Auch Wochen nach der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche dauert die Debatte um die Abschiebe-Pläne rechter Politikerinnen und Politiker weiter an. Noch immer gehen bundesweit Menschen gegen rechtes Gedankengut und die "Remigrations"-Politik der AfD auf die Straße. Mittlerweile positionieren sich auch immer mehr Unternehmen gegen das in der Debatte transportierte Menschenbild, gegen Menschenfeindlichkeit und für Toleranz – auch in Schweinfurt.
So verkündete etwa das Leopoldina-Krankenhaus in einer öffentlichen Stellungnahme, man positioniere sich "ausdrücklich gegen rechtsextremes Gedankengut, Autoritarismus und menschenverachtende Deportationsphantasien". Die Verantwortlichen machen deutlich, was man dort von den Abschiebeplänen hält: "Wir halten das für politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich dumm".
Zudem macht die Krankenhausleitung darauf aufmerksam, welche Bedeutung ausländische Fachkräfte für den Klinikalltag haben. "Wir im Krankenhaus könnten unsere Dienstleistungen ohne die wertvolle Unterstützung von vielen Menschen mit Migrationshintergrund definitiv nicht erfüllen", heißt es in dem Schreiben.
Menschen aus über 50 Nationen arbeiten im Leopoldina-Krankenhaus
Rund 2300 Menschen arbeiten im Leopoldina – davon knapp 200 mit einem ausländischen Pass, bestätigt das Krankenhaus auf Nachfrage dieser Redaktion. Hinzu kämen etliche Mitarbeitende mit Migrationshintergrund, die mittlerweile einen deutschen Pass haben, sagt Pressesprecher Veit Oertel. Insgesamt seien unter den Mitarbeitenden über 50 Nationen vertreten.
Mit seiner öffentlichen Stellungnahme ist das Leopoldina dabei nicht der einzige Arbeitgeber in der Region, der sich vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte für Toleranz, Vielfalt und Respekt ausspricht – und auf die Bedeutung der Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund für die heimische Wirtschaft hinweist.
"Wir sehen in einer diversen Belegschaft die Chance, unterschiedliche Blickwinkel und Arbeitsweisen zusammenzubringen und voneinander zu profitieren. Deshalb haben ausgrenzender Rassismus und Menschenfeindlichkeit bei SKF keinen Platz", äußert sich SKF-Deutschlandchef Jörg Wuttke aus aktuellem Anlass. Die Bereitschaft, integrationsbereite Zuwandererinnen und Zuwanderer offen zu empfangen, sehe er als wichtige Voraussetzung an, "um dem Fachkräftemangel in Deutschland langfristig zu begegnen".
Kulturelle Vielfalt als Bereicherung und "Erfolgsfaktor"
Ähnlich äußert man sich dazu auch bei Schaeffler. Auch hier sehe man "multikulturelle Erfahrungen" als Bereicherung und darüber hinaus als "Erfolgsfaktor" und Innovationsgarant an, so Marco Bosch, Unternehmenssprecher für den Standort Schweinfurt. "Deshalb haben wir die 'Charta der Vielfalt' unterzeichnet und Chancengleichheit und Vielfalt in unserem Unternehmenskodex verankert", sagt Bosch. Allein am Standort Schweinfurt seien aktuell Menschen aus über 50 Nationen beschäftigt.
Mittlerweile bemühe man sich seitens hiesiger Unternehmen mitunter sogar gezielt darum, auch ausländische Fachkräfte anzuwerben. So engagiere sich etwa das Leopoldina-Krankenhaus bereits seit Jahren dafür, Pflegekräfte unter anderem aus Tunesien, Mexiko oder von den Philippinen zu gewinnen, sagt Pressesprecher Veit Oertel.
Bei SKF gehe externen Stellenausschreibungen in der Regel eine globale interne Stellenausschreibung voraus, erklärt Unternehmenssprecher Holger Laschka. "Es gibt viele Beispiele für internationale Stellenbesetzungen aus anderen Standorten. Zuletzt wurde eine wichtige Position im Factory Management Schweinfurt mit einem Einkaufsspezialisten aus China besetzt", so Laschka. Außerdem präsentiere sich das Unternehmen regelmäßig auf Hochschulmessen und in Online-Stellenportalen, auch für internationale Hochschulabsolventinnen und -absolventen.
Ausländische Mitarbeitende bei der Integration unterstützen
Auch bei der Trips GmbH, Systemhaus für Automation und Prozessleitsysteme in Grafenrheinfeld, betont man die "reibungslose Integration der Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln", die mittlerweile über 20 Prozent der Belegschaft ausmachen, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Bereits seit Jahren setzte man hier bei der Besetzung der Stellen gezielt auch auf geeignete Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Ausland, die man "bei allen Auflagen einer beruflichen Integration in unserem Land unterstützen und begleiten" wolle, so das Unternehmen.
Um ausländischen Mitarbeitenden die Integration zu erleichtern, setze man vor allem auf zusätzliche Angebote wie Sprachkurse oder andere Trainingsformate, erklären hiesige Unternehmen auf Nachfrage dieser Redaktion. "Neben vielen einzelnen und kreativen Maßnahmen sind vor allem das Angebot an Sprachkursen bis hin zum Einzelunterricht, Unterstützung in den Berufsanerkennungsverfahren, Bildungs- und Weiterbildungsangebote der Schule für Pflegeberufe, Intensivcoachings und Teachings für ausländische Ärzte oder die Unterstützung bei der Wohnungssuche zu nennen", sagt Leopoldina-Sprecher Veit Oertel.