Am schwersten haben es offenbar alleinstehende Männer. Jaqueline Meyer, Asylsozialberaterin aus der Schweinfurter Erstaufnahmeeinrichtung (EA), bringt das Problem auf den Punkt: Mehr als schwierig ist die Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlinge in Schweinfurt und Umgebung. Erst kürzlich haben Recherchen dieser Redaktion gezeigt, dass in den Einrichtungen der Region noch viele Menschen leben, die eigentlich in eigene vier Wände ziehen dürften, wenn es nach dem Gesetz geht – genau das aber nicht tun, weil sie keine Wohnung finden. In der EA waren es zuletzt rund 300 sogenannte Fehlbeleger.
Vermieter sind durch fremdländisches Aussehen verschreckt
Weil private Vermieter oft „durch einen Bart und fremdländisches Aussehen“ verschreckt seien, sagt Meyer, ist es hilfreich, wenn jemand mitgeht zur Wohnungsbesichtigung. Die Ehrenamtsakademie der Diakonie hat am 11. April in der Erstaufnahme ein Treffen für Helfer veranstaltet, die Flüchtlingen bei der Wohnungssuche unterstützen wollen: 18 schon Engagierte, oder solche, die es werden wollen, sind gekommen, um sich Tipps und Infos abzuholen.
Empfehlenswerte Suchstrategien, vom Durchforsten der Zeitungsanzeigen, über Online-Plattformen bis hin zu Facebook-Gruppen, waren genauso Inhalt der Infoeinheit wie die rechtlichen Grundlagen. Die sehen so aus: Sobald ein Asylbewerber einen Bescheid über seinen anerkannten Flüchtlingsstatus bekommt, kann er auf Wohnungssuche gehen. Er gilt fortan als Fehlbeleger in der Unterkunft.
Schon dieser Schritt kann mehrere Monate dauern. Die Zuständigkeit wechselt dann von der EA zur Ausländerbehörde der Stadt Schweinfurt. Weitere Monate des Wartens auf einen finalen Ausweis in Form einer Plastikkarte folgen, der den konkreten Aufenthaltstitel beschreibt. Wer wie rasch zu einem Ausweis kommt, ist nicht vorherzusagen. „Es kann sein, dass jemand mit einem B am Anfang des Nachnamens schneller bearbeitet wird, als einer der vielen As“, sagt Jaqueline Meyer.
Anerkannte Flüchtlinge können Wohnort frei wählen
Theoretisch kann sich ein Flüchtling mit Bescheid seinen Wohnort deutschlandweit auswählen. Deshalb suchen laut Meyer auch viele in Städten, in denen schon Familienangehörige wohnen – obwohl ihr Ausweis-Verfahren noch in Schweinfurt läuft. Kompliziert wird es dann, weil das Jobcenter am neuen Wohnort die Zuständigkeit übernimmt.
Die EA in Schweinfurt gibt es seit Juli 2015, etwa seit Dezember sind folglich die ersten Flüchtlinge auf Wohnungssuche. Weil nur Wohnungen in Frage kommen, die günstig sind, konkurrieren anerkannte Flüchtlinge mit anderen Familien und sozial schwächer gestellten Wohnungssuchenden. „Das Angebot an Sozialwohnungen in Stadt und Landkreis Schweinfurt ist viel zu gering“, konstatiert Jaqueline Meyer. Auch die Stadtratfraktion der SPD hat vor kurzem einen Antrag auf zusätzlichen Bau von Sozialwohnungen gestellt.
Ein Pool von Ehrenamtlichen geht mit zu Besichtigungsterminen
Was also tun? „Hartnäckig bleiben“, empfiehlt Meyer. Immer wieder gebe es einzelne Erfolgsgeschichten. Ältere Vermieter schrecke es ab, wenn Interessenten kein Deutsch sprechen. „Aber wenn ein deutscher Begleiter dabei ist, haben Flüchtlinge größere Chancen.“ Weil sie dann sicher sein können, dass der Bewerber die Bedingungen versteht.
Künftig wird es in der Erstaufnahme drei Mal pro Woche eine Sprechstunde geben, in denen je zwei Ehrenamtliche Wohnungsbesichtigungstermine für Flüchtlinge vereinbaren. Ein Pool aus weiteren sechs Helfern steht als Begleitung zur Verfügung. Wie weit die Betreuung anschließend geht, müsse jeder Ehrenamtliche selbst entscheiden, sagt Jaqueline Meyer. Denn vor Mietvertragsabschluss stehen noch diverse Anträge beim zuständigen Jobcenter an. Und auch ein Umzug mit Antrag auf Erstausstattung und Möbeltransport birgt oftmals Probleme, vor denen Flüchtlinge alleine und ohne Sprachkenntnisse stehen. Herausforderungen, die allerdings auch andere, deutschsprachige ALG II-Bezieher bewältigen müssen.
Wer Flüchtlingen bei der Wohnungssuche helfen möchte, kann sich bei Jaqueline Meyer melden: Tel. (0 97 21) 7 38 96 35