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Gerolzhofen
Die Botschaft von Ostern lautet: Weint nicht an den Gräbern, wendet euch eurem Leben zu
Zu Beginn der Osternacht-Feier in der Gerolzhöfer Stadtpfarrkirche am Karsamstagabend wurde vor dem Hauptportal die Osterkerze am Osterfeuer entzündet.
Foto: Michael Mößlein | Zu Beginn der Osternacht-Feier in der Gerolzhöfer Stadtpfarrkirche am Karsamstagabend wurde vor dem Hauptportal die Osterkerze am Osterfeuer entzündet.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 05.04.2024 02:43 Uhr

Am Ende des einstündigen Hochamts am Ostersonntag strahlte Dietmar Kretz mit der Sonne draußen um die Wette. "Es war ein wunderschöner österlicher Gottesdienst. Alles hat gepasst", sagte der Beauftragte der Diözese Würzburg für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Liveübertragung des Bayerischen Rundfunks aus der Gerolzhöfer Stadtpfarrkirche lief wie am Schnürchen. Die Trompeten- und Orgelmusik haben den festlichen Gottesdienst perfekt untermalt, fand nicht nur Kretz, wie der kräftige Applaus der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher zeigte.

Das gut besuchte Osterhochamt war der feierliche Höhepunkt der Ostergottesdienste in Gerolzhofen. Pfarrer Stefan Mai beschrieb in seiner Predigt am Ostersonntag, wie der in der Bibel beschriebene Gang der Frauen zur Grabstelle Jesu zu einem unerwarteten Ostergang wird, zu einem Wendepunkt. Denn die drei werden am Grab wieder weggeschickt: Der, den sie dort suchen, ist nicht mehr da. Er ist auferstanden. Und so werden auch die, die den Toten suchen, zurückgeschickt ins Leben, sagte Pfarrer Mai.

Impulse fürs Leben bekommen

Bei dieser österlichen Geschichte aus den Evangelien handelt es sich ihm zufolge um keine leeren Worte, "zu schön, um wahr zu sein, fern unserer Lebensrealität". Aus der Auferstehungsbotschaft lasse sich ein Lebensauftrag ableiten: "Versuche nicht, die Toten krampfhaft festzuhalten, sondern wende dich dem Leben zu und gib weiter, was den Toten wichtig war." Auch heute, so der Gerolzhöfer Pfarrer, könnten Menschen bei ihrem Gang zu Grab entscheidende und wichtige Impulse für ihr Leben bekommen.

Am Karfreitag gestalteten Reiner Gaar (Orgel) und Elke Friedl (Querflöte) in der evangelischen Erlöserkirche die Andacht zur Sterbestunde Jesu.
Foto: Michael Mößlein | Am Karfreitag gestalteten Reiner Gaar (Orgel) und Elke Friedl (Querflöte) in der evangelischen Erlöserkirche die Andacht zur Sterbestunde Jesu.

Ein seinen eigenen Worten nach "schönes und ergreifendes Osterfest" erlebte Pfarrer Reiner Apel mit der evangelischen Kirchengemeinde. Er sehe darin auch die Chance, Kraft und Mut zu schöpfen in den schwierigen Zeiten der Veränderungen und Belastungen, die seine Kirche durchstehe.

In dem von Posaunenchor und Chor gestalteten, gut besuchten Festgottesdienst am Sonntag, leitete Apel ausgehend vom Johannesevangelium die Erkenntnis ab, dass es auf jeden Menschen ankomme, um die Botschaft von Gottes unergründlicher Liebe weiterzutragen. Auch Jesus habe als Heranwachsender von seinen Eltern Maria und Josef lernen und erfahrenen dürfen, was es bedeute, zu lieben und zu vertrauen. Nur so habe er dann im entscheidenden Moment seines Lebens, am Kreuz, kurz vor seinem Tod, sich selbst und sein eigenes Wollen hintenan stellen und sich bedingungslos in Gottes Hand geben können. Auf diese Weise sei er von Gott ins Leben geholt worden.

Osterfeuer und zwei Taufen

Das Licht der Osterkerze, das das Dunkel in der Welt vertreibt – diese Botschaft stand über der Osternacht-Feier am Abend des Karsamstags in der Stadtpfarrkirche, während der auch zwei Kinder getauft wurden. Die Osterkerze sei der Vorbote der Ostersonne, sagte Pfarrer Mai, als er zu Beginn des Gottesdienstes vor dem Hauptportal der Stadtpfarrkirche die Kerze am Osterfeuer entzündete.

Während der Osternacht taufte Pfarrer Stefan Mai zwei Kinder.
Foto: Michael Mößlein | Während der Osternacht taufte Pfarrer Stefan Mai zwei Kinder.

Und wie das Kerzenlicht Mut machen möchte, so lade uns die österliche Botschaft ein, zuversichtlich zu sein. So seien die Frauen am frühen Ostermorgen voller Sorgen ans Grab gegangen. "Im Morgengrauen graut ihnen vor dem Tag", sagt Mai. Sie fragten sich, wer ihnen den Stein vor dem Eingang wegwälzen könnte. "Aber auch Gott ist Frühaufsteher", stellte Mai fest. Er war vor ihnen dort.

Und so stehen die Frauen sprachlos und perplex da. "Sie wollten einem Toten die letzte Ehre geben – und stehen vor einem neuen Anfang. Sie wollten einen Toten salben – und nun sollen sie einem Auferstandenen entgegengehen", sagte Mai in seiner Predigt.

Religiöse Morgengymnastik

Er lud die Zuhörerinnen und Zuhörer ein, sich die Osterbotschaft als Übung vorzustellen, "fast eine religiöse Morgengymnastik". Beim Aufwachen sollten wir uns zuversichtlich sagen: "Mal schauen, womit mich Gott heute überraschen will."

Beim Kinderkreuzweg der ökumenischen Kinderkirche in der Erlöserkirche schmückten Kinder ein Kreuz.
Foto: Sonja Marschall | Beim Kinderkreuzweg der ökumenischen Kinderkirche in der Erlöserkirche schmückten Kinder ein Kreuz.

Die Passionsgeschichte Jesu lernten die Kinder während des Kreuzwegs der ökumenischen Kinderkirche am Karfreitag kennen. Dieser wurde aufgrund des Regens kurzfristig in die evangelische Erlöserkirche verlegt. Die Kinder schmückten ein Kreuz, passend zu den einzelnen Stationen der Passion, etwa den Verrat durch Judas, die Verleugnung durch Petrus oder die Rollen von Veronika und Simon von Cyrene. Am Ostermontag beendete das Team der Kinderkirche die Feiertage mit dem Emmausgang.

Am Karfreitagnachmittag waren in der Erlöserkirche zur Sterbestunde Jesu passende Musik von Reiner Gaar (Orgel) und Elke Friedl (Querflöte) zu hören. Pfarrer Apel las Gedichte und Geschichten vor, unter anderem von Erich Kästner und Wolfgang Borchert. Der Karfreitag habe viel mit Scheitern zu tun, sagte Apel, doch auch mit einer Hoffnung, die bleibt.

 
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