
Schafe werden regelmäßig von ihrer Wolle befreit. Viele hundert Kilometer fährt Daniel Geiling deswegen teilweise an einem einzigen Wochenende durch die Lande, um mit seiner Spezialapparatur Lämmer und Schafe an verschiedenen Orten zu scheren. Bis tief ins oberbayerische Voralpenland oder ins französische Elsass-Gebiet reist er dabei mit seinem extra dafür eingerichteten Bus.
Eines trieb den passionierten Hobby-Schäfer dabei aber schon seit langem um: die Schafwolle, das einst edle Naturprodukt, findet für Bekleidungs- und Wohntextilien kaum mehr Abnehmer. Allein das Fell der Merino-Schafe ist fein genug, um Bekleidung herzustellen, die sich auf der Haut angenehm weich anfühlt, wie es von den Kunden erwartet wird. Hier bestimmen allerdings große Lieferanten aus Australien, Neuseeland und China weitestgehend den Markt.
Preisverfall bei der rohen Mischwolle
Bei den anderen Schafrassen erlöst Geiling für ein Kilogramm rohe Mischwolle aktuell gerade einmal noch 15 Cent. Aufgrund dieses extremen Preisverfalls seien die Wollhaare fast zu einem "Abfallprodukt" verkommen, beklagt der Schäfer und Schafscherer, dem es bei seiner Arbeit besonders darauf ankommt, die Tiere schonend und verletzungsfrei zu scheren. Im Jahr 2018 erreichte er den Bayerischen Meistertitel im Schafscheren in der Nachwuchsklasse mit der saubersten Wertung.
Aus der Not heraus hat der 25-Jährige daher andere Verwendungsmöglichkeiten ausgelotet und sich die Eigenschaften der Schurwolle einmal näher angesehen. Aufgrund des hohen Nährstoffgehalts lag der Einsatz dieses "nachwachsenden Rohstoffs" als Düngemittel auf der Hand. Ein großer Anteil Stickstoff, aber auch Kalium, Phosphat, Schwefel und Magnesium ist hierin enthalten.
Wolle wird zu Pellets verarbeitet
Nachdem die Einarbeitung der losen Wolle in den Boden allerdings umständlich ist und sogar mit der Zeit von Vögeln zum Nestbau abtransportiert wird, musste die Konsistenz noch etwas verändert werden. "In einem aufwendigen Verarbeitungsprozess wird die Schafwolle zunächst hygienisiert und anschließend zu kleinen Pellets, wie man sie aus Holz für Heizungsanlagen kennt, gepresst", erklärt der Schäfer. Dafür bringt er die gesammelte Wolle, die er ausschließlich von eigenen Schafen oder Schafen aus der Region, die er selbst schert, bezieht, zu einer Firma nach Treuchtlingen. Dort sind entsprechend große Maschinen vorhanden, welche die Wolle zu Pellets verarbeiten.
So entsteht ein Produkt, welches der Schäfer mit der Bezeichnung "Geilings Schafwoll Pellets" in kleine Kartons verpackt. Ein individuelles Design hat er ebenfalls extra erstellen lassen, welches mittels eines Aufklebers auf den in unterschiedlich großen Mengen verfügbaren Päckchen angebracht wird. "Naturdünger aus 100 Prozent Schafwolle" ist hierauf zu lesen. Wer also seinen Garten besonders naturnah bewirtschaften will und deshalb auf Mineraldünger verzichtet, findet hier eine natürliche Alternative, denn der Dünger ist vollständig biologisch abbaubar.
Wasserspeicher in Trockenphasen
Weil die Nährstoffe aus der Wolle sehr langsam über viele Monate hinweg an die Pflanze abgegeben werden, eigne sich die Schafwolle gut zur organischen Langzeitdüngung, so der Schafzüchter aus Zeilitzheim. Dafür müssen die Pellets drei bis vier Zentimeter tief ins Erdreich eingebarbeitet werden. Bei Neupflanzungen kann man den Dünger auch direkt ins Pflanzloch oder die Furche geben. Wichtig sei es, viel Wasser darauf zu geben, was dazu führt, dass die Wolle aufquillt und so kontinuierlich die Nährstoffe freigeben kann. Aufgrund ihrer Saugfähigkeit erfüllt die Schafwolle für die Pflanze auch eine weitere wichtige Funktion als Wasserspeicher in Trockenphasen, was sich gerade in Zeiten des Klimawandels als entscheidender Vorteil erweisen kann.
"Mit einem Mal Düngen pro Saison sind die Pflanzen optimal versorgt", sagt der Zeilitzheimer Schäfer. Dennoch sei ein Nachdüngen jederzeit problemlos möglich, fügt er an, denn: "Gedüngt wird von März bis Oktober."
Einen kräftigen Wuchs und eine reiche Ernte an gesundem und aromatischem Obst und Gemüse stellt der Schäfer allen Verwendern seiner Schafwollpellets in Aussicht. Das waren zumindest seine Erfahrungen im Eigenversuch, der junge Mann hat die Wollpellets im heimischen Garten ausprobiert. Auch erhöht sich seinen Aussagen zufolge die Widerstandskraft und das Regenerationsvermögen der Pflanzen. Zusätzlich sorge die Wolle für Auflockerung und Verbesserung des Bodens. Ebenso werde die Bildung von Humus erreicht. Tests für weitere Einsatzfelder der Düngepellets laufen aktuell, wie Daniel Geiling berichtet.

