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Schweinfurt
Ein 29-Jähriger soll in Schweinfurt in größeren Mengen mit Haschisch und Marihuana gehandelt haben
Bekannt war der Mann Behörden schon länger als Kleindealer. Vor Gericht behauptet er nun Eigenkonsum in einer kaum glaubhaften Größenordnung.
Wegen Drogenhandels steht ein 29-Jähriger in Schweinfurt vor Gericht.
Foto: Annette Riedl | Wegen Drogenhandels steht ein 29-Jähriger in Schweinfurt vor Gericht.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 02.03.2024 02:46 Uhr

Von Mitte November 2022 bis Anfang Februar 2023 soll der 29-Jährige zusammen mit einem algerischen Landsmann "gemeinsam, gleichberechtigt und arbeitsteilig in Schweinfurt einen schwunghaften Handel mit Betäubungsmitteln" betrieben haben – insbesondere mit Haschisch und Marihuana. Das wirft der Staatsanwalt dem in Hand- und Fußfesseln vorgeführten Angeklagten im Prozess vor der 4. Großen Strafkammer des Landgerichts Schweinfurt vor.

Die zum Verkauf bestimmten Betäubungsmittel hätten sich die beiden "bei unbekannt gebliebenen Lieferanten" unter anderem in Frankfurt am Main mindestens einmal pro Woche beschafft und anschließend im Schweinfurter Stadtgebiet in Portionen von einem bis 15 Gramm zum Preis von 15 Euro je Gramm "an eine Vielzahl von Abnehmern" verkauft.

Die Anklage listet für den genannten Zeitraum mehrere Kontrollen im Theaterpark auf, bei denen der 29-Jährige oder sein mutmaßlicher Mitdealer mit wenigen Gramm Haschisch oder Marihuana, teils auch mit Tabletten angetroffen wurden. Der Kumpel soll dabei meist auch größere Summen Bargeld "in szenetypischer Stückelung" dabei gehabt haben.

Eine Streife findet das Gras im Müllsack

Nachdem der Mitdealer am 7. Februar letzten Jahres verhaftet worden war, soll der Angeklagte den Cannabishandel alleine fortgeführt haben. Keine Observation, sondern schlicht eine Streifenkontrolle wurde dem 29-Jährigen am 15. Februar 2023 zum Verhängnis. Die Polizisten kontrollierten ihn gegen 22.30 Uhr auf einer Bank im Theaterpark – und fanden neben ihm in einem blauen Müllsack 100 Gramm Marihuana, eingeschweißt in einer Portionstüte. 585 Euro "von Dritten erlöstes Drogengeld" hatte er laut Anklage auch dabei. Ein reiner Zufallstreffer. Das war's dann auch für den 29-Jährigen mit Drogendealerei und Freiheit. Seither ist er in Untersuchungshaft.

Doch wegen etlicher Geschäfte im Grammbereich und der 100 Gramm im Müllbeutel sitzt der Mann nicht vor dem Landgericht. Zusammen mit seinem Landsmann, beide Bewohner im Ankerzentrum, soll der Angeklagte bei mindestens elf weiteren Gelegenheiten jeweils 100 Gramm Marihuana aus unbekannter Quelle erworben und in kleinen Portionen gewinnbringend weiterverkauft haben. Der Staatsanwalt spricht von einem Verkaufswert von 16.500 Euro.

Der neunte Zeuge scheint die Anklage zu stützen

Zwölf Zeugen werden am ersten Verhandlungstag gehört – der neunte scheint die Anklage zu stützen. Erst will er nichts sagen, doch er ist wegen Drogenhandels schon rechtskräftig verurteilt und war in seinem Verfahren "voll geständig", so der Staatsanwalt. Bei der Aussicht auf Beugehaft redet er doch und räumt ein: Er und der Angeklagte hätten mit Haschisch und Marihuana gehandelt, sich auch gegenseitig ausgeholfen und gemeinsam in Frankfurt eingekauft, etwa einmal die Woche, das Gramm für fünf bis sieben Euro. Das sei in Schweinfurt für zehn bis 15 Euro verkauft worden. Eingekauft hätten sie Mengen jeweils zwischen 70 und 100 Gramm.

Der Angeklagte behauptet, täglich zehn Gramm Haschisch selbst konsumiert zu haben – eine Menge, die niemand im Saal für realistisch hält. Wenn er mit dieser Behauptung die verkaufte Menge drücken wolle, sei dies "ein äußerst ungeschicktes Verteidigungsverhalten", so der Vorsitzende Richter. Und der psychiatrische Sachverständige meint, bei einem solchen Eigenkonsum wäre der Angeklagte zum Drogenhandel kaum mehr in der Lage gewesen.

Eingeschränkte Schuldfähigkeit kann der Sachverständige bei dem 29-Jährigen nicht erkennen – einen Hang zum Drogenkonsum im Übermaß dagegen schon. Eine Unterbringung zur Suchttherapie befürwortet er mangels Erfolgswahrscheinlichkeit dennoch nicht. Der Prozess wird am 28. Februar fortgesetzt.

 
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  • Andreas Neinhardt
    Dank unserer tollen Regierung ja bald kein Problem mehr........
    Könnte einfach nur 🤢🤢
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  • Klaus B. Fiederling
    wenn dieser Mann mit 15 Gramm Haschisch udgl. handelt, wie wird es dann mit Marioana?
    Freigabe von Mariojana ist für mich lächerlich.
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