In den Kleingärten am Rande des Schweinfurter Stadtteils Oberndorf herrscht für gewöhnlich Idylle pur. Am Samstag, 23. März, wurde die kleinbürgerliche Ruhe jedoch angeblich gestört. Rechtsextreme sollen in der Gaststätte des Kleingartenvereins Schweinfurt-Oberndorf gefeiert haben. Doch stimmt das?
Über die Sozialen Medien verbreitete sich an besagtem Samstagabend schnell die Warnung, dass im Bereich der Kleingärten im Steinach in Oberndorf Neonazis unterwegs sein sollen. Was wirklich an diesem Abend in der Gaststätte passierte, ist allerdings schwer zu rekonstruieren.
Auf Nachfrage bei den Accounts, die besagte Meldungen veröffentlichten, heißt es, es seien im Bereich der Gaststätte des Kleingartenvereins am frühen Abend Männer gesehen worden, die zweifelsfrei der rechtsextremen Szene zuzuordnen waren, unter anderem durch das Tragen von Kleidung mit Symbolen der neonazistischen Partei "Der Dritte Weg". Auch von Vermummung von "Aufpassern" vor der Anlage entlang des Radwegs ist dabei die Rede. Die Situation vor Ort wird von den Augenzeugen recht detailliert geschildert.
Die vom Verfassungsschutz beobachtete Kleinstpartei unterhält seit Oktober 2022 eine von insgesamt nur vier Parteizentralen in ganz in Deutschland unweit der Kleingärten in der Oberndorfer Hauptstraße. Diese Redaktion versuchte sich am späteren Abend ein Bild vor Ort zu verschaffen. Aus der Gaststätte drang Musik, Personen konnten davor jedoch keine (mehr) angetroffen werden.
Auffällig waren die zahlreichen Autos auf dem Parkplatz davor, mit großteils auswärtigen Nummernschildern; Bamberg, Fürth, Nürnberg, Kulmbach, Neumarkt, Erfurt. Orte, die das Einzugsgebiet der zurückliegenden Veranstaltung des "Der Dritten Weg" in Schweinfurt ziemlich gut abdecken. Ein Beleg für ein Neonazi-Treffen ist dies aber dennoch nicht.
Kleingartenverein distanziert sich von Rechtsradikalen
Wenig zur Aufklärung trug der Kleingartenverein auf Nachfrage bei. Man distanziere sich entschieden von Rechtsradikalen, betonte der Vorstandsvorsitzende Christoph Lazarek. "Wir wissen nicht, woher diese Aussagen kommen", sagt Lazarek kurz angebunden. Der Wirt der Gaststätte hätte keine Rechtsradikalen ausgemacht. "Deswegen wollen wir dazu auch keine weiteren Kommentare abgeben." Bestätigt wird allerdings, dass es eine Veranstaltung gegeben hat, die als Geburtstag angemeldet war. Wenn vorab keine Auffälligkeiten auftreten, müsse man solche Anfragen auch genehmigen – und es sei nun mal nicht möglich zu kontrollieren, wer dann letztlich auf einer Geburtstagsfeier aufkreuze, so Lazarek.
Die Kriminalpolizei Schweinfurt nahm im Nachgang die Ermittlungen auf. Auf Nachfrage hält sich aber auch die Pressestelle der Polizei Unterfranken bedeckt, was die Teilnehmenden der Veranstaltung betrifft. Da von Seiten der Polizei kein strafrechtlich relevantes Handeln festgestellt werden konnte, werden auch keine Auskünfte über den Kreis der Teilnehmenden gegeben.
Falls sich bei Gastwirten, nicht zuletzt seit der Ansiedlung des "Der Dritte Weg" in Oberndorf, Unsicherheit breit macht, dass man seine Räumlichkeiten eventuell aus Unwissenheit an Rechtsextreme vermietet, verweist die Polizei auf die Bayerische Informationsstelle für Extremismus (BIGE). "Rechtsextremisten versuchen auf verschiedenste Art und Weise, ihre Ideologie zu pflegen und zu verbreiten, beispielsweise durch Vortragsveranstaltungen oder rechtsextremistische Konzerte. Sie mieten teils unter Vorwänden Gaststättenräume an", heißt es dazu auf der Internetseite. Die BIGE bietet Gastwirten, die mit rechtsextremistischen Aktivitäten konfrontiert sind oder diese befürchten, individuelle Beratung vor Ort an.