Bevor der Witz womöglich im Laufe des Gesprächs kommt, nimmt Daniel Stark diesen lieber gleich selbst vorweg: Ja, er würde, sollte er tatsächlich als Direktkandidat in den Bundestag gewählt werden, die Wahl annehmen. Diese Frage kennt er als FDP-Kandidat natürlich. Dabei war der 37-Jährige damals, im Herbst 2017, als FDP-Boss Christian Lindner nach der Bundestagswahl mit seinem Rückzieher die Koalitionsgespräche platzen ließ und so die Steilvorlage für diesen Witz schuf, noch nicht einmal Parteimitglied der Liberalen. Diesen trat er erst im folgenden Jahr bei.
Sympathisiert hat er mit der FDP schon lange vorher, sagt Stark. Der Lindner-Rückzieher hat ihn eher noch darin bestärkt, sich für die Partei einzusetzen. Denn der Kandidat aus dem Sulzheimer Ortsteil Alitzheim (Lkr. Schweinfurt) meint: Der Bundesvorsitzende der Liberalen hatte Recht und war "letztendlich konsequent". Wenn rote Linien überschritten sind, dann müsse das Folgen haben – egal zu welchem Zeitpunkt.
Stimmenziel für die Wahl vor Augen
Dass er sich als "einzigen richtigen Gelben" seines Heimatorts bezeichnet, macht deutlich, wie Stark seine Wahlchancen einordnet. Auf seinen Platz an Stelle 61 der Landesliste der FDP baut er ohnehin nicht. Für ihn wäre es, wie er sagt, bereits ein Erfolg, wenn sein Stimmenanteil im Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen am Ende dem seiner Partei auf Bundesebene entspricht. Aktuellen Umfragen zufolge wäre das im niedrigen zweistelligen Bereich. Zum Vergleich: FDP-Kandidat Andreas Sulzbacher holte im Wahlkreis vor vier Jahren 6,2 Prozent der Erststimmen.
Damit es am 26. September mehr werden, möchte der Kandidat das Image seiner Partei in das seiner Meinung nach rechte Licht rücken. "Die FDP ist keine Partei der Besserverdiener", sagt er. Doch er stehe dazu, dass diejenigen, die sich engagieren und etwas aufbauen, nicht steuermäßig bestraft werden. Als "allerwichtigsten Grundsatz" bezeichnet er das Mantra liberaler Politik überhaupt: Der Staat solle sich so wenig als möglich in die Belange der Menschen einmischen. Dass die FDP sich dafür stark macht, habe sich während der Corona-Pandemie gezeigt, findet Stark.
Gegen Bürokratismus und für die Bauern
Hierunter fällt für ihn auch der Abbau von Bürokratie in Deutschland, um den Staatsapparat in Schwung zu bringen. "Wir behindern uns da oft selbst", sagt Stark. Er spricht die Bildung, Breitbandausbau und den Ausbau erneuerbarer Energien an – Themenbereiche, die dem Alitzheimer eigenen Angaben nach besonders am Herzen liegen. Auch für die Landwirtschaft setze er sich ein, denn die Bauern würden für vieles zur Rechenschaft gezogen, was sie überhaupt nicht zu verantworten haben.
Er wirbt auch deshalb für die FDP, weil diese im Vergleich zu anderen Parteien den Kontakt zur Basis nicht verloren hätte. Dies stelle er in Diskussionen mit Freunden immer wieder fest. Bodenhaftung bezeichnet der 37-Jährige als wichtigen Wert, den er als Kandidat vertreten möchte.
Als Einzelkämpfer für die FDP im Kreistag
Erfahrungen in der Politik hat er bislang eher an deren Wurzeln sammeln dürfen. Im Jahr 2018 ist er als Nachrücker in den Sulzheimer Gemeinderat gekommen. In der Kommunalwahl im März 2020 wurde er über die parteiübergreifende Alitzheimer Ortsliste im Amt bestätigt und zugleich als einziger FDP-Vertreter in den Schweinfurter Kreistag gewählt.
Bereits damals – und noch stärker seit Bekanntwerden seiner Bundestagskandidatur – hat er erlebt, dass er als politischer Vertreter plötzlich viel mehr in der Öffentlichkeit steht und manchmal auch stärker dort hineingezerrt wird, als er es bisher gewohnt war. Als Beispiel nennt er den Bereich Social Media, wo heute viel mehr über sich und sein privates Umfeld zu finden ist, als früher. Und nicht alle dort geführten Debatten und Kommentare achteten die Grenzen des Anstands, findet er.
Info-Stände statt Haustür-Gespräche
Insoweit freut es ihn, dass der Wahlkampf im Wahlkreis, wie er ihn wahrnimmt, in keiner Weise auf persönlicher Ebene, geschweige denn unterhalb der Gürtellinie geführt wird. Die Kandidaten der Parteien hauen sich ihre Standpunkte allenfalls auf den Plakaten um die Ohren. Stark setzt neben dem Plakatieren an den Samstagen bis zur Wahl auf Informationsstände in Schweinfurt, Wiesentheid und Kitzingen. Auf das Tingeln von Haustür zu Haustür verzichte die FDP in Corona-Zeiten.
In seiner persönlichen Haltung folgt Stark als Lokalpolitiker bereits einer Linie, die er bei der FDP grundsätzlich erkennt: Er äußere sich zu Themen nur, wenn er etwas fundiertes beizutragen habe, "sonst halte ich meinen Mund". Dies unterscheide seine Partei von anderen. Er findet: Wenn die FDP einer Sache widerspricht, dann schlage sie zugleich alternative Lösungen vor. Dies hat ihm schon immer gefallen.