
Dass das wohl älteste Bürgerhaus der Stadt aus dem 16. Jahrhundert in der Burggasse 17 wieder zu einem Schmuckstück wurde, verdankt es den neuen Eigentümern Philomena und Peter Müller. Das Ehepaar baute nicht nur den im Krieg zerbombten, geschwungenen Renaissance-Giebel samt Dach wieder auf. Es befreite auch das historische Fachwerk von der dicken Putzschicht und ließ die alten Malereien wieder prachtvoll zur Geltung kommen. Mit großer Leidenschaft und Liebe zum Detail und vor allem mit enormem Durchhaltevermögen wurden in dem denkmalgeschützten Gebäude drei moderne Mietwohnungen geschaffen. Im Erdgeschoss entstehen derzeit noch Gewerberäume für Büro oder Praxis.
Peter Müller: Wenn man das Glück hat, so ein Objekt zu bekommen, das so besonders ausgestattet ist, dann kann man noch einmal aus seiner 40-jährigen Berufserfahrung voll schöpfen und die Sanierung so machen, wie man es für richtig hält. Ich bin eigentlich Rentner, aber ich wollte noch einmal etwas Richtiges machen und das Objekt retten, um es der Nachwelt zu hinterlassen.
Philomena Müller: Unsere Erfahrung als Kirchenmaler ist ein sehr großer Vorteil gegenüber anderen gewesen. Und unser Architekt Friedrich Staib, mit dem wir schon lange zusammenarbeiten, sagte, das ist genau das richtige Objekt für euch. Mit ihm hatten wir die Sicherheit, dass statisch alles in Ordnung ist und dass nichts Großes kommt, dass also eine Sanierung machbar ist.

Peter Müller: Wir haben eben den Röntgenblick aufgrund unserer Erfahrung. Und die Schwierigkeiten, die hier waren, die reizen natürlich. Manche sagen, das geht nicht. Aber wir sind von dem alten Holz, wir sagen: Geht nicht, gibt’s nicht. Wenn man selber dabei ist und anpackt und mitzieht, dann läuft’s auch.
Peter Müller: Sehr gut. Um es abzukürzen: Der Denkmalpfleger sagte, wir sind schlimmer als der Denkmalschutz, wir fordern viel mehr als die Denkmalpflege fordern würde. Es war für ihn, glaube ich, immer ein entspannter Termin bei uns. Es hat Spaß gemacht.
Philomena Müller: Sie sollten unbedingt den Rat eines Fachmannes oder einer Fachfirma einholen, die mit historischen Objekten zu tun haben, und zwar von Anfang an. Der Fachmann kann beraten, welche Tücken es gibt und vor allem welche Materialien verwendet werden sollten. Denn moderne Materialien oder Farben passen nicht zu historischen Objekten. Wir erleben das immer wieder, dass irgendein Maler geholt wird, der moderne Farben auf altem Putz verwendet, und dann ist der Schaden riesengroß. So etwas zu retten, wird dann richtig teuer.
Peter Müller: Das waren die Anforderungen, die die Bürokratie des Staates an uns stellte. Man wird ausgebremst und viel zu lange hingehalten.
Peter Müller: Das hat mit der Stadtverwaltung nichts zu tun. Die Leute in der Sanierungsstelle engagieren sich sehr und waren immer da, wenn es etwas zu klären gab. Die Kritik geht an höhere Regierungsstellen. Diese Behördengänge brauchen Zeit, es braucht ein Jahr, bis du loslegen kannst. Und die Kostensteigerungen tun inzwischen ihr Übriges.
Peter Müller: Ja, aber auf die bürokratischen Hürden und Anforderungen würde ich gern verzichten. Ich bin ja der Schaffer, aber meine Frau muss sich mit den Papieren herumschlagen. Das sind zig Aktenordner, die wir vorlegen müssen, und hinterher schaut die keiner mehr an. Aber hier, bei der Arbeit, ist es traumhaft: Ich bin hier in einer anderen Welt. Und ich kann mit meiner handwerklichen Arbeit historische Häuser wieder zum Leben erwecken.
Auch ein schönes Interview, liebe Frau Eidel.