Auf die Waden kommt es mehr denn je beim großen Feldtag des Landtechnikherstellers Fendt aus Marktoberdorf und der Züchtergruppe Saaten-Union bei Wadenbrunn an. Das bekamen die deutlich über 50 000 Besucher aus dem In- und Ausland zu spüren, die sich nach Angaben des Veranstalters auch diesmal wieder auf den Weg zum Woodstock modernster Landtechnik und neuester Saatsorten unter freiem Himmel zu den Feldern des Grafen Schönborn auf seinem Hofgut bei Kolitzheim machten.
90 Hektar großes Messegelände
Das Festival-Gelände ist nämlich inzwischen auf rund 90 Hektar angewachsen. Das will sich erst einmal ablaufen lassen. Dazu ist das Geschehen nicht mehr stark wie früher auf eine große Arena konzentriert. Stattdessen gibt es nun entlang der asphaltierten 6,5 Meter breiten Messestraße sechs Schwerpunktzentren – auf neudeutsch Hubs – um für eine gewisse Entzerrung zu sorgen, wenn sich Zehntausende von Menschen durchs Gelände schieben.
Vor allem die Waden der Kinder wollten da nicht mehr so recht in Wadenbrunn, zumal über weite Teile des Tages die Sonne kräftig vom Himmel brannte. Eine genervte Mutter meinte nur zum Filius: „Das nächste Mal gehst Du, glaube ich, besser mit dem Opa her.“
Im anderen Fall war die Lauferei der Mutter selbst zu viel.„Nein, Ben! Ich sappe jetzt nicht über das Feld. Komm da raus und bleibe bei mir“, bedeute sie dem Sohnemann unmissverständlich, der gerade über den frisch gepflügten Acker zur nächsten Attraktion stapfen wollte. Eine andere Frau hatte ihrem Mann den Gefallen getan, ihn nach Wadenbrunn zu begleiten. Er habe unbedingt sehen wollen, was hier abgeht. Sichtlich abgekämpft sagte sie: „Ich will jetzt nix wie heim. So viele Menschen!“
Viele kamen mit dem Rad
Die Waden nutzten vor allem viele Menschen aus der Region, um sich aufs Fahrrad nach Wadenbrunn zu schwingen und sich so die Parkplatzsuche zu ersparen. Immer wieder waren so Radfahrer auf den Straßen und Radwegen im Umkreis zu sehen.
Seit 1998 findet der Feldtag im zweijährigen Turnus in Wadenbrunn statt. 2016 war er das bislang erste und einzige Mal wegen der damaligen schwierigen Lage in der Landwirtschaft abgesagt worden. Jetzt war es wieder soweit. Nachdem am Vortag Vertriebspartner, Kunden und internationale Journalisten geladen waren, fielen am Donnerstag bei freiem Eintritt wieder die Menschenmassen aus aller Herren Länder ein. Das Wetter trug obendrein zu einem „FENDTasticen“ Tag bei. Wenn sich der Himmel wie am Nachmittag einmal verdunkelte, dann gingen nur ganz wenige Tropfen des gerade von den Landwirten herbeigesehnten Regens nieder.
Diesmal Staub statt Matsch
Allerdings staubte es aufgrund der langanhaltenden Trockenheit allenthalben, wo die Erntemaschinen im Live-Einsatz präsentiert wurden. Beim Feldtag vor vier Jahren im Jahr 2014 waren die Erntefahrzeuge noch durch aufgeweichte und matschige Felder gefahren.
Das Stimmengewirr aus vielen deutschen Dialekten und Fremdsprachen ließ erahnen, woher all die an der Landwirtschaft interessierten Besucher herkamen.
„Spionage auf hohem Niveau“
„Was treibt denn dich daher?“, wollte ein Bauer von einem Kollegen wissen, den er lange nicht mehr gesehen hatte. „Spionage auf hohem Niveau“, lautete die Antwort. Auch wenn dies sicher nicht ganz ernst gemeint war, in Wadenbrunn wird das neueste von neuem an Landtechnik und neuen Saatsorten geboten und das beim Live-Einsatz auf dem Acker und im Grünland. So dient die Messe der zum US-Konzern AGCO gehörenden Firma Fendt und der Saaten-Union einerseits zur Stärkung des Images und der Marke Fendt sowie andererseits dazu, neue Aufträge an Land zu ziehen. Dabei geht es hier bei der Anschaffung von größeren Maschinen und Geräten häufig nicht um Peanuts, sondern um Hundertausende von Euro.
Die Mischung aus Erntemaschinen, Saatgut, Unterhaltung und Rundumverpflegung macht den Tag zur Veranstaltung für die ganze Familie und hat eine magnetische Anziehungskraft entwickelt. So hat das, was hier gewachsen ist, inzwischen diese gigantischen Formen angenommen.
Verkehrs- und Sicherheitskonzepte greifen
Der Veranstalter reagiert auf diese Herausforderung. Voll ausgezahlt haben sich so die beträchtlichen Investitionen in die Infrastruktur mit dem Bau der Messestraße, der Anlage vor allem von Busparkplätzen, geschotterten Zufahrten und anderem mehr.
Im Vorfeld des Feldtages 2018 hatte Fendt obendrein eine externe Firma mit der Erstellung sowohl eines Verkehrs- als auch eines eigenen Sicherheitskonzeptes beauftragt, um auf alle Eventualitäten bei dieser Großveranstaltung vorbereitet zu sein.
Polizei, Veranstalter und Gemeinde sehr zufrieden
Die Leiterin der Polizeiinspektion Gerolzhofen, Margit Endres, konnte so am Ende des Tages ein dickes Lob an Veranstalter, Landratsamt, Gemeinde, Feuerwehren, THW und die Johanniter verteilen. Dank der bereits vor einem dreiviertel Jahr in Angriff genommenen Planungen sei alles sehr gut, sprich reibungslos und störungsfrei verlaufen, konnte sie berichten. Dies diesmal auch im Hinblick auf die Verkehrslenkung ab den Autobahnen in der Region. Diese funktionierte nicht zuletzt dank der Unterstützung durch die Feuerwehren so gut, dass die wegen des erwarteten Verkehrsaufkommens im Sinne des Verkehrsflusses vorsorglich abgeschaltete neue Ampel auf der B 286 kurz nach der A 3 bei Rüdenhausen in Richtung Wiesentheid bald wieder ans Netz gehen konnte.
Strafrechtlich schlug nur ein Fall zu Buche. Gegen 16.20 Uhr war auf dem Gelände ein Air Display-Monitor mit einem spitzen Gegenstand beschädigt worden. Mehrere Zeugen hatten den Vorfall beobachtet. So konnte der Täter rasch ermittelt werden.
Großes Lob für die Feuerwehren
Der Geschäftsleiter der Gemeinde Kolitzheim, Dominik Dorsch, lobte vor allem die Frauen und Männer der Feuerwehren aus der Gemeinde. Sie hätten einen „super Job gemacht“. Zahlreiche Einsatzkräfte hätten teilweise schon am Mittwoch und natürlich besonders am Donnerstag mit großem Engagement den Verkehr geregelt und die Fahrzeuge in die Parkplätze eingewiesen.
Federführend waren die Feuerwehren aus Kolitzheim, Unterspiesheim und Zeilitzheim, unterstützt durch Kräfte aus Herlheim und Oberspiesheim. Die Feuerwehr Gernach war von der Einsatzleitung zur Verkehrsregelung in der Ortsdurchfahrt Kolitzheim noch während des Vormittags nachalarmiert worden. Ebenso etwa die Feuerwehren aus Gerolzhofen und Alitzheim wegen der ab Alitzheim gesperrten B 286 und dem damit verbundenen Umleitungsverkehr. Wehren wie insbesondere Stammheim waren in Bereitschaft versetzt worden, um den Brandschutz in den Dörfern für den Fall zu gewährleisten, dass die Rothelme aus dem Ort selbst zu dieser Zeit in Wadenbrunn gebunden waren.
33 Personen im Sanitätszelt behandelt
Im Sanitätszelt kümmerten sich die Notärzte und Sanitäter der Johanniter-Unfallhilfe im Laufe des Tages um 33 Personen. Meist ging es um kleinere Dinge wie etwa Wespenstiche. Allerdings gab es einige Hitzeopfer mit Kreislauf- und anderen Problemen zu behandeln. Vier Patienten mussten ins Krankenhaus gebracht werden.
Fendt-Marketingdirektor Roland Schmidt zeigte sich gegenüber dieser Redaktion sehr zufrieden mit dem Feldtag 2018. Dies sowohl hinsichtlich des Ablaufs, des Zuspruchs seitens der Besucher „auf dem Niveau von vor vier Jahren trotz der Unterbrechung 2016“ und nicht zuletzt des Feedbacks der Handelspartner und Kunden.
Der Feldtag 2018 sei dank der im Vorfeld ausgearbeiteten Konzepte deutlich professioneller als früher über die Bühne gegangen. Die Investitionen wertet Schmidt zugleich als klares Bekenntnis zum jetzigen Standort. Der oberste Fendt-Verkäufer unterstreicht: „Wir rechnen langfristig mit Wadenbrunn“.
Dezentraler Ansatz hat sich bewährt
Bewährt habe sich auch der „dezentrale Ansatz“ mit den entlang der Messestraße angeordneten sechs Schwerpunktzentren zur Entzerrung der Besucherströme.
Dass eine Großveranstaltung wie diese „super entspannt“ abgelaufen sei, sei nicht „gottgegeben“ und dem Zusammenwirken aller Beteiligten zu verdanken, so Schmidt.