Gut zwei Wochen vor der Kommunalwahl im März hatten die Stadtwerke zur Pressekonferenz geladen, ein schmuckes Bild im noch schmuckeren modernen elektrisch angetriebenen Bus mit dem mitten im Wahlkampf befindlichen Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Stadtwerke-Chef Thomas Kästner. Botschaft: Seht her, wir sind offen auch für grüne Technologien.
Kritiker bemängelten das damals als puren Wahlkampf, doch die einwöchige Testfahrt hatte nichts mit bayerischen Wahlkampf zu tun, sondern damit, dass der Bus vorher von den Stadtwerken in Coburg und danach in Aschaffenburg getestet wurde, da lag die Wälzlagerstadt am Main schlicht auf dem Weg. Und natürlich haben die Stadtwerke, die erst im Sommer 2019 vier neue moderne Diesel-Busse im Wert von einer Million Euro in Dienst stellten, nie einen Hehl daraus gemacht, dass man beim Thema elektrisch angetriebener Bus für die gesamte Flotte von 13 Gelenkbussen und 27 Solobussen immer auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben müsse, da ein elektrisch angetriebener Bus im Moment rund doppelt so teuer ist.
Wie der Test ausgefallen ist, wollte Linken-Stadtrat Sinan Öztürk in einer Anfrage wissen. Stadtwerke-Chef Thomas Kästner gab Auskunft. Gefahren wurde der Bus auf allen städtischen Linien mit einer Ausnahme, denn in Richtung Schonungen passte er nicht durch eine Unterführung, da dieses Modell wegen eines Aufbaus auf dem Dach höher ist als gewöhnliche Busse. Grundsätzlich war Kästner mit dem Test zufrieden, Probleme mit dem Bus gab es keine, auch das Aufladen der Batterie über Nacht auf dem Betriebsgelände der Stadtwerke sei unproblematisch gewesen.
Mit einer Batterieladung schaffte der E-Bus rund 140 Kilometer
Als Fahrgäste setzte man Gewichte ein, um reale Bedingungen zu imitieren. Man schaffte mit einer Batterieladung je nach Temperatur und Strecke wie zum Beispiel Richtung Deutschhof mit Steigungen zwischen 120 und 140 Kilometer. Das ist deutlich weniger als in einer normalen Schicht gefahren wird, weswegen die Schichtpläne auch geändert wurden, um entsprechend testen zu können. "Die Resonanz der Fahrer war positiv", erklärte Kästner, auch wenn das Fahrverhalten aufgrund eines etwas anderen Schwerpunkts unterschiedlich im Vergleich zu einem Dieselbus sei. Auch das fehlende Motorengeräusch war für Fußgänger am Roßmarkt ungewohnt.
Der getestete Bus von Mercedes war für Schweinfurt insofern etwas Besonderes, da er von zwei ZF-Motoren, die in Schweinfurt gebaut wurden, angetrieben wird. Die Stadtwerke möchten auch E-Busse anderer Hersteller noch testen, bevor man mit dem Aufsichtsrat das weitere Vorgehen bespricht. "Wir müssen Wirtschaftlichkeit und Ökologie in Balance bringen", so Kästner. Dabei geht es nicht nur um die Themen Reichweite und Unterhalt, sondern auch den Kaufpreis der Busse oder die Kosten für den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Insofern ist klar, auch wenn Thomas Kästner das nicht explizit so formulierte, dass in den nächsten Jahren kaum elektrisch betriebene Busse der Stadtwerke durch Schweinfurt fahren werden, sollte sich an den Förderbedingungen und den Anschaffungskosten nicht signifikant etwas ändern.