zurück
Grettstadt
Männlich, weiblich, divers: Grettstadt wirbt mit Kontaktanzeige um neuen Hausarzt
"Sympathischer Mediziner für attraktive Gemeinde gesucht". Die Gemeinde Grettstadt wirbt mit einer "Kontaktanzeige" um einen neuen medizinischen Partner. Wie ist die Resonanz?
Bürgermeister Ewald Vögler sucht eine 'Neue oder einen Neuen'. Gemeint ist natürlich eine neue Hausärztin oder ein Hausarzt für Grettstadt. Deshalb freut er sich über jeden Anruf zu diesem Thema.
Foto: Daniela Graf | Bürgermeister Ewald Vögler sucht eine "Neue oder einen Neuen". Gemeint ist natürlich eine neue Hausärztin oder ein Hausarzt für Grettstadt. Deshalb freut er sich über jeden Anruf zu diesem Thema.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:14 Uhr

Es klingt ein wenig nach Partnerbörse oder wie der Text einer Kleinanzeige in der Zeitung unter der Rubrik "Er sucht Sie" oder "Sie sucht Ihn". Doch dahinter steckt bitterer Ernst. Grettstadt ist vor sechs Wochen der niedergelassene Hausarzt weggebrochen. Jetzt suchen Bürgermeister Ewald Vögler und die Gemeinde händeringend nach einer Nachfolgerin, einem Nachfolger, damit die leer stehende Arztpraxis in der Sonnenstraße wieder öffnen kann.

Originell ist es auf jeden Fall, was sich der Grettstädter Bürgermeister und sein Team haben einfallen lassen. "Sympathischer  Mediziner für attraktive Gemeinde gesucht" heißt es auf dem Plakat, auf dem natürlich durch den Zusatz "männlich/weiblich/divers" alle gendergerechten Möglichkeiten offen gelassen werden. "Doktor müsste man noch haben - Ansonsten wäre alles da" macht Grettstadt mit einem Augenzwinkern und zwei Herzchen auf dem "müsste-Ü" auf seine zwar medizinisch unvollkommene, aber ansonsten vorzeigbare Situation aufmerksam.         

Vorzüge des Landarzt-Daseins in den Mittelpunkt stellen 

"Wir wollten es etwas anders machen als andere Gemeinden, die auch auf der Suche nach Hausärzten sind", sagt Ewald Vögler. Anders, das heißt auch mit den Pfunden wuchern, die das Landarzt-Dasein für "Sie oder Ihn" eben auch haben kann. Mit Lebensqualität wie "idyllische Umgebung" und "umfassende Infrastruktur" wie sie Grettstadt zu bieten habe, will man zum Beispiel auf der Homepage der Gemeinde medizinisches Fachpersonal ansprechen, das "eine erfüllende Arbeit sucht" und gleichzeitig "persönlichen Kontakt zu seinen Mitmenschen und soziales Miteinander zu schätzen weiß."

Landesweite Werbung, aber kaum Rückmeldungen 

Doch auf medizinischen Gebiet einen neuen Partner zu finden ist "hartes Brot", wie Bürgermeister Vögler einräumt, der von "Ein oder zwei Rückmeldungen" spricht, obwohl die "Kontaktanzeige" schon beinahe sechs Wochen in der Welt ist. An Institute und Fakultäten wurde die Offerte landesweit versandt, an den schwarzen Brettern der Universitäten und Ausbildungsstätten, die junge Mediziner zu durchlaufen haben, dürfte das Job-Angebot schon länger hängen, allerdings ohne den Erfolg, den man sich in Grettstadt erhofft hat. "Es gibt auf dem Markt einfach kaum Ärzte, die auf dem Land tätig sein wollen", ist Vögler enttäuscht und beklagt, dass bei jungen Medizinern kaum "Bereitschaft da sei, den Sprung aus den Komfortzonen der Ballungsräume zu wagen".      

Die Lage der Hausarztpraxis in der Grettstädter Sonnenstraße ist selbst schon idyllisch. Mit den Vorzügen des ländlichen Raumes bei gleichzeitig guter Infrastruktur wirbt die Gemeinde Grettstadt auf der Suche nach hausärztlicher Versorgung für die Gemeinde.  
Foto: Ruth Volz | Die Lage der Hausarztpraxis in der Grettstädter Sonnenstraße ist selbst schon idyllisch. Mit den Vorzügen des ländlichen Raumes bei gleichzeitig guter Infrastruktur wirbt die Gemeinde Grettstadt auf der Suche nach ...

Doch das landesweit verschickte Plakat ist natürlich nicht die einzige Aktion bei der Hausarztsuche. "Wir haben inzwischen eine umfangreiche Werbekampagne gestartet, in der zum Beispiel umliegende Gemeinden und Allianzen, die Gesundheitsregion plus, das regionale Netzwerk zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung, medizinische Universitäten, der Weiterverbildungsverbund Schweinfurt, die Kassenärztliche Vereinigung sowie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mit einbezogen wurden", so der Bürgermeister.

Die Zeit drängt. "Viele Menschen bangen um ihre medizinische Versorgung und haben sich bereits an andere Hausärzte gewandt, bevor diese wegen Überlastung einen Aufnahmestopp  verkünden", teilt die Gemeinde Grettstadt mit.   

Seit mehr als einen Monat ist die Praxis verwaist. Fast 37 Jahre hat dort Dr. Hermann Kraus seine Grettstädter medizinisch versorgt. Aus Altersgründen übergab er im April 2017 die Praxis an Dr. Winfried Schorb, arbeitete aber auch noch selbst mit. Für alle Beteiligten etwas überraschend kündigten "Dr. Schorb & Kollegen"  im Sommer an, die Praxis in Grettstadt zu schließen. Schorb hatte dies unter anderem mit dem Mangel an medizinischem Fachpersonal begründet, und dass er sich auf seine Praxis in Haßfurt konzentrieren wolle.    

Persönlicher Ansprechpartner für an der Fortführung der Hausarztpraxis in Grettstadt Interessierte, ist Bürgermeister Ewald Vögler Tel. 0171 2245 152.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Grettstadt
Helmut Glauch
Allgemeine (nicht fachgebundene) Universitäten
Ballungsräume
Ewald Vögler
Fachpersonal
Fakultäten
Kontaktanzeigen
Partnerbörsen
Plakate und Plakatkunst
Werbekampagnen
Werbung
Ärzte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • mw.wehner@t-online.de
    Was hier so alles geschrieben wird, ist stellenweise ganz schön Aluhut.
    Was bitte hat denn die Bahn mit einem Hausarzt zu tun?
    Wenn, dann ist das Einzugsgebiet, aus Grettstadt gesehen, mehr östliche Richtung und nicht südlich oder nördlich. Wer bitte fährt mit dem Zug hierher zum Arzt und muss dann noch durchs halbe Dorf laufen. Sehr Amüsant!

    Wohnen denn, alle die hier Schreiben in der Großgemeinde, um solche Kommentare von sich zu geben?

    Wieso bauen viele junge Familien hierher, wenn nach Ihren Ansichten alles hier so bescheiden sein soll?

    Meine persönliche Meinung ist, dass persönliche Angriffe an einzelne Personen gerichet, hier absolut nichts verloren haben!
    Wieso streicht die Mainpost solche Kommentare nicht rigoros raus?

    Die Menschheit scheint aus Corona nichts gelernt zu haben und geifert fleißig weiter, anstatt mal in die "eigene Suppe" im Teller zu schauen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • osollner@yahoo.de
    Lesen Sie doch bitte mal den Artikel in der Mainpost von Frau Silvia Eidel vom 27.12.2018, aktualisiert am 03.12.2019, dann können Sie möglicherweise verstehen, was eine Reaktivierung der Steigerwaldbahn für zusätzliche Vorteile gerade wegen der Hausarztsuche mit sich bringen könnte.
    Wenn ein Bürgermeister bzw. ein Teil seiner Gemeinderatsmitglieder ihren Verstand mehr auf den Ausbau der Infrastruktur legen würde, wäre die Attraktivität der Gemeinde für weit aus mehr bürgerfreundliche Vorteile gegeben. In Schonungen haben sich 6 Hausärzte niedergelassen, zusätzlich hat das BRK eine Tagespflege für 25 Personen ermöglicht.
    Frau Gerlinde Fabeck äußerte sich:
    ""Das Haus gefiel uns, der Blick auf die Landschaft, man kommt fußläufig zur Arbeit und zur Grundschule, mein Mann kann mit dem Zug in die Stadt, die Infrastruktur passt, man hat hier kurze Wege", zählt Gerlinde Fabeck auf"
    Das zur Behauptung: was hat die Bahn mit der Arztsuche zu tun.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Wondrak
    Naherholung in Grettstadt, neue attraktive Spielplätze, tolle Wanderwege, ein ansprechende und moderne Ortsgestaltung, einen tollen ÖPNV, ein lebendiges, starkes Vereinsleben,... eine offene und einladende Kommunikationsbasis. Das ist - wohl woanders. Natürlich kennt man einige in der Umgebung die Grettstadt als Ausflugsziel anpeilen. Seit der Schließung der Eisdiele-nicht mehr. Und dann ist die Frage: Wann und wie wurde sich überhaupt mit der Hausarztnachfolge auseinander gesetzt? Nachdem einige Bürger auf Facebook von der Schließung der letzten Praxis erfahren haben - durch Dorftratsch! Nett. Genauso nett war auch die Verabschiedung von Dr.Kraus. Ein öffentliches Danke?Gab es nicht. Hingegen wurde Dr.Kraus noch kritisiert für seine berechtigte Kritik gegen das angebliche Seniorenwohnheim. Amüsant hier anzumerken: Im Gemeindeblatt wird noch davon geträumt,einem Senivita. Dass die Firma wohl pleite ist, scheint dem Bgm wohl entgangen zu sein. Da ist manche Entscheidung teures Geld.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • fuchsastefan@web.de
    Welcher junge Arzt geht schon freiwillig in eine Gemeinde die sich selbst abhängen will vom Rest der Welt.
    Da hilft auch der fussläufige Aldi nix mehr der wahrscheinlich geplant ist.

    Das Totenglöckchen läutet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • fuchsastefan@web.de
    Ach ja, auf dem Plakat ist zu lesen:"attraktive Gemeinde".
    Da schleppt sich ja nich mal mehr
    ' ne sterbende Kuh hin.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • osollner@yahoo.de
    Es ist leider wie so oft: hat man sich erst mal eine Meinung gebildet scheint es so, daß man nicht mehr gewillt ist, diese zu ändern auch wenn noch soviele Argumente dagegen sprechen. Im Falle des Bgm. Vögler wird es wohl so sein, daß dem einen oder anderen Bürger zugesichert wurde, daß es in Grettstadt keinen Eisenbahnverkehr mehr geben wird. Auch wenn man solche Versprechen getätigt hat, sollte man trotzdem in der Lage sein, soviel Charakterstärke zeigen, seine vorgefasste Meinung zu ändern. Die allermeisten Kommentare bezüglich Reaktivierung der Steigerwaldbahn beweisen, daß die Steigerwaldbahn reaktiviert werden muß. Liest man die Kommentare der kleinen Gruppe der Reaktivierungsgegner erkennt man einmal mehr, daß sie sich mit dem Thema nur teilweise oder gar nicht auseinandergesetzt haben denn sie wiederholen in ihren Kommentaren immer die gleichen Argumente: "der Zug ist abgefahren, zu teuer, usw." Die zehn kleinen Bürgermeisterlein sollten einmal in sich gehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ingrid Jahnel + Bernd Jahnel
    Leider steht Ihnen die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir Ihren Kommentar nicht veröffentlichen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sven_Haubenreich@web.de
    "Doktor müsste man haben, ansonsten wäre alles da" steht auf dem Schild das Herr Vögler hochhält. Mit "alles" ist wahrscheinlich auch ein Bahnanschluss gemeint oder? Das ist ein ähnlicher Fall, wie auch vor einem Jahr in Geo (damals ging eine Heilpraktikerin lieber nach Hassfurt wegen des dort vorhandenen Bahnanschlusses). 
    Der eigentlich vorgesehene Nachfolger für den Grettstadter Arzt ist scheinbar auch lieber in Haßfurt tätig. Woran kann das wohl liegen? Grettstadt mit gefühlt hundert "der Zug ist abgefahren Schildern" kriegt man ja Angst bei der nächsten Plakataktion selbst Ziel öffentlicher Demütigung zu werden. Und daran hat Bgm. Vögler auch einen großen Anteil, denn viele dieser Plakate stehen auf Gemeindegrund.
    Leider sind andere Orte (mit besserer Infrastruktur) einfach attraktiver als Grettstadt. Wenn man von Gemeindeseite nichts dagegen tut, dann bleibt das auch so. Ein Peoplemover auf der Steigerwaldbahn wird dieses Problem sicher nicht beseitigen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mg2006@t-online.de
    @passant,ein Fahrradschnellweg wird das Problem auch nicht beseitigen😂 Die einzige Kommune entlag der Bahntrasse die ÖPNV scheinbar Verstanden hat ist die Stadt Geo.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten