
Auf Einladung von Staatssekretär Gerhard Eck, der Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber und der Landtagsabgeordneten Barbara Becker sollen am Freitag, 19. März, die Bürgermeister der Anrainergemeinden entlang der Steigerwaldbahn zu einer Online-Konferenz zusammenkommen. In einer gemeinsamen Presseerklärung haben die drei CSU-Mandatsträger nun konkretisiert, was das Hauptthema bei dieser Konferenz sein wird: Man habe jetzt die Möglichkeit, auf der vorhandenen Bahntrasse "ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt für einen zeitgemäßen, modernen, flexiblen und ökologischen Öffentlichen Personennahverkehr zu verwirklichen", schreibt Innenstaatssekretär Gerhard Eck.
Die Idee wird schon seit Monaten verfolgt. Mehrfach hat sich die CSU bereits dafür ausgesprochen, dass die Trasse der Steigerwaldbahn, wenn es zu einem negativen Potenzialgutachten der Bayerischen Eisenbahngesellschaft und einer daraus resultierenden Entwidmung kommen sollte, nicht in Einzelstücke zerschlagen wird, sondern als Ganzes erhalten bleiben soll. Auf der gesamten Strecke zwischen Schweinfurt und Kitzingen könnte ein kombiniertes Verkehrssystem entstehen, bestehend aus einem gut ausgebauten Radweg und zusätzlich - durch einen Grünstreifen und Sicherheitseinrichtungen vom Radweg getrennt - einer Fahrbahn für autonom fahrende Busse.
Gespräche mit Ministerien und der Bahn
Gerhard Eck führt deshalb nach eigenen Angaben seit geraumer Zeit gemeinsam mit Anja Weisgerber und Barbara Becker intensive Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium in Berlin, dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr in München, der Deutschen Bahn und dem in Schweinfurt beheimateten Unternehmen ZF, um ein Verkehrskonzept auf der Bahntrasse der ehemaligen Steigerwaldbahn zu entwickeln, das modernen Ansprüchen genügt. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen die sogenannten "People-Mover". Dabei handelt es sich um von ZF bereits zur Marktreife entwickelte, autonom fahrende Kleinbusse beziehungsweise Fahrgastzellen.
"Durch ihre Flexibilität und Vielseitigkeit erfüllen sie alle Anforderungen an ein modernes und umweltfreundliches Verkehrssystem. Die People-Mover können den täglich wechselnden Transportkapazitäten bedarfsgerecht angepasst werden", schreiben die CSU-Vertreter. Sie könnten mit Ökostrom betrieben werden und würden als gummibereifte Fahrzeuge nicht mehr Fahrgeräusche verursachen als beispielsweise ein E-Mobil.
Wie bereits 2019 in Main-Post berichtet, war der ZF-Konzern ein Joint Venture mit "e.Go Mobile" eingegangen, eine Gesellschaft, die aus der Technischen Universität Aachen hervorgegangen ist. ZF war zu 40 Prozent an der neuen Gesellschaft beteiligt, ist inzwischen aber dort ausgetreten. Inzwischen hat man eine eigene 100-prozentige Tochter, die sich mit autonomem Fahren beschäftigt. Der ZF-Mover wird elektrisch betrieben und weitgehend mit Komponenten von ZF – Antrieb, Lenkung, Bremse, Soft- und Hardware – ausgestattet. ZF hat einen hochleistungsfähigen, für Künstliche Intelligenz nutzbaren Computer entwickelt, der in Kombination mit einem umfangreichen ZF-Sensorenset komplexe Verkehrssituationen in Echtzeit analysieren und darauf reagieren kann.
Derzeit 70 km/h schnell
Angetrieben werden solche kleinen Busse von einer Batterie, die eine Reichweite von bis zu 150 Kilometer ermöglichen soll. Der Mover kann eine Geschwindigkeit von 70 km/h erreichen, in der Stadt wird diese durchschnittlich jedoch nur bei 18 km/h liegen. Das ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich heutzutage auch ein Bus im öffentlichen Personen-Nahverkehr bewegt.
Der Mover schafft Platz für bis zu 15 Insassen – bei der Länge eines Mittelklassefahrzeuges. Das Fahrzeug eignet sich auch für einen Verkehr unabhängig von festen Linien und für On-Demand-Angebote (auf Abruf). "Anders als bei einer reaktivierten Eisenbahnstrecke bietet der People-Mover als innovatives Verkehrsprojekt die Möglichkeit, die Anliegergemeinden direkt an die Strecke anzubinden und die Innenstädte von Schweinfurt und Kitzingen direkt zu erreichen", schreibt Gerhard Eck.
Neben der bundesweit einmaligen Pilotstrecke für die autonom fahrenden Elektro-Busse soll auf der Eisenbahntrasse ein Schnell-Radweg entstehen. "Ein gut ausgebauter Radweg ermöglicht auf der vollkommen ebenen Strecke für Fahrradfahrer und E-Biker, schnell zwischen den Gemeinden zu pendeln oder Arbeitsplätze, Geschäfte und Schulen in Schweinfurt und Kitzingen zu erreichen", so die CSU.
Zugesagte Fördermittel
Für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie könne mit der Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums und des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr gerechnet werden, teilt Staatssekretär Gerhard Eck mit. "Wir wollen vorankommen und auch die zur Verfügung stehenden Fördermittel bei den Ministerien abrufen." Deshalb sei es wichtig, dass dieses Pilotprojekt in der Region auch von den Anliegergemeinden und den Aufgabenträgern des Öffentlichen Personennahverkehrs unterstützt werde und alle Beteiligten finanzielle Verantwortung übernehmen. Bei dem Informationsgespräch Mitte März soll das Verkehrsmodell den Bürgermeistern im Detail vorgestellt und seine Vorteile für die Anliegergemeinden dargestellt werden.
Einmalig in Deutschland
Schon heute zeichne sich ab, dass die Beteiligungen von ZF und Deutscher Bahn an der Verwirklichung dieses Projekts "eine ideale Allianz" bilden, so Eck. Die autonomen Mover verrichten bereits erfolgreich auf Flugplätzen und Messegeländen in Europa ihren Dienst. Allerdings geht es hier noch nicht über größere Entfernungen. "Für dieses sehr komplexe Technologieprojekt braucht es starke Partner in der Region mit langjähriger Erfahrung mit Transportsystemen, technischem Know-how und Kapazitäten für Bau, Betrieb und Wartung eines solchen Systems, wie es in Deutschland selbst noch nicht realisiert wurde", schreiben die drei CSU-Mandatsträger.
Um die Kommunen der Region einzubinden, will Staatssekretär Eck eine Interessengemeinschaft der Anliegergemeinden anregen. Mithilfe dieses Instruments sollen die Gemeinden entlang der Strecke, die schon lange die Entwidmung vom Eisenbahnverkehr fordern, ihre Vorstellungen zur Verbesserung des ÖPNV gegenüber Ministerien und den Landkreisen formulieren und durchsetzen können. Die Region sollte laut CSU die Chance ergreifen, dieses in Deutschland einmalige Zukunftsprojekt zu verwirklichen. Der Einsatz modernster Technologie beschere der Region nicht nur einen großen Attraktivitätsgewinn, sondern sichere durch die Einbindung von ZF Arbeitsplätze in Schweinfurt.
Eigentümer: Streckenband erhalten
Die Eigentümerin der stillgelegten Bahnstrecke, die Firma Gleisrückbau Meißner, steht den Plänen der CSU sehr aufgeschlossen gegenüber, betont deren Inhaber Timo Meißner auf Anfrage. Er habe in zahlreichen Gesprächen mit Bürgermeistern entlang der Strecke stets deutlich gemacht, dass er nicht vorhabe, die Trasse stückchenweise zu verkaufen. "Das Streckenband soll erhalten werden", betont Meißner. "Das Grundstück wird nicht zerrissen."
Wenn es zu einer Entwidmung der Strecke komme, dann werde die Firma Gleisrückbau Meißner die bestehende Infrastruktur samt Schwellen und Gleise abbauen und das Material entsprechend vermarkten. Und danach suche man dann einen Käufer für das gesamte Bahngrundstück. "Ich unterstütze die Idee eines Fahrradwegs in Kombination mit autonom fahrenden Elektro-Bussen", sagt Timo Meißner.
Eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn soll zu teuer gewesen sein?
Die Flächen hätten die Gemeinden gerne anders genutzt?
Die Anlieger in den Neubaugebieten wollten die Bahn nicht an ihren Grundstücken vorbei fahren lassen. Jetzt fährt halt der autonome Bus vorbei. Die Flächen bekommen die Gemeinden auch nicht. Im Gegenteil! Zwei Wege, einer für Bus und einer für Räder werden mit Sicherheit noch breiter. Also müssen wahrscheinlich Flächen dazu gekauft werden. Teurer wird es mit Sicherheit auch. Bahndamm abtragen, mehr Flächen kaufen, noch mehr Büsche und Bäume roden und Straße, Brücken Entwässerungsgräben, etc. herstellen. Wahrscheinlich wird jetzt aus einer Millioneninvestition ein Milliardengrab. Auch Unterfranken braucht scheinbar seinen Berliner Flughafen. Das wird was für Mario Barth. Danke Herr Eck
Sie sehen ja noch schwärzer als ich. Das Blöde ist nur, von der Hand zu weisen ist das nicht - nach dem Motto: Wollen doch mal sehen, ob Stuttgart-21 nicht noch zu toppen ist, sowohl von den Kosten als auch von der Kontraproduktivität her...
auch die Notwendigkeit neuer
und pragmatischer
Verkehrskonzepte.
Allein an die Fähigkeiten der CSU-Entscheider*Innen
glaubt allmählich
kaum noch jemand.
ist ja wohl nicht allen Ernstes ein Argument?!
Rein naturwissenschaftlich-physikalisch argumentiert dagegen folgendes:
- der MIV ist eine Energie- und Ressourcenverschwendung sondergleichen, wenn man die durchschnittliche Auslastung betrachtet (über eine t Gewicht, i.a.R. mehr als 100 g CO2/ km zum Transport einer einzigen Person);
- für jedes Auto benötigen Sie eigentlich 2 Parkplätze (einen für tags, einen für nachts) => i.a.R. pro Auto mindestens 7 qm unnütz versiegelter Boden.
- Bei der pro Transportkapazität benötigten Fläche schneidet der MIV noch WEIT schlechter ab (=> Sicherheitsabstände!).
- Die Reibungsverluste sind bei Stahl:Stahl deutlich geringer als bei Gummi:Asphalt; von der Feinstaubentwicklung ganz zu schweigen.
- Auch bei der Lärmentwicklung pro Transportkapazität schneidet die Bahn deutlich besser ab.
=> Komisch, dass gerade viele Naturwissenschaftler eher "grün" denken, wie?
Mehr dazu unter www.projekt-rabus.de
Ich bin sehr wohl für den Einsatz dieser Busse von ZF. Da, wo sie sinnvoll sind: Als Zubringersystem zur Bahn oder notfalls zum Bus, der in jedem Fall ab 2024 nicht mehr jede Milchkanne einzeln abklappern wird.
Nach Ihrer Darstellung wird durch die Äußerung des Kommentators "Abtei-MS" Zwietracht gesät.
Es gehört zwar nicht hierher - in diesen Thread. Wenn aber das Wort "Christlich" in die Diskussion in irgendeiner Form eingebracht wird, bleibt mir nur eine Anmerkung: die Unionsparteien sollten endlich das "C" aus ihrem Parteinamen streichen. "Christlich" ist nämlich nach meiner Auffassung auch, anständig mit unserer Umwelt umzugehen, anders ausgedrückt, unsere Ressoursen durch umweltgerechten Verkehr zu schonen und den Individualverkehr nicht als goldenes Kalb zu "verehren". Die Bahn ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel schlechthin. Punkt.
...braucht's doch nur ein Umdeklarieren: Wie lautet auf engl. der Begriff korrupt? Die neuesten Beispiele (Maskengewinnler) sind doch Aussagen genug.
Das Vertrauen in die Politik verschwindet immer mehr und das ist sehr gefährlich für undere Demokratie!
Ist die notwendige Untersuchung des Habitats entlang der schon zurückgebauten Gleise hinfällig? Wo sind hier die zuständigen Behörden? Mir fehlen die Worte.
ff....
Die Ausreden gehen der CSU langsam aus, die Uhr tickt. Wir erwarten ein Machtwort, fundamentale Änderungen, ansonsten sitzt das Wahlkreuz demnächst woanders! Aber definitv nicht bei der CSU!
Bevor hier Millionenbeträge versenkt werden (die in die Eisenbahn investiert natürlich unhaltbar wären) mögen sich die Initiator/innen mal folgende Fragen stellen:
- wieviel Platz wird der einzelne Fahrgast in einem solchen Fahrzeug haben?
- wie angenehm wird die Mitfahrt bei sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen?
(Hintergrund: Temperierung kostet viel Energie. Kommen die Batterien damit klar oder muss da auf Kosten des Komforts gespart werden?)
- wie planbar bzw. wie betriebssicher wird die Angelegenheit? Wenn ich (z. B.) pünktlich um 6 auf der Matte stehen muss, weil sonst die Schichtarbeit durcheinandergerät, nützt es mir nichts, wenn das Cab mich heute um 5:30, morgen um 6:15 und übermorgen wg. Störung am System jenseits von Gut und Böse abliefert.
- wie lange wird die Fahrt von GEO nach SW dauern? Eine Stunde? Zwei?
=> wenn man Leute überzeugen will, das Auto stehenzulassen, sollte man erstmal diese Fragen "überzeugend"(!!) beantworten.