zurück
Frankenwinheim
Er kann's nicht lassen: Fritz Horn fährt seit 60 Jahren Mähdrescher
Bereits als 15-Jähriger saß der Landwirt aus Frankenwinheim am Steuer des kolossalen Erntegeräts.  Mähdrescher sind bis heute sein "Lieblingsspielzeug". Was ihn daran fasziniert.
Seit 60 Jahren fährt der Frankenwinheimer Landwirt Fritz Horn Mähdrescher. Er kann die Ernterzeit auch heute noch kaum erwarten.
Foto: Peter Pfannes | Seit 60 Jahren fährt der Frankenwinheimer Landwirt Fritz Horn Mähdrescher. Er kann die Ernterzeit auch heute noch kaum erwarten.
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:55 Uhr

330 Pferdestärken hat der Koloss. Sein Schneidwerk ist fast sieben Meter breit. Bahn für Bahn erntet ein riesiger Mähdrescher zwischen Krautheim und Rimbach ein Getreidefeld. Am Steuer des 250 000 Euro teuren New Holland sitzt Fritz Horn. Der 75-jährige Landwirt von der Frankenwinheimer Weinbergsmühle fährt seit 60 Jahren Erntemaschinen. "Mähdrescher sind mein Lieblingsspielzeug", schwärmt der rüstige Senior mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Im Jahr 1961 hat Fritz Horn (vorne links) im Alter von 14 Jahren den Mähdrescherlehrgang in Eschwege erfolgreich absolviert.
Foto: Stautz | Im Jahr 1961 hat Fritz Horn (vorne links) im Alter von 14 Jahren den Mähdrescherlehrgang in Eschwege erfolgreich absolviert.

Horns Mähdrescherkarriere startete im Jahr 1961. Im Alter von 14 Jahren nahm er acht Tage lang an einem Mähdrescherlehrgang in Eschwege teil. Zwei praktische Fahrstunden mussten damals ausreichen. Mit 15 Jahren erhielt er die Erlaubnis zum Führen eines Mähdreschers. "Damals haben wir auf dem Hof unseren ersten Mähdrescher bekommen, einer der ersten in der Region", erinnert er sich. Als Jugendlicher fuhr Horn das riesige Erntegerät durchs Dorf auf den Acker. Er war der einzige auf dem Hof, der die "Höllenmaschine", wie sie sein Vater bezeichnete, fahren konnte.

Das Bild aus dem Jahr 1961 zeigt einen der ersten Mähdrescher im Raum Gerolzhofen, einen Massey-Ferguson mit Fahrer Hermann Fries und Fritz Horn am Sackstand.
Foto: Horn | Das Bild aus dem Jahr 1961 zeigt einen der ersten Mähdrescher im Raum Gerolzhofen, einen Massey-Ferguson mit Fahrer Hermann Fries und Fritz Horn am Sackstand.

Sechs Jahrzehnte später kribbelt es in seinem ganzen Körper, wenn die Getreideernte kurz bevorsteht – genauso wie damals. Fritz Horn kann es kaum erwarten, dass sein Sohn Thomas – in der Regel Mitte Juli – grünes Licht zur Ernte gibt. Im Jahr 2011 hat er Thomas und seiner Familie den "Hornshof", wie Einheimische den landwirtschaftlichen Betrieb mit 180 Hektar bewirtschafteten Flächen nennen, übergeben.

"Du hast dich geplagt wie der Teufel."
Fritz Horn über die Getreideernte mit alten Mähdreschern

"Ich selbst habe den Hof von meinem Vater 1976 übernommen", sagt der Jubilar. Damals hatten die Horns gerade einmal 13,2 Hektar zu bewirtschaften. Bis heute haben sich die Hornschen Äcker mehr als verzehnfacht. Angebaut werden vor allem Raps, Durum (Hartweizen) und Braugerste für die benachbarte Brauerei in Krautheim. "Früher haben wir sechs Wochen gedroschen, heute sind es gerade einmal zehn Tage", bedauert Fritz Horn.

Die sechste Mähdrescherfahrer-Generation wächst mit Leo Horn bereits heran, im Bild mit Papa Thomas.
Foto: Peter Pfannes | Die sechste Mähdrescherfahrer-Generation wächst mit Leo Horn bereits heran, im Bild mit Papa Thomas.

Schnell ist also die Spielzeit mit dem Boliden beendet, der wie eine Spielekonsole mit einem Joystick gesteuert wird. Seine fünf Enkel wird es dagegen freuen, dass der Opa dann wieder mehr Zeit hat. Mit dem kleinen Leo steht bereits die sechste Generation am Hornshof in den Startlöchern. Und auch Klein-Leo ist schon jetzt ein echter Mähdrescher-Fan. Wenn gedroschen wird, sitzt der Bub neben Opa oder Papa oft auf dem Mähdrescher.

Was Fritz Horn am meisten begeistert, ist der technische Wandel bei den Mähdreschern. "Unser erster Mähdrescher hatte nur einen Hebel und keine Servolenkung. Eine Quälerei beim Lenken. "Du hast dich geplagt wie der Teufel", erinnert sich der Senior an die fehlende Lenkhilfe. 20 Jahre lang verrichtete das Fahrzeug auf dem Hof seinen Dienst, verbunden mit unendlich vielen Reparaturen, die das Dreschen häufig zur Tortur werden ließ.

Der Frankenwinheimer Landwirt Fritz Horn auf seinem Mähdrescher.
Foto: Peter Pfannes | Der Frankenwinheimer Landwirt Fritz Horn auf seinem Mähdrescher.

Anschließend war Fritz Horn bei einem Oberpfälzer Lohndrescher beschäftigt, verdiente sich seine Brötchen auf einer vier Meter breiten Erntemaschine. "Da war das Dreschen schon wesentlich einfacher", blickt er zurück.

"Nach einem schweren Gewitter braucht man so die doppelte Zeit."
Fritz Horn über beschwerliches Arbeiten auf dem Feld

Heute rangiert er das Gefährt mit dem Joystick zentimetergenau auf den Getreideäckern. Der Mähdrescher hat modernste Technik, darunter einen Computerbildschirm mit Mähsoftware und Kühlbox. Auch ein Radio ist installiert, doch der bleibt bei der Arbeit ausgeschaltet, um sofort auf unvorhergesehene, plötzlich auftretende Geräusche reagieren zu können.

Die Zeiten haben sich geändert: Das Cockpit des Mähdreschers der Hornsmühle in Frankenwinheim ist hypermodern und trotzdem kein Problem für Senior Fritz Horn.
Foto: Peter Pfannes | Die Zeiten haben sich geändert: Das Cockpit des Mähdreschers der Hornsmühle in Frankenwinheim ist hypermodern und trotzdem kein Problem für Senior Fritz Horn.

Das Dreschen ist für Fritz Horn Routine. Doch wenn das Getreide nicht steht, sondern durch einen Sturm niedergedrückt wurde, heißt es aufpassen. Volle Konzentration, um das Schneidwerk nicht im Erdreich zu ramponieren. Und der Ackerboden darf nicht in das Innere des Mähdreschers gelangen. "Nach einem schweren Gewitter braucht man so die doppelte Zeit", plaudert der Landwirt aus dem Nähkästchen.

Die Feuchtigkeit spielt beim Ernten eine große Rolle. Bevor die erste Bahn auf dem Getreidefeld zurückgelegt wird, muss Horn den Wassergehalt in den Getreidekörnern messen. In diesem Jahr ist er mit der Qualität und dem Ertrag zufrieden. Vor allem bei der Braugerste könnte es kaum besser sein.

Die diesjährige Durum-Ernte (Hartweizen) am Frankenwinheimer Hornshof war sehr erfolgreich.
Foto: Peter Pfannes | Die diesjährige Durum-Ernte (Hartweizen) am Frankenwinheimer Hornshof war sehr erfolgreich.

Viele Schrumpfkörner gibt es dagegen jetzt schon beim Winterweizen. Vom Klimawandel, der aktuell in aller Munde ist, hat Mähdrescherfahrer Horn noch nicht viel mitbekommen. "Bei uns ist alles wie früher, außer dass der Bach auch im Sommer mal über die Ufer tritt." Und Starkregen spült manchmal die Zeilen seiner Weinberge aus.

Horn bewirtschaftet als Hobby sieben Hektar Weinberge. Auch das Schnapsbrennen macht er im Alter weiter. Birnen-, Zwetschgen- und Mirabellenbäume sind auf den hofeigenen Nutzflächen reichlich vorhanden. Eine Imkerei betriebt er zusammen mit seiner Tochter.

Horn ist ein Naturliebhaber durch und durch. Beim Dreschen genießt er tierische Szenen, wenn ganze Wildschweinfamilien den Dreschvorgang beobachten oder wenn sich Füchse und Rehe schnell aus dem Getreidestaub machen.

Zahlen zum Mähdrescher

Horns "Spielzeug" der Marke New Holland hat 330 PS und ein 6,7 Meter breites Schneidwerk. Der Korntank hat neun Tonnen Kapazität, einen 600-Liter-Dieseltank und einen Adblue-Behälter mit 200 Litern. Der Kraftstoffverbrauch des Mähdreschers liegt bei 30 Litern pro Stunde.
fp
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Frankenwinheim
Peter Pfannes
Ernte
Erntemaschinen und Erntegeräte
Getreide
Kraftstoffverbrauch
Landwirte und Bauern
Mähdrescher
Raps
Söhne
Weinberge
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top