
Jetzt wurde er doch noch gefunden – der Schatz im Ellertshäuser See. Beim Ablassen des Wassers im Vorsee am Montag kam ein schwerer Tresor zum Vorschein. "Leider befand sich kein Schatz darin", meint Andreas Kirchner, der zuständige Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, schmunzelnd.
Die Rückwand des Tresors war herausgetrennt worden, der Tresor selbst leer. Vermutlich haben Diebe den "Schatz" ausgeräumt und den Stahlkoloss dann im Vorsee versenkt. Er liegt noch unten am Ufer. Aufgrund seines Gewichts muss er mit einer Baumaschine hochgezogen werden.
Nach der Sanierung des Hauptsees in den zurückliegenden zwei Jahren steht nun als letzte Maßnahme des Millionen-Projekts noch die Säuberung und technische Aufrüstung des Vorsees an. Der wesentlich kleinere vorgelagerte See – mit knapp drei Hektar Fläche würde er hundertmal in Hauptsee passen – dient der Rückhaltung von Schweb- und Nährstoffen. Er muss ebenfalls von Sediment befreit werden, das sich in den vergangenen Jahrzehnten abgelagert hat. In früheren Jahren wurden hier noch die Abwässer aus den umliegenden Ortschaften eingeleitet.

Das Ablassen war diesmal keine große Sache: Der Schieber wurde geöffnet und das Wasser floss in den Hauptsee beziehungsweise wurde dorthin gepumpt. Die 150.000 Kubikmeter machten sich bei 1,6 Millionen Kubikmetern Wasser im großen Becken nicht einmal bemerkbar. Ganz ist der Vorsee noch nicht leer, möglicherweise wird er auch nicht komplett trocken gelegt. "Der Aufwand würde wahrscheinlich dem Nutzen nicht gerecht werden", meint Kirchner, weil sich weniger Schlamm als erwartet abgelagert hat.
Fast hätte ja der Biber dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vor dem Ablassen des Wassers wurde im oberen Bereich eine Biberburg entdeckt. Der Biber zählt zu den streng geschützten Arten. Das bedeutet, es ist verboten, ihm nachzustellen, ihn zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Genauso ist es verboten, seine Baue und Dämme zu beschädigen oder zu zerstören. Die Biberburg am Vorsee war allerdings verlassen. Zur Sicherheit habe man drei Wochen lang mit Wildkameras alle Eingänge der Biberburg überwacht, erklärt Kirchner. Auf den Fotos seien aber nur Mäuse, Marder, ein Fuchs und Enten zu sehen gewesen.

Rund 200 Kilogramm Fische gefangen
Drei Wochen später als geplant begann deshalb erst am Montag das Abfischen. Große Ausbeute war in dem kleinen See nicht zu erwarten. Rund 200 Kilo Fisch holte der Fischereiverband Unterfranken (FVU), der die Angelrechte am See besitzt, aus dem Wasser. Anders als im Hauptsee, wo die Fische mit Schleppnetzen gefangen wurden, kam diesmal elektrischer Strom zum Einsatz. Das mag für Laien nach Tierquälerei klingen, doch die Elektrofischerei gilt als schonende Fischfang-Methode.

Acht Berufsfischer waren im Einsatz. Die eingefangenen Tiere kamen in mit Sauerstoff angereicherten Wasserbehältern und wurden dann im Hauptsee wieder eingesetzt. Raubfische wie Hecht und Zander waren diesmal nicht dabei. Kirchner vermutet, dass sie bei den Regenfällen in den vergangenen Tagen zum Großteil schon über das Hochwasserentlastungsrohr mit der Strömung fortgespült wurden.
Muscheln befinden sich wieder am angestammten Platz
Auch einige Krebse fanden sich im Käscher. "Leider die Falschen", sagt Kirchner. Es sind eingewanderte Arten, die die heimische Tierwelt bedrohen. Genauso wie die Dreikant-Muschel, ein Parasit, der die Teichmuschel befällt. Die Helfer des Wasserwirtschaftsamtes hatten sie beim Absammeln am Hauptsee von vielen Muscheln abkratzen müssen. Ursprünglich stammt diese Muschelart aus dem Mündungsgebiet des Schwarzen Meeres und wurde vermutlich mit dem Schiffsverkehr eingeschleppt. Inzwischen ist sie laut Umweltbundesamt vom Bodensee bis in den Norden Deutschlands verbreitet.
Apropos Muscheln: Die im Vorsee zwischengelagerten Muscheln aus dem Hauptsee sind bereits im Herbst vergangenen Jahres umgesetzt worden. Und zwar genau an die Stellen, an denen sie gefunden wurden. Das Wasserwirtschaftsamt hatte damals jede einzelne Muschel kartiert, gereinigt, vermessen und zur Zwischenlagerung in Hälterbecken in den Vorsee gebracht. Über 60.000 Muscheln waren im am Ellertshäuser See eingesammelt worden.
Wie geht es nun weiter? Als Nächstes wird der freigelegte Uferbereich des Vorsees entlandet. Im weiteren Schritt erfolgt dann die Sanierung des Ablaufbauwerks am Vorsee. Hier wird auch eine Messeinrichtung eingebaut, sodass der Vorsee digital von der Kontrollstelle am Hauptsee aus überwacht und gesteuert werden kann.

Interessierte können im Übrigen die Baufortschritte am Ellertshäuser See auf der Baustellen-Website verfolgen, die das Wasserwirtschaftsamt gleich zu Beginn der Maßnahme eingerichtet hat. "Das wird sehr gut angenommen", verweist Kirchner auf rund 40.000 Besucher.
Bis Ende des Jahres sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Schon jetzt zieht Kirchner ein positives Fazit: "Der Ellertshäuser See hat sich wieder prächtig entwickelt."