
Die anstehende Mammutaufgabe, den heimischen Wald möglichst gut auf den Klimawandel vorzubereiten, ist das wohl drängendste Thema, das Forstleute aktuell umtreibt. Es überschattete auch die Waldeinsicht des Zweckverbands "Waldpflege Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen" kurz vor Weihnachten.
Förster Jochen Schenk stellte gegenüber den Vertretern der Kommunalpolitik und der Hegegemeinschaft einmal mehr fest: Der im Bürgerwald eingeschlagene Weg ist der richtige. An Ideen und Vorstellungen, wie der Wald fit gemacht werden kann, um den Bestand widerstandsfähiger gegen größere Hitze und mehr Trockenheit zu machen, mangelt es nicht. Doch: "Was wir nicht haben, das ist Zeit", stellt Schenk ernüchternd fest.
Vom Treffpunkt "An den zwei Eichen" bei Michelau-Sudrach führte der Gerolzhöfer Förster die Teilnehmer der Waldeinsicht ein gutes Stück hinein in den Bürgerwald. Dort, mitten im Bestand, stellte er seine Philosophie des Waldumbaus vor, quasi direkt am Objekt. "Mindestens 15 Baumarten plus x", so lautet Schenks Motto, nach dem er und seine Mitarbeiter im Gemeinsamen Bürgerwald vorgehen. In der Praxis bedeutet das, dass in der Fläche idealerweise nicht nur überwiegend Buchen wachsen sollen, wie es im Steigerwald auf weiten Strecken der Fall ist.
Eichen haben Vorfahrt vor Buchen
Marone, Speierling, Baumhasel, Eiche, Weißtanne, Douglasie, Feldahorn, Bergahorn und noch weitere Bäume zählt Schenk mit Blick rund um sich auf. Auf 17 Baumarten kommt er an dieser Stelle im Wald, wo seine Mitarbeiter vor wenigen Monaten noch gearbeitet haben. Sie haben hier Bestandsbäume entnommen, um anderen, von selbst aufgegangenen Bäumen Platz und Licht zu schaffen. Die Waldarbeiter haben aber auch gezielt Setzlinge gepflanzt. Ein Ziel war es laut Schenk, die aufgegangenen Eichen zu unterstützen – zulasten der natürlichen Buchenverjüngung.
Um den Wald für die kommenden Jahrzehnte zu erhalten, müssten stellenweise auch gute, alte Buchen gefällt werden, um die Eiche, die mit Trockenheit und Hitze besser zurechtkommt, voranzubringen. Denn anders als noch vor vier, fünf Jahren weit verbreitet zu hören, sind Schenk und die meisten seiner Berufskollegen inzwischen davon überzeugt, dass ein Großteil der Buchen im Steigerwald keine prädestinierten Zukunftsbäume sind. Die vergangenen Trockenjahre haben zu deutliche Spuren im Buchenbestand hinterlassen, die Schäden sind noch kaum überschaubar. "Wir können gar nicht alle schadhaften Buchen entnehmen, es sind zu viele", sagt Schenk.
Förster Schenk: Mehr Rehwild schießen
Priorität hat für Schenk, beim Waldumbau auf möglichst viele einheimische Zukunftsbäume, etwa den Speierling oder die Elsbeere, zu setzen, zusätzlich zu einem Grundbestand an Eichen. Der Förster rät dazu, beim Waldumbau nicht zu kleinräumig vorzugehen: Die Flächen, auf denen Lücken in den Altbaumbestand gerissen werden, um die Naturverjüngung anzustoßen und gezielt gewünschte Baumarten zu pflanzen, dürften nicht zu klein sein. Und: Auch wenn Zäune keine Dauerlösung und in der Masse "logistisch nicht zu stemmen" seien, so seien sie aktuell doch das probate Mittel, um bestimmte Areale mit jungen Bäumen vor Wildverbiss zu schützen. Auch dies zeigte Schenk beispielhaft im Bestand und plädierte erneut dafür, mehr Rehwild zu schießen, um den Verbiss zu reduzieren.

Der Förster hatte für die Mitglieder des Zweckverbands auch aktuelle Zahlen zum Holzeinschlag mitgebracht: Im Jahr 2023 waren es im Bürgerwald 3600 Festmeter – deutlich weniger als in den Jahren davor. Auch bedingt durch Schädlingsbefall, Schneebruch und Windwurf waren es im Jahr 2022 noch 8900 Festmeter gewesen, was über dem regulären Hiebsatz lag. Im Jahr 2021 wurden knapp 4700, im Jahr 2020 6500 und im Jahr 2019 3700 Festmeter geschlagen. Bei den im vergangenen Jahr gefällten Bäumen hatte die Fichte mit 58 Prozent (davon Dreiviertel Schadholz) den größten Anteil, vor Buche (27 Prozent) und Kiefer (sechs Prozent).
Baumbestand nicht als Reservekapital betrachten
Angesichts der Zahlen räumte Förster Schenk mit einem "brutalen Denkfehler", wie er es nannte, auf: den Baumbestand als Reservekapital zu betrachten. Dies sei angesichts teils heftig schwankender Preise auf dem Holzmarkt, etwa bei der Fichte, "hochspekulativ". Auch die große Masse an Buchenholz besitze keine finanzielle Kraft.
Statt Bäume gewinnorientiert zu schlagen, müsse es vielmehr darum gehen, durch den Hieb den Bestand gezielt zu entwickeln. Alles andere mache keinen Sinn, wenn man in Zukunft überhaupt noch einen brauchbaren Baumbestand im Steigerwald haben möchte.