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Gerolzhofen
1115 Kilometer per Rad zum Jubiläumsfest: Gelingt die Tour von Gerolzhofen in die Partnerstadt Elek?
Nach sieben Tagen will eine Radgruppe aus Gerolzhofen pünktlich zu den Feierlichkeiten am 1. August in Ungarn ankommen. Vorbild ist eine legendäre Radtour von 1990.
Fünf Radfahrer wagen die 1100 Kilometer-Fahrt in die Partnerstadt Elek. Sie wurden am Freitag auf dem Marktplatz von der Stadt und dem Partnerschaftskomitee verabschiedet: (von links) Gabriele und Bernd Schmitt, Markus Schmidt, Carsten Lesser, Stefan Pfister und Bürgermeister Thorsten Wozniak, sowie Zweiter Bürgermeister Erich Servatius und Beate Glotzmann (Tourist-Information). Markus Weikert stößt in Fürth zur Gruppe hinzu.
Foto: Stefan Pfister | Fünf Radfahrer wagen die 1100 Kilometer-Fahrt in die Partnerstadt Elek. Sie wurden am Freitag auf dem Marktplatz von der Stadt und dem Partnerschaftskomitee verabschiedet: (von links) Gabriele und Bernd Schmitt, ...
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 01.08.2024 02:42 Uhr

Es ist eine außergewöhnliche Aktion im Jubiläumsjahr. Zu den Feierlichkeiten anlässlich der Auswanderung von vielen Gerolzhöfern ins ungarische Elek und Sankt Martin vor nunmehr 300 Jahren, wollen einige Fahrradenthusiasten die gesamte Strecke im Sattel zurücklegen.

Die Tour führt über 1115 Kilometer in die Partnerstadt Elek. Es ist ein überaus sportliches Programm, was sich die fünfköpfige Radgruppe vorgenommen hat. Um rechtzeitig bei den am 1. August beginnenden Festivitäten anzukommen, müssen sie sieben Etappen mit bis zu 175 Kilometern bewältigen. Nur am Schluss ist eine kürzere Strecke zurückzulegen, mit immerhin 130 Kilometern.

Bis zu 175 Kilometer am Tag und dazu 4000 Höhenmeter

Auf sich nehmen werden die Strapazen der Gerolzhöfer Zahnarzt Stefan Pfister, Bürgermeister Thorsten Wozniak, Markus Weikert (ab Fürth dabei), Markus Schmidt und Carsten Lesser. Wobei nur die beiden Erstgenannten bis zum Zielort fahren, die anderen werden nur bis Wien dabei sein.

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Die langen Tagesstrecken sind selbst für gut trainierte Radler eine Herausforderung. Erschwerend kommen rund 4000 Höhenmeter im Gesamten hinzu, die sicher mächtig in die Beine gehen werden. „Wir werden sehen, wie es sich anfühlt“, sagt Stefan Pfister mit einem Lächeln.

Damit die Schmerzen unterwegs nicht allzu groß sein werden oder die Puste ausgeht, hat jeder im Vorfeld individuell trainiert. Jedoch nicht mit einem speziellen Plan. Thorsten Wozniak, bekannt für seine sportliche Leidenschaft, vor allem als Läufer, spricht von einer gewissen „Grundfitness“.

Vor allem die langen Etappen sind eine extreme Belastung für den Körper – und eine ungewohnte dazu, meint Pfister. „Kaum jemand von uns weiß, wie es sich anfühlt, Strecken über 150, 160 Kilometer an mehreren Tagen hintereinander zu fahren.“

Zweiter Bürgermeister gab am Freitag den Startschuss

Die Tour führt vom Marktplatz in Gerolzhofen, wo 2. Bürgermeister Erich Servatius die Radgruppe am Freitag verabschiedet hat, nach Schmidmühlen (165 km) und weiter nach Passau (160 km). Über Österreich, mit den Stationen Persenbeug (170 km) und Parndorf (165 km), geht es nach Ungarn, wo zunächst Esztergom (175 km) und Szolnok (150 km) angesteuert werden, bevor am siebten Tag das ersehnte Ziel Elek erreicht wird. Dort wird dann bis zum 5. August das 300. Jubiläum ausgiebig gefeiert, woran Thorsten Wozniak offiziell als Bürgermeister teilnimmt.

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Zur Belastungsprobe werden bei der Radtour wohl auch die Temperaturen werden: Über 30 Grad sind für die nächsten Tage in Ungarn vorhergesagt. Bürgermeister Wozniak, der die Fahrt als Privatmann, also in seinem Urlaub unternimmt, macht das weniger Sorgen, auch wenn jeder Fahrer Respekt vor der Tour habe: „Wir haben keine Angst davor.“

Vorbilder für die jetzige Tour: 1990 ging es schon einmal nach Elek. Das Trikot hat sich Rolf Hantelmann aus Gerolzhofen (rechts) aufgehoben. Mit dabei war auch Karl Hofmann, der von weiteren Mitfahrern damals ein Buch mit allen Erinnerungen und Fotos geschenkt bekam.
Foto: Stefan Pfister | Vorbilder für die jetzige Tour: 1990 ging es schon einmal nach Elek. Das Trikot hat sich Rolf Hantelmann aus Gerolzhofen (rechts) aufgehoben.

Denn bei der „Tour de Elek“ gilt folgende Goldene Regel, die Pfister so formuliert: „Es ist kein Wettrennen. Der Weg ist das Ziel“. Man wolle die Fahrt genießen. Damit die Fahrer nicht mit Gepäck auf ihren Rennrädern unterwegs sein müssen, wird ein Begleitfahrzeug mit dem Allernötigsten mitfahren, das von Sergej Chernoisikow gelenkt wird.

Sieben Radler waren bereits 1990 nach Elek unterwegs

Einige Tipps haben sich die Radler laut Stefan Pfister von einem Experten im Vorfeld geholt. Rolf Hantelmann aus Gerolzhofen hat eine ähnliche Tour bereits vor 34 Jahren absolviert. Zusammen mit Helmut Stix (Gerolzhofen), Karl Hofmann (Schallfeld), Hugo Oechsner, Karl Schiefer, Heinz Krahn und Rainer Lindner (alle Dingolshausen) radelte er nach Elek.

Schon bei der ersten Tour vor 34 Jahren saßen die Fahrer auf für damalige Zeiten modernen Rennrädern. Im Schnitt strampelten die Herren jeden Tag 184 Kilometer herunter.
Foto: Sammlung Karl Hofmann | Schon bei der ersten Tour vor 34 Jahren saßen die Fahrer auf für damalige Zeiten modernen Rennrädern. Im Schnitt strampelten die Herren jeden Tag 184 Kilometer herunter.

Noch gut erinnert sich Hantelmann und sein damaliger Mitstreiter Karl Hofmann an die Erlebnisse, bei einem Gespräch mit dieser Redaktion. Startschuss war an Christi Himmelfahrt 1990 ebenfalls auf dem Marktplatz. Eigens für die Radtour hatten sie sich bunte Trikots mit der Aufschrift „Elek“ anfertigen lassen und für die damalige Zeit moderne Rennräder gekauft.

Vorbild für die damalige Fahrt war wiederum eine Tour von Radsportfreunden aus der Region im Jahr 1982 in die französische Partnerstadt Mamers. Und ein weiteres Jahr davor hatte der Franzose Michel Gautier die umgekehrte Strecke nach Gerolzhofen zurückgelegt.

Geheimrezept: Alkohol gegen Schmerzen am Gesäß

„Wir waren davon sofort begeistert“, berichtet Hantelmann. Mehrmals pro Woche hätten sie trainiert, mit Fahrten in den Steigerwald. Einmal ging es gemeinsam auf eine lange Trainingsfahrt nach Marktheidenfeld, bevor sich die passionierten Radler nach Ungarn aufmachten. Acht Tage waren sie unterwegs, wobei die Strecke etwas anders verlief als die heutige – und mit fast 1300 Kilometer um einiges länger war.

Die größte Herausforderung sei die Donau-Etappe nach Krems mit sage und schreibe 239 Kilometern gewesen. Weil die Gruppe ungleich trainiert gewesen sei, waren einige Strecken zu lang, meint Hantelmann. Gelitten hat vor allem das Gesäß, weiß Karl Hofmann zu berichten.

Ein ganz besonderer Moment: Auf der vierten Etappe von Krems über Wien nach Sopron überquerten die sieben Radfahrer den Grenzübergang Klingenbach zwischen Österreich und Ungarn.
Foto: Sammlung Karl Hofmann | Ein ganz besonderer Moment: Auf der vierten Etappe von Krems über Wien nach Sopron überquerten die sieben Radfahrer den Grenzübergang Klingenbach zwischen Österreich und Ungarn.

„Wenn der Popo weh tut, dann sollen wir ihn mit Alkohol einreiben“, diesen Tipp erhielten sie in einem Fahrradgeschäft. Auch Stürze blieben nicht aus, wie in einem Buch nachzulesen ist, das Hofmann von Mitfahrern nach der Tour geschenkt bekam. Fein säuberlich sind dort alle Etappen und Ereignisse aufgeschrieben und eine Vielzahl an Fotos eingeklebt.

Rolf Hantelmann: „Es war ein großes Abenteuer“

Es gab aber nicht nur Schmerzen und kleinere Pannen, sondern auch viele schöne Momente: einen fröhlichen Weinabend nach der Königsetappe, als Zaungäste bei einer Wachauer Hochzeit oder Übernachtungen im „exklusiven Hotel mit Sauna und Schwimmbad“.

Das Sehnsuchtsziel war am 30. Mai 1990 erreicht, nach 1288 Kilometern im Sattel. Die Erschöpfung, aber auch Freude ist den Radfahrern Rolf Hantelmann, Helmut Stix, Karl Hofmann, Hugo Oechsner, Karl Schiefer, Heinz Krahn und Rainer Lindner auf dem Bild am Ortsschild von Elek anzusehen.
Foto: Sammlung Karl Hofmann | Das Sehnsuchtsziel war am 30. Mai 1990 erreicht, nach 1288 Kilometern im Sattel. Die Erschöpfung, aber auch Freude ist den Radfahrern Rolf Hantelmann, Helmut Stix, Karl Hofmann, Hugo Oechsner, Karl Schiefer, Heinz ...

Zwei Erlebnisse bleiben besonders im Gedächtnis haften: das Passieren des österreichisch-ungarischen Grenzübergangs Klingenbach nur wenige Monate nach der Öffnung des damaligen „Eisernen Vorhangs“ zwischen Ost und West. Und die Ankunft in Elek am 30. Mai 1990, als sie überaus freundlich empfangen und mit einem Hupkonzert durch die Stadt begleitet wurden.

Für Hantelmann war es „ein großes Abenteuer“. Aber das Wichtigste, meint sein Radkollege Hofmann abschließend, sei ein ganz anderer Aspekt gewesen: „Dass wir das alles zusammen im Team geschafft haben. Das hat uns richtig stolz gemacht.“

Transparenzhinweis: Der Autor ist nicht Teilnehmer der Radtour und auch nicht verwandt oder verschwägert mit dem gleichnamigen Radfahrer.

 
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