Schon wieder Bauarbeiten am Ellertshäuser See? Mancher Spaziergänger hat sich verwundert die Augen gerieben, als Ende September erneut Bagger anrückten. Eigentlich wurden die Sanierungsarbeiten an Unterfrankens größtem Stausee schon vor einem dreiviertel Jahr abgeschlossen und im Sommer 2024 der Badebetrieb wieder uneingeschränkt aufgenommen. Jetzt sind augenfällige Erdarbeiten am Hauptdamm im Gange.
"Wir sanieren die Sickerwasseranlage", erklärt Andreas Kirchner, Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen und zuständiger Talsperrenbeauftragter für den Ellertshäuser See, auf Nachfrage dieser Redaktion. Sie ist Bestandteil des Hauptdammes und sei wichtig für den ordnungsgemäßen Betrieb.
Ein Erddamm, wie der am Ellertshäuser See, habe immer eine gewisse Wasserdurchlässigkeit, erklärt Kirchner. Damit das auf der Seeseite aufgestaute Wasser aber nicht durchsickert und auf der Luftseite austritt, bedarf es einer Sickerwasseranlage, die das Wasser auffängt und kontrolliert ableitet. Da vor der Sanierung der Anlage erst alle für den Betrieb des Sees notwendigen Arbeiten abgeschlossen sein sollten, um die Nutzung des Sees so schnell wie möglich wieder zu gewährleisten, sei die Maßnahme erst für den Herbst 2024 eingeplant worden, so Kirchner.
Rückblick: Im September 2021 war der bis zu 16 Meter tiefe Stausee bei Altenmünster komplett abgelassen worden, um die technischen Anlagen zu sanieren und den See zu entschlammen. Damals war das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, das den Stausee im Auftrag des Freistaats Bayern betreibt, davon ausgegangen, dass es mehrere Jahre dauern wird, bis wieder Bade- und Segelbetrieb möglich sein wird. Doch schon im Sommer 2023 war der Grundsee vor dem neu eingebauten Zwischendamm soweit voll, dass zumindest das Baden möglich war. Am 13. Dezember 2023 waren dann alle Arbeiten am Hauptsee abgeschlossen und der komplette See konnte wieder aufgestaut werden.
Drainageschicht wird unterhalb der Grasnarbe eingebaut
Ende September wurde der See nun um einen Meter auf 333,5 Meter über Normal-Null gesenkt, um mit den Bauarbeiten starten zu können. Die Absenkung des Pegels erfolgt sowieso routinemäßig im Herbst, um den See auf den wasserreichen Winter vorzubereiten. Unterhalb der Grasnarbe wird nun über die gesamte Fläche des Damms auf der Luftseite eine Drainageschicht eingebracht, um das Sickerwasser von der Seeseite am tiefsten Punkt des Damms sammeln zu können. Dort wird es in Rohrleitungen gefasst und kontrolliert abgeleitet. Zusätzlich werden laut Kirchner Rigolen, unterirdische Wasserspeicher, verbaut, in die bei Bedarf zusätzlich Sickerwasser aufgefangen werden kann.
Bis Jahresende soll die Damm-Baumaßnahme beendet sein. Abgeschlossen ist das Projekt Ellertshäuser See damit aber immer noch nicht: 2025 wird der Vorsee noch auf Vordermann gebracht. Der ursprüngliche Plan, den kleineren der beiden Seen ebenfalls komplett abzulassen, wurde inzwischen verworfen. "Es ist weniger Schlamm drin als vermutet", sagt Kirchner. Der Schlamm könne auch ohne Entleerung abgetragen werden. Auch das Ablaufbauwerk soll erneuert werden.
Der Hauptsee hat sich laut Kirchner von der Sanierungsmaßnahme gut erholt. Die Tier- und Pflanzenwelt habe sich gut entwickelt. Dank der neu geschaffenen Ökozonen biete der Ellertshäuser See eine "schöne Kinderstube" für die kleinen Fische. Laut Kirchner wird das Ökosystem regelmäßig von den Biologen des Wasserwirtschaftsamtes kontrolliert. Ihr Fazit: "Wir sind zufrieden."