Die Flüchtlingsbewegung hat nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine wieder an Fahrt aufgenommen. Deutschlandweit ist die Zahl der Asylanträge im Verlauf des Jahres stark gestiegen. Politiker wie CSU-Innenexperte Alexander Thorm beklagen eine verschärfte Migrationslage. In Unterfranken leben (Stand Ende August) rund 10.400 Asylsuchende in staatlichen Unterkünften. Dies sind 4.250 mehr als zum Jahresanfang. Anfang 2021 dagegen waren es noch 4.900 Asylbewerberinnen und -bewerber, also weniger als die Hälfte. Dazu kommen noch andere Flüchtende, die keinen Asylantrag stellen müssen, von denen Ukrainerinnen und Ukrainer sowie afghanische Ortskräfte die größten Gruppen sind.
Es wird eng: Ankerzentrum an seinen Grenzen
Alle ankommenden Flüchtlinge werden den Bundesländern zugewiesen, solange Kapazitäten bereitstehen. Manche Länder haben bereits die Zuweisung gestoppt, weil sie keine freien Räumlichkeiten mehr zur Verfügung haben. "Und auch hier in Unterfranken wird es knapp", sagt Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken. Die Aufnahmequoten sind in der Bundesrepublik so geregelt, dass auf Bayern rund 15 Prozent der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge entfielen, davon wiederum gut zehn Prozent auf Unterfranken.
Das Ankerzentrum in Geldersheim bei Schweinfurt, die erste Anlaufstelle für alle Flüchtenden in der Region, sei bereits seit einiger Zeit nah an seiner Auslastungsgrenze - 97 Prozent der Plätze seien aktuell belegt. Im Laufe des Augusts ist die Gesamtzahl an aufgenommenen Personen nochmal um rund 600 Personen gestiegen, insgesamt registrierte die Regierung von Unterfranken dieses Jahr bislang 5343 neu ankommende Flüchtende (Stand 31. August).
Eine neue Flüchtlingskrise?
Diese Zahl war allein in der zweiten Jahreshälfte 2015 etwa dreimal so hoch. Die aktuelle Situation reicht noch bei weitem nicht an die von 2015 heran, trotzdem werden die Unterkünfte knapp. Das treffe nicht nur auf das Ankerzentrum zu, so Hardenacke, sondern genauso auf die vielen Gemeinschaftsunterkünfte. Nicht anders sei es im gerade erst eröffneten Übergangswohnheim in Wildflecken (Lkr. Bad Kissingen), das für humanitäre Unterbringungen, also zum Beispiel für afghanische Ortskräfte, vorgesehen ist. Es wird dringend nach geeigneten Liegenschaften gesucht, um weiterhin Kapazitäten für flüchtende Menschen anbieten zu können.
Sonderregelung bei Menschen aus der Ukraine
Hardenacke erklärt, dass bei der Einreise ukrainischer Flüchtlinge ein anderes Regularium gelte als sonst bei Asylsuchenden: "Sie dürfen visafrei in die Europäische Union einreisen und haben damit grundsätzlich ein 90-tägiges Aufenthaltsrecht." Nachdem sie eingereist seien, sollen sich Flüchtlinge aus der Ukraine baldmöglichst bei den örtlichen Ausländerbehörden und Meldeämtern registrieren lassen.
Diese Registrierung sei weniger umständlich als ein Asylverfahren, sichere ein befristetes Aufenthaltsrecht und gegebenenfalls den Zugang zu Sozialleistungen. Ukrainische Flüchtlinge könnten sich frei in Deutschland bewegen und kämen zumeist in gewöhnlichen Wohnungen unter.