An einem Werktag im Jahr 2033 hat die Uhr noch nicht fünfmal geschlagen, als die ersten Stadtbusse ganz leise surrend die Wagenhalle des Verkehrsbetriebs an der Franz-Schubert-Straße verlassen. Hier brummt jetzt kein Diesel mehr. Die 13 Gelenkbusse und die 27 Zweiachser werden von Elektromotoren angetrieben. Die Stadtbusse fahren komplett CO2-neutral – jedoch wohl frühestens 2033, also in 13 Jahren.
Einige der städtischen Busfahrer waren schon in der vergangenen Woche klimaneutral unterwegs. Vom 24. bis zum 28. Februar testeten die Stadtwerke einen batterieelektrisch betriebenen EvoBus (Mercedes Benz), der zuvor eine Woche lang in Coburg unterwegs war und jetzt eine weitere Woche in Aschaffenburg auf Linie geht. Fahrgäste werden auch in Aschaffenburg nicht einsteigen.
Testfahrt mit Gästen
In Schweinfurt gab es eine Fahrt, auf der statt der sonst üblichen Gewichte, die sich die Stadtwerke beim Technischen Hilfswerk (THW) ausgeliehen hatten, echte Mitfahrer Platz nahmen, darunter der Geschäftsführer der Stadtwerke Thomas Kästner, Oberbürgermeister Sebastian Remelé, Harald Mendrock (Bereichsleiter Personenverkehr bei den Stadtwerken), dessen Stellvertreter Sebastian Weismantel, Anna Barbara Keck (Pressesprecherin des Rathauses) und die Presse, der der OB sagte, dass Schweinfurt sich aufgeschlossen für neue Entwicklungen zeige und die Stadt am Puls der Zeit sei.
Und aus Schweinfurt stammt auch der Antrieb im E-Bus: zwei radnabennahe Elektromotoren von ZF (AVE 130), die weder ein Getriebe noch ein Differenzial brauchen. Thomas Kästner meinte zu Beginn der Fahrt: "Wir testen den Bus auf allen Linien auf Herz und Nieren, um mögliche alternative Antriebskonzepte für den ÖPNV zu bewerten. Der Einsatz von Elekrobussen ist eine Herausforderung und unterliegt verschiedenen Kriterien. Zum einen muss das Fahrzeug zu den örtlichen Gegebenheiten passen. Zum anderen muss auch das richtige Ladekonzept gewählt werden, um die Busse möglichst effizient einzusetzen. Neben diesen eher technischen Anforderungen gilt es, wirtschaftliche Faktoren und den Dienstplan zu berücksichtigen."
Busfahrer waren "ganz angetan"
Der "eCitaro" von EvoBus hat 29 Sitz- und 64 Stehplätze und ist ähnlich lang (12,1 Meter) und breit (2,6 Meter ohne Spiegel) wie der aktuelle Stadtbus. Die Fahrzeughöhe von stolzen 3,4 Metern ist durch die Technik im Dach begründet. Weil dort auch schwere Batterien sitzen, war das Fahrverhalten für einige Busfahrer "gewöhnungsbedürftig". Ansonsten seien die Fahrer von den zweimal 125 Kilowattstunden (maximale Leistung), von der Batteriekapazität (243 Kilowattstunden), der Wärmepumpenheizung und der Reichweite von 120 bis 150 Kilometer "ganz angetan" gewesen, so Sebastian Weismantel.
Nach der Testwoche steht jetzt die Auswertung an. Die Aufladung (vier bis fünf Stunden) erfolgte über Nacht. Ein schnelles Nachladen am Tag ist zwar möglich, beeinflusst jedoch die Lebensdauer der Batterien negativ. Die durchschnittliche Fahrleistung der Dieselfahrzeuge (250 Kilometer pro Tag) erreichte der E-Bus (120 bis 150 Kilometer) bei weitem nicht.
Heizen mit der Wärmepumpe
Beheizt wird der Bus über eine Wärmepumpe, welche die Bremsenergie, die Abwärme der Batterien sowie die Restwärme der Umgebungsluft nutzt. Dieses Thermomanagement schont die Batterien und verlängert die Reichweite. Dazu der Oberbürgermeister, der auch der Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist: "Für uns hat eine nachhaltige Fahrzeugbeschaffung hohe Bedeutung. Nachhaltig heißt sowohl eine über die gesamte Lebensdauer gute Umweltbilanz sowie eine wirtschaftliche Tragbarkeit und die Zuverlässigkeit."
Die Fahrt mit der Presse führte zum Roßmarkt und von dort auf die Deutschhoflinie. Die Steigung am Leopoldina-Krankenhaus bewältigte der Bus, der gegenüber den Varianten mit Dieselmotor nicht 250 000 Euro, sondern deutlich über 500 000 Euro kostet, ohne Probleme. Keine Probleme sieht Thomas Kästner auch beim Aufladen der Batterien. Der Strom von den Dächern der Stadtwerke reiche schon jetzt für mehrere E-Busse. Bis zum Sommer würden zudem auch noch die letzten freien Dachflächen an der Bodelschwinghstraße für die Energiegewinnung aus Sonnenkraft bestückt, so Kästner.
Wenn überhaupt, dann schrittweise
Den Strom erzeugen die Stadtwerke also selbst. Doch da die ständig erneuerte Stadtbusflotte schon jetzt als nachhaltig gilt und die letzten Neuerwerbungen erst Monate zurückliegen, werden die 2019 in Dienst genommenen Diesel wohl wie immer erst nach zehn bis 13 Jahren ausgemustert: also bis zum Jahr 2033.