400 Millionen Euro will das Schweizer Unternehmen PQ Energy in den Bau eines Gasturbinenkraftwerks im Industriepark Maintal investieren. Es soll als Reserve für produktionsarme Zeiten dienen und Schwankungen im Stromnetz stabilisieren. Das Thema ist wegen der Diskussion um die Energiewende und der Trassenpläne für Stromleitungen hochaktuell.
Am Donnerstag stand das Gaskraftwerk auf der Tagesordnung des städtischen Bau- und Umweltausschusses, allerdings wieder nicht öffentlich. SPD-Stadtrat Herbert Wiener forderte angesichts der aktuellen Debatten um eine öffentliche Behandlung des Themas. Die lehnte Sitzungsleiter Oberbürgermeister Sebastian Remelé aber mit der Begründung ab, dass auch vertragliche Belange eine Rolle spielen könnten.
Der Stadtrat hatte im Oktober 2013 – ebenso nicht öffentlich – mit großer Mehrheit ein sechs Hektar großes Areal südlich der Brüsselstraße im Maintal für den Investor reserviert. Für fünf Jahre ist die ja nicht kleine Fläche für die Schweizer Firma zum Bau eines gasbetriebenen Reservekraftwerks reserviert. Den entsprechenden „Ankaufsrechtvertrag“ haben beide Parteien notariell geschlossen. Ab 2015 erhält die Stadt eine „angemessene Optionsgebühr, falls das Ankaufsrecht nicht ausgeübt wird“, sagte der OB damals. Zur Höhe äußerte er sich nicht, wenngleich er ein solches Reservekraftwerk einen „elementaren Bestandteil der Energiewende“ nannte.
Im Gespräch war auch Grafenrheinfeld. Auf dem Areal neben dem Kernkraftwerk, das Ende Mai abgeschaltet wird, habe es aber zu viele offene Fragen gegeben. Genannt wurden die Grundstücksgröße, der Hochwasserschutz, außerdem grenzt das Vogelschutzgebiet Garstadt an. In Schweinfurt „erscheint uns die Genehmigungsfähigkeit besser zu sein“, erläuterte damals PQ-Geschäftsführer Dominique Candrian.
Am Donnerstag ging es im Baugremium hinter verschlossenen Türen um „baurechtliche Vorgaben“, wie Pressesprecherin Anna Barbara Keck auf Anfrage dieser Zeitung nach der Sitzung erklärte. Sie bestätigte, dass aus Emissions- und Lärmschutzgründen eine Änderung des bestehenden Bebauungsplanes nötig sein werde, um die Voraussetzungen für den Bau des Reserve-Gaskraftwerkes zu schaffen. Der Plan enthält außerdem keinen Passus zur Energiegewinnung.
Schweinfurt ist laut Keck einer von drei möglichen Standorten des Schweizer Unternehmens PQ-Energy. Die Pressesprecherin rechnet damit, dass die Bebauungsplanänderung in etwa vier Wochen erneut im Bauausschuss behandelt werden kann. Diese Verfahren sind öffentlich. Aktuell seien keine Entscheidungen getroffen worden, erklärte die Pressesprecherin.
Nach den 2013 gegebenen Informationen von PQ Energy soll das geplante Bauwerk vier Kraftwerksblöcke mit einer Kapazität von 1044 Megawatt (MW) oder sechs Blöcke mit 768 MW umfassen. In jedem Fall wird die Anlage weithin sichtbar sein. Die Kamine der Kraftwerksblöcke haben den Angaben zufolge nämlich eine Höhe zwischen 50 und 80 Meter.
Für Bauleitplanung und Genehmigungsverfahren rechnete die Firma Ende 2013 mit maximal eineinhalb Jahren Vorlauf- und einer Bauzeit von zwei Jahren, so dass die Inbetriebnahme bis 2018 noch immer möglich ist. Angestrebt wird eine Zusammenarbeit mit den Stadtwerken. Eine Projektgesellschaft „PQ Energy Schweinfurt GmbH“ soll dazu gegründet werden.
Im Stadtrat gab es zwar eine breite Mehrheit, aber auch viel Kritik. Die wurde zum einen an den nur etwa zehn bis 20 Jobs im geplanten Kraftwerk festgemacht. Zum anderen an der Dimension des Kraftwerks.
Herbert Wiener, Energieexperte der SPD-Fraktion, hatte grundsätzlich nichts gegen ein solches Reservekraftwerk, die beiden vorgestellten Varianten – 768 oder 1044 Megawatt Leistung – bezeichnete er aber als viel zu groß. „Ideal wären für die Region Mainfranken einschließlich des Bamberger Raums 200 Megawatt“, sagte Wiener.
1000 Megawatt reichten für das ganze nördliche Süddeutschland, aber allein Schweinfurt und sein Umland hätten die Emissionen, meinte er. Wiener hatte auch darauf hingewiesen, dass die Stadt schon noch die Möglichkeit habe, auf die Größenordnung via Planfeststellung sowie bau- und emissionsrechtlichen Verfahren Einfluss zu nehmen.