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Gerolzhofen
Fitness-Lounge: Großteil der Mitglieder ist solidarisch
Die Fitness-Lounge in Gerolzhofen muss in der Coronakrise auf die Solidarität ihrer Mitglieder hoffen, um liquide zu bleiben. Bislang funktioniert das gut.
Nichts geht derzeit in deutschen Fitnessstudios. Für die Inhaber stellt es eine große Herausforderung dar, die Zeit der Zwangsschließung finanziell zu überbrücken. 
Foto: Symbolbild Jonas Walzberg | Nichts geht derzeit in deutschen Fitnessstudios. Für die Inhaber stellt es eine große Herausforderung dar, die Zeit der Zwangsschließung finanziell zu überbrücken. 
Andreas Lösch
Andreas Lösch
 |  aktualisiert: 26.04.2020 02:10 Uhr

Weil es durch die Coronakrise zu zahlreichen (zumindest vorübergehenden) Geschäftsschließungen kommt oder in vielen Branchen der Geschäftsbetrieb stark eingeschränkt ist, müssen viele Unternehmen außergewöhnliche Wege gehen, um sich über Wasser zu halten. Bei der Fitness-Lounge in Gerolzhofen etwa appelliert das Inhaber-Ehepaar Klaus und Jutta Auer an die Solidarität ihrer Kundschaft.

In einem Brief bitten die beiden ihre rund 700 Mitglieder, den monatlichen im Vertrag festgelegten Beitrag, der je nach Leistungspaket zwischen 40 und 60 Euro schwankt, weiterhin zu bezahlen. Auch wenn es derzeit nicht möglich ist, das Fitness-Studio zu nutzen. Wie reagieren die Kunden darauf? „Der größte Teil hat es mitgemacht“, sagt Klaus Auer auf Anfrage dieser Redaktion.

Das verschafft den Auers Zeit, denn sie können so die laufenden Kosten decken. Der Zeitraum, in dem der Beitrag ohne Gegenleistung gezahlt wird, soll „keinen Nachteil für dich haben“, schreiben die Betreiber in dem Brief an die Mitglieder. Für die Zeit der Schließung erhalten die Mitglieder eine Trainingsgutschrift, „so dass dir kein einziger ausgefallener Trainingstag verloren geht“. Da die Verträge unterschiedliche Laufzeiten haben, kommen die Gutschriften dann auch nicht geballt zum Tragen, sondern verteilen sich monatsweise über einen längeren Zeitraum.

50 Mitglieder haben die Zahlungen eingestellt

Klaus und Jutta Auer wissen, dass es beileibe keine Selbstverständlichkeit ist, wenn die Mitglieder weiter zahlen. Aber sie hätten diesen Brief nicht geschrieben, wenn sie nicht wüssten, was daran hängt: „Die 19 Mitarbeiter unseres Studios, samt Familien, sind auf Solidarität angewiesen. Für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze benötigt das Studio laufende Liquidität. Nur so können wir alle nachher wieder für dich da sein“, erklären sie in dem Schreiben. Nur 50 der rund 700 Mitglieder haben laut Jutta Auer ihre Zahlungen inzwischen eingestellt. Freilich hat Klaus Auer Verständnis dafür, schließlich müssten manche in der aktuellen Situation „auch auf das Geld schauen“.

Aber: „Keine Einnahmen wären der GAU gewesen“, sagt Auer. Im Oktober 2017 hat er das Fitness-Studio von dem Schweinfurter Unternehmen „Fitness- und Wellnesscenter Gschwender“ übernommen, das an den Standorten Schweinfurt und Gerolzhofen tätig war. Das Gschwender-Studio Schweinfurt wurde vom örtlichen Konkurrenten „Injoy“ gekauft, Klaus Auer und sein Frau Jutta machten sich unterdessen in Gerolzhofen daran, ihr eigenes Fitness- und Wellnesskonzept in der ehemaligen Kreisstadt auf die Füße zu stellen.

Studio komplett grundsaniert

Allein knapp 300 000 Euro haben sie in neue Geräte investiert, zudem wurden unter anderem die Duschen renoviert, der Saunabereich neu gestaltet und die Physiotherapie umgebaut. Es steckt also viel Geld und Arbeit in der „Fitness-Lounge“. „Wir haben das Studio komplett grundsaniert“, sagt Jutta Auer. Die aktuelle Situation sei für das Unternehmen deswegen eine immense organisatorische und wirtschaftliche Herausforderung.

Ende November 2017 wurde die 'Fitness-Lounge' offiziell eröffnet. Im Bild (von links) Gerolzhofens Zweiter Bürgermeister Erich Servatius mit Jutta und Klaus Auer.
Foto: Archiv Karin Sauer | Ende November 2017 wurde die "Fitness-Lounge" offiziell eröffnet. Im Bild (von links) Gerolzhofens Zweiter Bürgermeister Erich Servatius mit Jutta und Klaus Auer.

Derzeit ist noch unklar, wann das Studio wieder öffnen kann. „Die Regierung sieht ein Fitnessstudio noch immer als Freizeitanlage an“, sagt Auer. Freizeitanlagen dürften derzeit noch nicht öffnen. Dabei diene das Fitnessstudio der Auers ihren Angaben zufolge in erster Linie dem Aufbau beziehungsweise Erhalt der körperlichen Fitness, sei also im Gesundheitssektor anzusiedeln. Diese Definitionssache macht es den Auers und auch zahlreichen weiteren Berufsgruppen/Selbstständigen aktuell schwer, ihrem Geschäft nachzugehen: Wer darf öffnen, wer nicht, unter welchen Bedingungen und wann? „Wir hoffen, dass wir Anfang Mai vielleicht wieder aufmachen können“, sagt Klaus Auer. „Aber es ist schwer zu sagen.“

Kontakt zu den Kunden halten

Den Kontakt zu ihren Kunden halten sie derweil über Facebook und Instagram. Auf den Social-Media-Plattformen posten sie regelmäßig Fitness- und Trainingstipps für Zuhause, viele Mitglieder nehmen das gerne an und kommentieren und diskutieren auf den Plattformen, wenn sie eine Trainingseinheit absolviert haben. Irgendwie gilt es ja für alle, diese besondere Zeit zu überbrücken und irgendwann geht es ja auch wieder weiter. Bis dahin „heißt es zusammenhalten, fit bleiben und Panik vermeiden“, schreiben die Auers. Sobald es weitergehen kann, stehen sie bereit. "Wir freuen uns. Wir sind auf Stand-by", sagt Klaus Auer.

 
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