Wenn es um Bio-Anbau geht, macht Veit Plietz so schnell keiner etwas vor: Mit seiner 1983 gegründeten Raritäten-Gärtnerei war der Schwarzacher im Landkreis so etwas wie ein Öko-Pionier. Und doch gibt es für den 62-Jährigen noch Überraschungen. Als er vor einiger Zeit eine Besuchergruppe durch seinen Betrieb führte, um ihnen stolz seine 100 verschiedenen Tomatensorten von der "Russische Fleischtomate" bis zum "Rumänischen Uwe" und der "Schlesischen Himbeere"zu zeigen und vor allem schmackhaft zu machen, befand sich auch ein Schäfer unter den staunenden Besuchern. Das sollte Konsequenzen haben.
Nach der Führung wartete der Schäfer mit einem Vorschlag auf: Er habe gerade eine Menge Schafwolle bei sich daheim. Er könnte davon gerne etwas abgeben – damit es in den Gewächshäusern des Schwarzachers noch mehr grünt und blüht und gedeiht. Und dann erzählte der Schäfer dem erstaunten Gärtnerei-Besitzer von den Vorzügen der Wolle: Dass sie gut Wasser speichern könne. Und dass sie ein guter Nährstoff-Lieferant sei. Außerdem setzt sich das Unkraut nicht so schnell gegen die Wolle durch. Also wie gemacht für die Tomatenkulturen in den Gewächshäusern.
Wenig später trafen drei Kubikmeter Schafwolle in Schwarzach ein. Veit Plietz hatte sich inzwischen in das Thema eingelesen und war begeistert. So gibt es beispielsweise eine Forschungsarbeit der Humboldt Universität in Berlin, die genau die Aussage des Schäfers bestätigte: Die Wolle der Schafe enthält genügend Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Kalium sowie Schwefel, um Boden und Pflanzen für lange Zeit zu versorgen. Die Wolle ist also ein natürlicher Biodünger, der einfach in den Boden eingearbeitet werden kann. Die Pflanzen entziehen der Erde danach über einen langen Zeitraum die benötigten Nährstoffe und profitieren außerdem davon, dass die Wolle gut Wasser speichern kann.
Gackernde Pflanzenschutzbeauftragte
Neben der Entdeckung der Wolle gab es im Frühjahr eine weitere Veränderung in der Gärtnerei: Neuerdings sind auch Hühner im Einsatz gegen Schädlinge. Elf Welsumer Zwerg-Hühner bekamen ein mobiles Hühnerhaus gebaut, um nunmehr gegen Milben vorzugehen. "Das sind unsere Pflanzenschutzbeauftragten", freut sich Plietz über die gackernden Neuzugänge in Sichtweite der Klostertürme. Gerade der Kampf gegen Milben ist ein großes Thema, die seien "schlimmer als Blattläuse", betont der Fachmann.
Hilfe für die Natur
Helfer sind bei dem eingefleischten Bio-Gärtner immer gerne gesehen. So wie die Hummel-Völker, die in Kästen wohnen und in den Gewächshäusern hängen. Die Erdhummeln sind schon seit Jahren fliegenden Bestäuber für die Schwarzacher Tomaten-Vielfalt. Ein komplettes Volk - neben der Königin um die 50 Arbeiterinnen - kümmert sich jeweils um gut 900 Pflanzen. Für die Hummel-Kolleginnen außerhalb der Gewächshäuser wird inzwischen auch einiges getan: Blühstreifen helfen auch in einer Bio-Gärtnerei der Natur.
Veit Plietz ist von den Blüh-Mischungen ganz begeistert, die bunte Mischung reicht von Kornblumen und Klee bis zu Steinkraut. Für die fliegenden Bestäuber gibt es inzwischen speziell abgestimmte Mischungen zu kaufen. Die Inhaltsangabe auf den "Beipackzetteln" zaubert Veit Plietz ein Lächeln ins Gesicht. Manche Mischungen sind so speziell, dass sie Nützlinge anlocken, die beispielsweise Kohlschädlinge auf dem Speiseplan haben - für eine Gärtnerei geradezu optimal. Vielleicht sind es ja Blühstreifen, die das Verschwinden der Insekten stoppen können.
Immer weniger Vögel
Ein Problem, das auch für Vögel gilt: Schon seit Jahren beobachtet der Schwarzacher, dass immer weniger Vögel unterwegs sind. Stare und Amseln scheinen fast ganz verschwunden. Was damit zusammenhängen könnte, dass die Abfallhaufen aus den Gärten verbannt wurden. Bei Veit Plietz gibt es diese Haufen noch – in Sichtweite des Lagers für Schafwolle.
Weitere Infos im Internet unter www.oekokiste-schwarzach.de