
Auch wenn es nicht so aussieht: Es gibt immer eine Gemeinsamkeit, auch in der verfahrensten Beziehung. Man muss sie nur finden. So ist es auch im Stück "Die Wunderübung" von Daniel Glottauer, eine Eigenproduktion des Theaterhaus Gerolzhofen. Joana (Amelie Auer) und ihr Mann Valentin (Philip Errington-Zietlow) sind ein toxisches Paar, das sich sehr gerne weh tut. Trotzdem wollen sie es nochmal versuchen mit ihrer Ehe. Ein Therapeut, gespielt von Torsten Feig, soll helfen.
Er wird auch helfen. Aber ganz anders, als es sich die beiden denken. Und auch ganz anders, als es das Publikum erwarten würde. Eben typisch Daniel Glottauer, dem Autor von "Gut gegen Nordwind". Bei ihm ist nie etwas so, wie es aussieht.
"Die Wunderübung", inszeniert von Maike Jansen für das Theaterhaus mit seiner ganz besonderen Atmosphäre, ist eine Mischung aus Komödie und Beziehungsdrama. Das Stück ist wahnsinnig witzig. Es ist aber manchmal kaum auszuhalten, wenn sich Joana und Valentin gegenseitig niedermachen. Es ist aber auch sehr anrührend, wenn sich Joana und Valentin dann doch mal verliebt anschauen, den Funken wiederfinden, den sie verloren haben. "Die Wunderübung" hat aber auch psychologischen Tiefgang. Der Therapeuten-Trick: Bezweifeln, dass die beiden eine Übung schaffen. Das bringt Joana und Valentin zusammen, darauf spekuliert der Paar-Experte.
Joana und Valentin verstehen sich auch plötzlich prächtig, als sie dem Therapeuten helfen wollen. Die Geschichte, dass ihn seine Frau verlassen hat, ist zwar nur eine Finte. Aber wie sich zeigt, ist auch bei Familie Therapeut nicht alles so perfekt, wie es sein könnte.
Amelie Auer, Philip Errington-Zietlow und Torsten Feig vom Theater-Stammteam spielen fantastisch. Manchmal wachsen einem die Figuren ans Herz, manchmal tun sie einem leid oder sie nerven einfach nur, wie der Therapie-Guru in seiner Kuschel-Praxis. Das Gelächter im Publikum zeigt, wann sich eher die Männer und wann sich eher die Frauen angesprochen fühlen, wer auf welcher Seite steht. Team Joana oder Team Valentin? Kommt auf den Standpunkt an. Es kommt aber auch auf die Erfahrungen in der eigenen Beziehungs- oder Streitkultur an. Das Stück ist auch ein bisschen Therapie für das Publikum.
Maike Jansen hat das Stück schnell und spritzig inszeniert, ohne viel Drumherum. Das lässt viel Nähe aufkommen. Wenn zum Schluss Joana und Valentin die titelgebende Wunderübung machen, ist das eine choreografische Meisterleistung. Und dann doch so etwas wie ein Happy End. Nicht für alle unbedingt. Schließlich ist das Stück von Daniel Glottauer.