Den Ostersonntag dürfte Frederik Baumann sein Lebtag nicht vergessen. Am Morgen dieses Tages wurde der 13-Jährige aus Handthal zum Lebensretter. Nicht nur die Polizei bescheinigte dem Jungen im Nachhinein, in vorbildlicher Weise gehandelt zu haben, als er einem bewusstlosen Mann im Wasser half. Frederik, den Angehörige und Freunde meistens Freddi rufen, hat seitdem viel Lob erhalten. Dabei habe er seine Tat noch nicht herumerzählt, wie er sagt.
Der Morgen des Ostersonntags beginnt für Frederik unspektakulär. Er ist früh auf den Beinen und schon vor 10 Uhr mit einem guten Bekannten unterwegs. Sie gehen am Ortsrand von Handthal Richtung Oberschwarzach zum Bach. Frederik ist immer hilfsbereit, wenn irgendetwas zu erledigen ist, sagt der Bekannte.
Frederik und der 59-Jährige aus einem Nachbarlandkreis sind beide im selben Anglerverein. Der Altersunterschied zwischen ihnen spielt keine Rolle. Sie verstehen sich gut. "Freddi ist immer gerne mit mir zusammen", sagt der Mann. Er bittet darum, seinen Namen nicht zu erwähnen. In dieser Geschichte solle es um Frederik gehen, nicht um ihn.
Zulaufgitter von Ästen und Laub säubern
Dennoch schildert der Mann bereitwillig, was ihm am Bachlauf oberhalb der Anglerseen im Handthalgrund passiert ist. Dort liegt ein vergitterter Zulauf, der die Seen mit Wasser speist. Das Gitter muss regelmäßig von angeschwemmten Ästen und Laub befreit werden. Damit sind die beiden auch am Ostersonntagmorgen beschäftigt.
Normalerweise erledigt der ältere Angler diese Aufgabe alleine. Dass er an diesem Morgen Jungangler Frederik an seiner Seite hat, ist Zufall – und ein großes Glück. Denn kaum hat der Mann einen Stein zur Seite gehoben, wird ihm schwarz vor Augen, als er aus der Hocke aufstehen möchte. "Er hat sich rumgedreht und ist rücklings ins Wasser gefallen", schildert Frederik das, was er gesehen hat. Im Wasser hat sich der 59-Jährige noch gedreht. Er lag mit dem Gesicht voran im Wasser.
Frederik überlegt keine Sekunde. Er springt ins Wasser. Der Bach führt an diesem Tag viel Wasser. Es reicht ihm fast bis zur Brust, dürfte also etwa 1,20 Meter tief sein. Geistesgegenwärtig nimmt Frederik noch sein Handy aus der Tasche seiner kurzen Hose und legt es ans Ufer, damit es nicht nass und unbrauchbar wird.
Der 59-Jährige war zu schwer zum Rauszerren
Seinen bewusstlos im Wasser liegenden Freund habe er quasi in den Schwitzkasten genommen, berichtet der 13-Jährige. Dieser ist mit seinen 72 Kilogramm zu schwer, als dass der Junge ihn aus dem Wasser zerren könnte. So hält er dessen Gesicht über Wasser und verhindert damit, dass der Bewusstlose ertrinkt. Er stellt sein Handy auf Lautsprecher und ruft seinen Opa an.
Dieser wohnt in Handthal. Er erinnert sich gut an den Anruf: "Freddi hat nur ins Telefon geschrien, dass ganz schnell ein Notarzt und ein Rettungswagen kommen müssen." Zum Glück weiß Opa Norbert Baumann in etwa, wo sein Enkel sich befindet. Er setzt den Notruf ab und steigt ins Auto. "So schnell bin ich noch nie durch Handthal gefahren", sagt Baumann.
Wie lange Frederik den Anglerkollegen über Wasser hält, kann er nur schätzen. "Fünf bis zehn Minuten vielleicht?" Irgendwann kommt der Mann zu Bewusstsein. Mit Frederiks Hilfe krabbelt er aus dem Bach. Nach wenigen Metern am Ufer klappt er erneut zusammen.
Rettungskräfte warten am Ortsschild
Doch da ist Norbert Baumann bereits zur Stelle. Patschnass packen sie gemeinsam den 59-Jährigen auf den Beifahrersitz. Frederik, der ebenfalls von Kopf bis Fuß trieft, setzt sich in den Kofferraum. Auf der Fahrt zurück in den Ort kommt ihnen bereits ein Feuerwehrfahrzeug aus Oberschwarzach entgegen. Die Maschinerie der Rettungskräfte ist angelaufen. Feuerwehren, Wasserretter, Notarzt und Rettungswagen sind auf dem Weg. Am Ortsschild von Handthal werden der Gerettete und sein junger Retter in Empfang genommen und versorgt.
Der 59-Jährige kommt in eine Schweinfurter Klinik. Dort wird er mehrere Tage lang von oben bis unten durchgecheckt. Eine Ursache für seinen Blackout am Bachufer finden die Ärzte nicht. Bleibende Schäden habe er keine. Es gehe ihm wieder gut, sagt er.
Nicht zum Wiederholen empfohlen
"Freddi hat mit mir den Fang seines Lebens gemacht", sagt der Angler über den Jungen. Diesem hat er wohl sein Leben zu verdanken. "So etwas werde ich nicht wiederholen. Ich gehe nur noch im Sommer in den Bach zum Baden", verspricht er und muss dabei lachen. Auch Frederik hat das Ereignis "gut weggesteckt", wie sein Opa sagt.
Dem Jungen selbst liegt nichts daran, sich als Held darzustellen. Auf die Frage, was er mit gut einer Woche Abstand von seiner Rettungsaktion hält, meint der Junge: "Wenn ich darüber nachdenke, muss ich sagen: Passt schon." Würde er in einer vergleichbaren Situation wieder so handeln? "Freili." Damit ist für den Franken alles Wichtige zum Thema gesagt. Alles kein Grund zur Aufregung. Er möchte den sonnigen Tag lieber noch zum Angeln nutzen.
Mein Sohn ist auch Angler und es sind besonders liebenswerte Menschen, die diesem Hobby nachgehen.
Weiterhin Petri Heil und bleib wie Du bist