weiß der Fachmann. Anschauungsobjekte gibt es in Schweinfurt an vielen Straßen, denn die Stadtgärtner haben allenthalben Verkehrsinseln, Mittelstreifen oder auch den Straßenrand begrünt "und uns dabei viel gedacht", sagt Markus Peter, der Chef der städtischen Gärtner. Die vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst bunte Pracht ist "pflegeleicht, verträgt Trockenheit und ist standortgemäß". Zum Einsatz kommen vor allem Dauerblüher, die wenig Wasser brauchen. und "sich auch für den privaten Vorgarten eigenen", so Peter.     

Schotter ohne Grün gehört zu den Ausnahmen.
Foto: Gerd Landgraf | Schotter ohne Grün gehört zu den Ausnahmen.

"In der Summe" sieht der Gärtner einen Nutzen für das Schweinfurter Kleinklima und sowieso für das Kleinstklima vor der Haustür, wo die prallen Sonnenstrahlen nicht reflektiert würden, wo es Schatten gäbe und die Verdunstungskälte der Pflanzen die Temperatur drücke. Je nach Standort müsse dabei auf die Struktur der Pflanzen (Aufbau und Form) wie auch auf die Textur der Blätter (Oberfläche und deren Qualität) geachtet werden. Vielfalt sei jedenfalls selbst auf kleinen Flächen möglich, auch und insbesondere mit lang blühenden Sträuchern, deren Durst mit Wasser speichernden Substraten wassersparend zu löschen sei.

Seit August muss die Begrünung flächig sein.
Foto: Gerd Landgraf | Seit August muss die Begrünung flächig sein.

Der Vorgarten als Visitenkarte des Hauses sollte also in Anbetracht der sinkenden Grundwasserspiegel beispielsweise mit einer Natursteinmauer, mit Lavendel und anderen Trockenkünstlern bestückt werden. Kleinkronige Bäume wie Rotdorn oder Kugel-Ahorn sorgen in Verbindung mit Storchschnabel, Hortensien, Fingerhut, Akelei und/oder Rosen für einen stufigen Aufbau. Auch bringen viele laubabwerfende Gehölze (Zierapfel, Weißdorn, Hartriegel) zu verschiedenen Jahreszeiten wechselnde Farben ins Spiel. Blumen lassen sich mit dem immergrünen Buchsbaum wie auch mit Rhododendron kombinieren.

Danken wird für die Verbesserung des Klimas vor der Haustür die Insekten- und Vogelwelt, die auch nichts gegen Steingärten als nachempfundene Hochgebirgslandschaft mit Steinen und an karge Böden gewöhnte Pflanzen hat. Nicht geduldet (Bestandsschutz besteht) sind von der Stadt Schweinfurt dagegen die Schotter- und Kiesgärten, in denen selbst die zur Auflockerung gepflanzten Koniferen und Gräser nur schwer überleben, da sich die Steine aufheizen und so auch die Nacht weniger abkühlt.

Nicht alles was gefällt ist auch erlaubt.
Foto: Gerd Landgraf | Nicht alles was gefällt ist auch erlaubt.

Das Beispiel vom Dittelbrunner Süßberg zeigt, dass Schotter pur auch nicht ohne Pflege auskommt. Trotz Unkrautflies im Untergrund kommt der Wildwuchs. Auch zwischen Kies sammelt sich organisches Material, etwa Samen und Blätter, woraus Humus entsteht, der hartnäckiges Unkraut hervorbringt.

Die Begrünungssatzung greift seit dem 12. August 2020 bei allen Vorgärten in der Stadt, die erstmalig angelegt oder wesentlich verändert werden. Vorgeschrieben ist eine flächige Begrünung (mit standortgerechten Bäumen, Sträuchern, Wiesen- und Rasenflächen). Ausgenommen sind Wege und Stellplätze (nach Vorgabe der Stellplatzsatzung). 

 
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  • deweka
    Wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen den Garten nicht mehr pflegen kann muss ihm auch geholfen werden wenn ein Gesetz diesen Garten vorschreibt.

    Wenn Nachbarschaftshilfe oder das Engagement von Naturschützern in Form von Patenschaften nicht funktionieren müsste dann eben die Stadt eine gewisse Grundversorgung sicherstellen.
    Da könnten ja die Azubis des Gartenamtes üben zwinkern
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  • deweka
    Auch wenn mich Mementomori nicht als Nachbarn haben will funktioniert bei mir die Nachbarschaftshilfe ganz gut.
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  • Kirchgasse2
    @ deweka
    Für sie wäre das Richtige eine Diktatur.
    Versuchen sie docch mal ihr Glück in der Türkei.
    Sie wären der Passene für den Präsidenten dort.
    Die DDR gibt es ja zu ihren bedauern nicht mehr.

    Warum kann man Erwachsene nicht einfach mal selber entscheiden lassen was ihnen gefällt. Steingarten vorm Haus Blumenwiese dahinter.
    Wo ist das Problem. Schrecklich diese Überwachung.
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  • deweka
    @Kirchgasse2

    Bitte erklären Sie mir aufgrund welcher meiner Aussagen Sie glauben dass eine Diktatur für mich das richtige ist.
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  • dohahpt@t-online.de
    Irgendwie schon ein Witz. Vergangene Woche konnten wir noch lesen, dass die Stadt Schweinfurt nicht bereit ist, die verödeten Plätze Schillerplatz, Zehntstraße und Am Zeughaus zu begrünen. Nur nach langen Diskussioonen war man bereit, am Zeughaus einen riesigen Trog aufzustellen. Richtig grüne Oasen werden aber seitens der Stadt nicht angelegt. Warum wohl, weil es zu aufwindig und personalintensiv ist.... so vermute ich mal. Andere Städte fangen an, die Innenstädt zu begrünen und die Stadt Schweinfurt verbietet einfach mal die Steinwüsten in Privatgärten. Ist das überhaupt rechtlich möglich????
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  • ra.kellermann@gmx.de
    de gustibus non est disputandum...zugegeben manche Steingärten sehen grässlich aus, andere wie auf dem Bild sind ok. Aber muss man alles vorschreiben? Typisch deutsch. Die Farbe mancher Häuser ist übrigens manchmal wesentlich schlimmer!
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  • deweka
    Leider sieht man in städtischen Parks immer mehr streng geometrische Formen.
    Bei Wegen könnte man das vielleicht noch verstehen, aber wenn Pflanzen geometrische Formen aufgezwungen werden hat das nichts mehr Natürliches an sich.
    Das passt dann zwar besser zu den Wohnklötzen mit Flachdach, ist aber nicht mehr die Natur in der man sich von den Zwängen der Umgebung erholen möchte.
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  • flyarcus@gmx.de
    @deweka....wo isses Problem diesmal? Was ist an einer Geometrischen Anordnung denn falsch? Bin ich froh, sie nicht als Nachbarn zu haben....is ja furchtbar!
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  • deweka
    Es sieht unnatürlich aus. Natürliche Formen wirken entspannender.
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  • flyarcus@gmx.de
    ...und wer gießt denn all die grüne Gärten und mit was eigentlich, wenn wir knappes Wasser haben?
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  • deweka
    Bei Wasserknappheit gibt es immer noch die Möglichkeit weniger durstige Pflanzen zu verwenden und gezielter zu bewässern.

    Hier kann man von Israel oder Kalifornien lernen.
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  • flyarcus@gmx.de
    @deweka...lesen sie nochmal durch, bevor sie posten?
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  • deweka
    @ Mementomori …haben Sie etwas Bestimmtes an diesem Beitrag zu kritisieren?
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  • flyarcus@gmx.de
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  • derbauer
    Für unser menschliches und vor allem DEUTSCHES Auge sehen gepflegte schottergärten richtig gut aus. Gepflegter Fussballplatz, aufgeräumter Arbeitsplatz alles tiptop sauber griegen wir tagtäglich als gut und anstrebenswert dargestellt.
    Dann machen wir ein kreuzchen bei rettet die Bienen und schon ist unsere Welt auch in der hinsicht ok. Gerade auch in Vorgärten, kleinen Nischen und auf öffentlichen Flächen Böschungen usw. Kann mann durch blühende Pflanzen mehr für die Natur tun als mann glaubt. Und mann kann nach ausen zeigen wie mann zur Umwelt steht.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Arbeiten sie in einem Steinbruch? Fred Feuerstein lässt grüßen! Schade nur, dass Bürger mit Geschmack diese Verwüstungen anschauen müssen.
    Manche Menschen müssen vor ihren eigenen "Geschmacksverwirrungen" geschützt werden. Notfalls per Gesetz! WILMA!!!
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  • Franken48
    Dieser Vorgarten, gefällt mir. Werde mir den Vorgarten auch so gestalten.
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    Und ich weiß auch warum: Aus Trotz! Weil Umweltschutz eh doof ist und Sie alles, was irgendwie „grün“ ist, ganz schlimm finden. Stimmts?
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