
Reichlich Ärger haben die Bauherren samt Gemeinde im neuen Baugebiet "Obere Honigleite" mit der geplanten Energieversorgung über Geothermie. Aber auch der vertragliche Anbieter, die ÜZ Mainfranken, hat Sorgen. Denn die von ihr beauftragte Bohrfirma verteuerte die ursprünglichen Schätzkosten für die Bohrungen um 30 Prozent. Außerdem will sie jetzt voraussichtlich nur noch 14 der 29 Bauplätze bedienen.
Ziemlich aufgebracht wendeten sich einige Bauherren an diese Redaktion. Sie haben in der "Oberen Honigleite" bereits ihren Rohbau erstellt oder wollen demnächst bauen. Sie vertrauten bei ihrer Wärmeversorgung auf Erdwärme, so wie es im Kaufvertrag ihres Grundstücks mit der Gemeinde Waigolshausen steht. Der Vertrag enthält die Verpflichtung, die Kosten für zwei Tiefenbohrungen für eine Kaltwärmeversorgung zu übernehmen. Als Circa-Kosten sind 12.750 Euro dafür angegeben.
Jetzt sollte die Bohrung aber 4000 Euro teurer werden, empörten sich die Bauherren. Und nicht alle Bauplätze sollten bedacht werden. Bei einer Veranstaltung der ÜZ waren sie Mitte September informiert worden. "Die Stimmung war ziemlich gereizt", sagen die Betroffenen.
Denn die Bohrfirma, mit der die ÜZ einen längeren Rahmenvertrag hatte, wollte angesichts erhöhter Dieselkosten und eines boomenden Bohrgeschäfts jetzt mehr Geld für ihre Dienstleistung und kündigte Ende 2021 den Vertrag. Woraufhin sich der regionale Energieversorger nach einer Auseinandersetzung auf einen juristischen Vergleich mit der Firma einigte. Mangels alternativer Firmen beauftragte die ÜZ die Firma aber, bis Ende 2022 weiter Bohrungen vorzunehmen. Was zeitlich wohl nur für 14 Bauplätze reicht, für bereits erstellte Häuser und für solche mit konkret benannter Bohrstelle.
Die Bohrungen sollten schon im Oktober 2021 erfolgen
Laut Bürgermeister Christian Zeißner hatte die Gemeinde Waigolshausen parallel zur Erschließung des Baugebiets im Februar 2021 der ÜZ Mainfranken den Auftrag für je zwei Tiefbohrungen auf allen 29 Grundstücken erteilt. Eine sichere, abgasfreie, zukunftsweisende Kaltwärmeversorgung aus dem Erdreich mit geringen Betriebskosten sollte den Bauherren zur Verfügung gestellt werden. Die Bohrungen sollten im Oktober 2021 erfolgen, sind aber bis heute nicht erfolgt.
Die Bohrkosten sollten, falls das Grundstück mit Bohrung verkauft wird, vom Käufer an die Gemeinde entrichtet werden. Andernfalls müsste der Käufer direkt an die ÜZ zahlen, so Zeißner. Eine Verpflichtung, die Erdwärme mittels Wärmepumpe auch abzunehmen, also die sogenannte Außenanbindung wahrzunehmen, legte der Gemeinderat allerdings nicht fest. Bohrkosten plus Anbindung waren von der ÜZ ursprünglich auf 18.000 Euro geschätzt worden, informierte ÜZ-Vertriebsleiter Robert Ruppenstein auf Anfrage der Redaktion.
Im August war Bürgermeister Zeißner nach eigenen Angaben von der ÜZ informiert worden, dass die Bohrfirma ihren ursprünglichen Vertrag mit der ÜZ nicht einhalten wolle und dass ein juristischer Vergleich geschlossen worden sei. Demnach würden heuer noch 14 Grundstücke gebohrt "für die gesamten Schätzkosten plus 17 Prozent", also 18.000 Euro plus 3100 Euro Mehrkosten.
Die Gemeinde hatte allerdings allen Grundstückserwerbern die Bohrungen vertraglich zugesagt, beschreibt der Bürgermeister das Dilemma. Man stehe in Kontakt mit der ÜZ, die ihre Pflicht erfüllen müsse. "Wir suchen eine vernünftige, einvernehmliche Lösung, denn mit einem größeren Rechtsstreit verzögert sich ein Baubeginn für die Bauherren nur noch weiter", sagt Zeißner. Die Idee sei, dass Bauherren umschwenken und andere Energiequellen nutzen könnten. Für die Gemeinde sei dies möglich, zumal im Bebauungsplan die Geothermie nicht festgeschrieben sei.
ÜZ arbeitet trotz Vertragskündigung mit Bohrfirma weiter
"Für uns ist die Situation extrem belastend", sagt ÜZ-Vertriebsleiter Ruppenstein auf Anfrage. Noch Ende 2021 habe die Baufirma den Hinweis auf ein Bohrteam für die ÜZ gegeben, die Arbeiten in Waigolshausen hätten dann 2022 ausgeführt werden müssen. "Wenn wir unterwegs sind, müssen wir Verträge einhalten, und wir erwarten das auch von unseren Auftragnehmern", sagt er. Ende 2021 hat die Baufirma dann den gemeinsamen Rahmenvertrag gekündigt.
Dass die ÜZ nach dem Vergleich weiter mit der Firma arbeitet, erklärt Ruppenstein so: "Im aktuellen Bohrgeschäft gibt es leider Bestellzeiten von 50 Wochen. Wir wollten es daher mit dieser Firma zu Ende bringen, zumal sie das Material bereits gelagert hat." Wenn man andere Bohrfirmen beauftragen würde, bedeute das sehr lange Vorlauf- und Wartezeiten.
Probleme mit der Geothermie gibt es übrigens auch im Gerolzhöfer Neubaugebiet. Die Bohrungen für die Kalt-Wärme-Versorgung verzögern sich und werden auch deutlich teurer. Auch dort ist die ÜZ Mainfranken der regionale Energieversorger.
Bis Jahresende werde man noch zusammenarbeiten. Aktuell habe die ÜZ auch die Zusage, dass die Firma in ein bis zwei Wochen anrücken werde und zwar mit der modernsten Bohrmaschine. Damit sollten mindestens 14 Bauplätze bedacht werden können.
Was die Forderung der leer ausgehenden Grundbesitzer nach Entschädigung für den Mehraufwand anbelangt, meint der ÜZ-Vertreter, man arbeite an einer Lösung. Wenn ein Bauherr seine Planung noch verändern könne, etwa eine Luftwärmepumpe nehme, könnte er von der Bohrung entpflichtet werden, so Ruppenstein. Es gebe in Waigolshausen bereits bei zwei Grundstücken die Übereinkunft, nicht zu bohren. "Am Ende muss das der Gemeinderat mitgehen."
Die ÜZ wolle für alle Bauherren vernünftige, partnerschaftliche Lösungen finden. "Da geht es nicht um Margen. Wir sind hier in der Region und wollen zufriedene Kunden und Kommunen."