Das Thema Stadtwald oder Landesgartenschau interessiert die Schweinfurter. 70 hatten sich den Mittwochabend freigehalten, um sich im Christkönigsheim am Bergl bei der Podiumsdiskussion der Linken zu informieren. Die sind ein erklärter Befürworter des Bürgerparks und der Landesgartenschau in den ehemaligen Ledward-Kasernen und am Kessler Field –Fraktionsvorsitzender Frank Firsching verteidigte das Ratsbegehrenauf dem Podium, während seine Stadtratskollegin Ulrike Schneider (Freie Wähler/Schweinfurter Liste) als Initiatorin des Bürgerbegehrens für den Stadtwaldwarb.
Ein bisschen wurde mit ungleichen Waffen gekämpft, was Ulrike Schneider beklagte: Baureferent Ralf Brettin stellte per Power-Point-Präsentation die bekannten Pläne der Stadt zum Bürgerpark und der Landesgartenschau vor. Schneider hatte keine Präsentation dabei, war aber von Seiten der Bürger oft in Anspruch genommene Ansprechpartnerin. Tendenziös war die Veranstaltung nicht, beide Seiten kamen zu Wort. Dass die Linken aber als Befürworter des Bürgerparks mit Landesgartenschau diese Position herausheben würden, war bei ihrer eigenen Veranstaltung nachvollziehbar.
Ralf Brettin legte den Schwerpunkt in seiner Darstellung auf das Thema Stadtentwicklung. "Wichtig ist, was bleibt", so Brettin, der dem Slogan "Industrie und Kunst", der für Schweinfurt wirbt, noch "Grün" mit anfügte. Die Planung der Neu-Gestaltung der insgesamt 70 Hektar verschiedener Konversionsflächen sei ein jahrelanger Prozess, so der Baureferent. Seit 2016 beschäftige man sich mit der Idee einer Landesgartenschau 2026, für die man im August 2018 den Zuschlag erhielt.
Landesgartenschau als Hebel
Brettin stellte die Bürgerparks-Planung, die sich aus dem einstimmig im Stadtrat verabschiedeten integrierten Stadtentwicklungs-Konzept ergibt, vor und die Mehrleistungen für das Landesgartenschau-Gelände. Für den Bürgerpark auf etwa zehn Hektar Fläche müsse man ohnehin fünf Millionen Euro rechnen, der bei einer Landesgartenschau geplante Park mit einer höherwertigeren Ausstattung koste nur zwei Millionen mehr. Dass die so genannten Korrespondenzprojekte als grünes Band zwischen der Landesgartenschau und dem Main nicht in der Kostenschätzung enthalten sind, betonte Brettin. Er verwies darauf, dass es bezüglich der möglichen Bezuschussung eine so genannte Bündelungswirkung von Seiten des Freistaates gebe: Das bedeutet, dass es nicht nur fünf Millionen Euro Förderung für den Investitionshaushalt der Landesgartenschau gibt, sondern wegen der Landesgartenschau auch höhere Zuschüsse für mit ihr in Zusammenhang stehende Projekte wie die Aufwertung des Volksfestplatzes, des Schuttbergs oder der Mainlände.
"In unseren Augen liegen die Pluspunkte allesamt beim Stadtwald", betonte Ulrike Schneider. Sie und auch einige Bürger in der Fragerunde kritisierten die Kostenschätzung für die Durchführung der Landesgartenschau, die Annahme, dass 750 000 Besucher kommen sollen und dass man den Zwölf-Millionen-Durchführungshaushalt mit einer schwarzen Null abschließen wolle. Schneider verwies auf die stark kritisierte Landesgartenschau in Würzburg 2018, bei der aufgrund des heißen Sommers und anderer Faktoren ein Minus von sieben Millionen Euro im Durchführungshaushalt entstand. Den von ihr angedachten Wald bekomme man nach Abzug der Förderung für 100 000 Euro.
Dem Natur- und Klimaschutz Vorrang gewähren
Ein großes Thema ist der ökologische Aspekt. "Für das Klima in unserer Stadt sind möglichst viele Bäume deutlich besser als Wiesen und Blumen", so Schneider, die von das Bürgerbegehren mit unterstützenden ödp-Mitgliedern sowie Zuhörern argumentativ Hilfe erhielt. Eine Bürgerin gab ein flammendes Plädoyer pro Klimaschutz, man müsse eine Naturoase schaffen. Sie forderte einen Paradigmenwechsel hin zum konsequenten Natur- und Klimaschutz.
Ein länger diskutiertes Themenfeld war die Frage, wie schnell ein Wald wachsen würde - dazu gibt es kontroverse Positionen. Schneider gab ihre Gespräch mit Förstern wider, betonte, wenn man 2019 mit dem Pflanzen von schnell wachsenden Setzlingen begönne, würden diese 2026 durchaus bis zu drei Meter hoch sein. Andere Bürger sprachen davon, dass ein Wald Jahrzehnte zum wachsen brauche. Intensiv erörtert wurde auch die Frage, welche Folgekosten zur Pflege ein Wald oder ein Bürgerpark hätte.
Frank Firsching argumentierte vor allem mit dem sozialen Aspekt des Bürgerparks als Begegnungsstätte für alle Schichten im Gegensatz zu einem Wald, der einen nur begrenzten Freizeitwert habe. Dass Schneider nicht nur ihm, sondern der CSU vorwarf, wer wirklich sozial sei und an seine Kinder denke, könne nur einen Wald als sinnvoll erachten, ließ Firsching nicht gelten. Gerade die Linken im Schweinfurter Stadtrat stünden wie niemand sonst für soziale Politik, und es sei sicher nicht unsozial, einen Treffpunkt für alle Menschen zu schaffen.