Gut ein Jahr ist es her, dass ein 23-jähriger Familienvater bei einem Unfall an der B-22-Kreuzung zwischen Oberschwarzach und Siegendorf sein Leben verloren hat. Ein Autofahrer hatte dem Mann am Steuer seines Wagens beim Abbiegen an der Kreuzung die Vorfahrt genommen. Augenscheinlich hatte der Unfallverursacher das ihm entgegenkommende, mit fünf Menschen, darunter drei Kindern, besetzte Fahrzeug übersehen. Neben dem Toten forderte der Unfall am 21. Mai 2023 sieben Verletzte. So berichtete es damals die Polizei.
Kurze Zeit nach dem folgenschweren Ausgang hatte eine Unfallkommission die Kreuzung begutachtet. Ziel war es, Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen, um die Verkehrssicherheit vor Ort zu erhöhen. An diese Stelle der Bundesstraße zwischen Würzburg und Bamberg hatte es in den Jahren zuvor wiederholt schwere Unfälle gegeben. Dabei sind mehrere Menschen teils schwer verletzt worden.
Provisorisches Tempolimit
Obwohl die Kommissionsmitglieder während des Ortstermins im Juni 2023 "keine wesentlichen Mängel an der Straßenlage" feststellen konnten, einigten sie sich den Angaben des Staatlichen Bauamts Schweinfurt zufolge auf mehrere vorbeugende Maßnahmen. So wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Kreuzungsbereich auf 70 Stundenkilometer beschränkt. Ein ebenfalls aufgestelltes Zusatzzeichen weist Verkehrsteilnehmer seitdem in beiden Fahrtrichtungen auf potenzielle Gefahren durch Vorfahrtsverletzungen hin. Um die Verkehrszeichen besser sichtbar zu machen, wurden diese auf einer weißen Trägertafel beiderseits am Fahrbahnrand aufgestellt.
Diese rasch umgesetzten Maßnahmen sollen nach Auskunft des Staatlichen Bauamts so lange im Bereich der B-22-Kreuzung stehen, bis an den Zufahrtsstraßen, die von Oberschwarzach (Kreisstraße SW 48) und Siegendorf (Staatsstraße 2272) kommend an die Kreuzung führen, zusätzliche Stopp-Schilder (Verkehrszeichen 206) als sogenannte Überkopfbeschilderung aufgestellt worden sind. So hatte es die Behörde dieser Redaktion zuletzt im Oktober 2023 mitgeteilt.
Unfallkommission denkt um
Auf erneute Nachfrage, bis wann die bis heute noch immer nicht angebrachten Überkopf-Stoppschilder aufgestellt werden, erfuhr diese Redaktion nun, dass diese Pläne nicht mehr aktuellen Stand entsprächen. Nach Auskunft von Ulrich Zenkel, dem neuen für den Landkreis Schweinfurt zuständigen Abteilungsleiter des Staatlichen Bauamts Schweinfurt, ist diese Entscheidung das Ergebnis des jüngsten Treffens der Unfallkommission, der Vertreter von Polizei, Verkehrsbehörde und Staatlichem Bauamt angehören.
Diese hätten laut Zenkel beschlossen, auf die Überkopfbeschilderung zu verzichten. Unter anderem seien Bedenken aufgekommen, die für die Überkopf-Schilder notwendigen Fundamente und Tragkonstruktionen im Kreuzungsbereich könnten die Verkehrssicherheitslage in diesem Bereich am Ende eher verschlechtern als erhöhen.
Piktogramm auf Fahrbahn
Anstelle dessen sollen nun auf beiden Ästen der Staats- und Kreisstraße vor dem Kreuzungsbereich Stoppschilder auf weißen Trägertafeln mit einem Abstand von circa 100 bis 150 Metern zur Kreuzung angebracht werden. Zudem soll das Stopp-Symbol auf der Fahrbahn als Piktogramm vor der Straßeneinmündung markiert werden, "um die Vorfahrtsregelung in den untergeordneten Straßenästen für die Verkehrsteilnehmer zu verdeutlichen", erklärt Bauoberrat Zenkel.
Dieser ist sich sicher, dass die jüngst festgelegten Maßnahmen einen ähnlichen Effekt auf die Verkehrssicherheit an der unfallträchtigen Kreuzung haben werden, "bei deutlich geringerem Aufwand in der Umsetzung".