Lange Zeit war der alle zwei Jahre stattfindende Feldtag auf dem Gelände des Hofguts Wadenbrunn bei Kolitzheim ein Termin mit riesiger Reichweite. Zuletzt im Jahr 2018 strömten nochmals über 50.000 Landwirte, Landmaschinenhändler, Firmenvertreter und weitere Interessierte zu diesem laut den Veranstalten Saaten-Union und AGCO/Fendt weltweit einzigartigen Ereignis. Es war quasi eine Art Oktoberfest der Agrartechnik, mit Konzertabend, Maschinenvorführungen und der Präsentation neuester Technik.
Im Jahr 2020 fiel der Feldtag aufgrund der Corona-Pandemie aus. Und auch künftig wird es einen solchen wohl nicht mehr geben. Vor allem gestiegene Anforderungen an die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher und der damit notwendige Mehraufwand haben AGCO/Fendt dazu bewogen, die bisherige Form der Wadenbrunner Feldtage nicht mehr zu wiederholen, heißt es seitens des Unternehmens.
Ein Hauch vergangener Feldtage
Dennoch ist wenigstens ein Hauch davon geblieben, als der Agrarmaschinenhersteller am Donnerstag und Freitag auf das Hofgut Wadenbrunn zu seiner diesjährigen internationalen Pressekonferenz einlud. Aber insgesamt war es nicht mehr als eine Schmalspur-Version des Mega-Auflaufs vergangener Zeiten, trotz großem Konferenzzelt, kilometerlangem Zaun rund ums Veranstaltungsgelände und gut zwei Dutzend großer, nagelneuer Landmaschinen, die aufgefahren und auch im Feldeinsatz zu sehen waren.
Es war eben kein Termin mehr für die breite Masse an Fachpublikum und interessierten Landwirtschaftslaien. Eingeladen waren bestimmte Kunden des Unternehmens sowie in erster Linie Medienvertreter aus aller Welt. Diese wollte Fendt mit den jüngsten Informationen zur Entwicklung des Unternehmens versorgen – geografische betrachtet ziemlich genau in der Mitte Deutschlands, mitten auf freier Flur, oder, mit den Worten des Veranstalters ausgedrückt, "direkt auf dem Feld, dort, wo Landwirte zuhause sind".
Medienvertreter aus halb Europa
Den Autokennzeichen der angereisten Medienvertreter zufolge war während der Konferenz die Schweiz gut vertreten, aber auch Österreich, die Benelux-Staaten und Italien. Aus Skandinavien waren ebenfalls Journalisten gekommen sowie aus Großbritannien und aus allen teilen Deutschlands sowieso. Per Videoübertragung war dann sozusagen noch die restliche Welt, in der Fendt-Maschinen laufen, zugegen: Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien. Es war also durchaus internationales Flair zu verspüren auf den für ein paar Stunden mit großem Aufwand zum Pressezentrum umfunktionierten Stoppeläckern zwischen Kolitzheim, Herlheim und Zeilitzheim.
Inhaltlich erfuhren die persönlich oder digital Anwesenden von Eric Hansotia, dem Chef des amerikanischen Fendt-Mutterkonzerns AGCO, viel Positives zur Entwicklung des Unternehmens. Dieses produziert unter dem Markennamen Fendt, mit dem auch heute noch – zumindest auf dem Land – viele Menschen ab Kindesalter an automatisch das Bild eines grünen Traktors verbinden, eine Vielzahl von Landmaschinen. Und das sind eben nicht nur Traktoren in allen Größen, sondern auch Ballenpressen, Mähdrescher, Maishäcksler und weitere, zwischenzeitlich hochtechnisierte landwirtschaftliche Maschinen.
Absatzmärkte für Agrarmaschinen boomen
Trotz weltweiter Krisen, nicht nur aufgrund steil steigender Energie- und Rohstoffpreise sowie gestörter globaler Lieferketten, zeigen die Zahlen für den Maschinenhersteller laut Torsten Dehner, dem Senior-Präsidenten bei Fendt, nach oben. Die Absatzmärkte für Fendt in den USA und Australien boomten – parallel zu, und sicherlich auch wegen teilweise rekordverdächtiger Ernteergebnisse.
Christian Gröblinghoff, der Vorsitzende der Geschäftsführung, machte keinen Hehl daraus, wie gut es in seinen Augen um das Unternehmen steht: "Fendt geht es wirklich richtig gut", sagte er. Die Auftragsbücher seien voll und in der Produktion befinde man sich zehn bis elf Monate im Vorlauf. Weltweit betrachtet steigen die Preise und damit die Erlöse für landwirtschaftliche Produkte. Das kommt am Ende auch denjenigen zugute, die die Maschinen liefern, um die Feldfrüchte zu säen und zu ernten.
Effiziente Maschinen sind gefragt
Seinem Unternehmen gehe es darum, über noch präziser und effektiver arbeitende Maschinen den Ernteertrag zu optimieren, schilderte AGCO-Chef Hansotia. Der Bedarf hierfür sei nicht nur wegen der zunehmenden Weltbevölkerung und der weiter steigenden Nachfrage nach Agrarprodukten gegeben. Auch der Kostendruck auf Landwirte, etwa durch steigende Preise für Treibstoffe und Dünger, führe dazu, dass die Maschinen auf den Feldern sparsamer und am besten schneller arbeiten müssen.
Doch nicht nur das: Dank der verbauten künstlichen Intelligenz erleichtern zum Beispiel Traktoren und Vollernter denjenigen, die sie bedienen, die Arbeit auf den Feldern zunehmend. Autonom fahrende Maschinen seien technisch schon jetzt machbar, hieß es während der Pressekonferenz seitens des Unternehmens. Doch ganz ohne Mensch am Steuer sei die Feldarbeit derzeit nicht vorstellbar. Deshalb richtet Fendt sein Hauptaugenmerk laut Hansotia darauf, einzelne Arbeitsschritte weitgehend zu automatisieren. Maschinen sollten sich als "Agrar-Flotte" miteinander vernetzen und Probleme von selbst lösen, am besten noch bevor diese akut werden, etwa dadurch, dass Wartungsintervalle automatisch abgearbeitet werden.
Diese Anforderungen an die Landwirtschaft seien weltweit gleich, befand der Konzernchef. Und diesen werde man sich annehmen. Hierzu zählt auch die Einführung regenerativer Antriebsenergien bei Agrarmaschinen. So werde vermutlich übernächstes Jahr ein rein elektrisch betriebener Traktor in Serie produziert. Praxistests mit Wasserstoff-Antrieb seien ebenfalls angelaufen.