Über 45 Millionen Euro investiert der Bund in den vierspurigen Ausbau der B 286 zwischen Schweinfurt und Schwebheim. Auf 4,3 Kilometern wird gebaut, zudem wird an mehreren Ingenieurbauwerken, also Brücken oder Durchlässen, gearbeitet. Für das Frühjahr wurde der Beginn der eigentlichen Straßenbauarbeiten angekündigt. Wir haben bei Rüdiger Köhler, dem Gebietsleiter beim Staatlichen Bauamt für den Landkreis, nachgefragt, ob die Bauarbeiten noch im Zeitplan liegen und ab wann die ersten Autos über die neue Straße rollen können.
Warum wird der Ausbau vorgenommen?
Die Strecke besitze eine enorme Bedeutung für die Region, erklärt Köhler. Sie sei eine viel befahrene Pendlerstrecke zwischen der Stadt Schweinfurt und dem südlichen Landkreis sowie dem Landkreis Kitzingen. Ursprünglich war die Strecke in den 1960er-Jahren als Autobahnzubringer von der A 3 über die B 286 nach Schweinfurt gedacht. Auch heute noch spreche man im Volksmund von der Schnellstraße, wenn über die B 286 gesprochen wird. Bereits damals habe der Plan bestanden, die Straße vierspurig auszubauen. Jedoch entwickelte sich die Verkehrszunahme "nicht so extrem wie erwartet". Dies lag unter anderem daran, dass im Umkreis viele alternative Straßen, beispielsweise die A 70, gebaut wurden, die die B 286 entlasten.
Weshalb ist die Strecke so gefährlich?
Damals wurde, einen zweispurigen Ausbau vor Augen, die Überholsichtweite nicht berücksichtigt. Köhler zufolge sei "an vielen Stellen der Gegenverkehr auch heute noch schwer einsehbar", zudem werde das Risiko von Verkehrsunfällen durch das steigende Verkehrsaufkommen immer höher, es habe bereits "teils schwere, böse Unfälle" gegeben, an denen immer wieder auch Lastkraftwagen beteiligt seien.
Die Verkehrsbelastung werde Schätzungen zufolge bis zum Jahr 2025 auf 24 000 Fahrzeuge täglich steigen, eine Zunahme von 2400 Fahrzeugen im Vergleich zu heute. Auf der Strecke sei viel Schwerlastverkehr unterwegs, in dessen Folge es zu Pulk-Bildungen kommt, die zu riskanten Überholmanövern führen können. Gerade wenn Autofahrer einen langen Weg auf der B 286 zurücklegen müssen, steigt Köhler zufolge das Überholrisiko enorm, denn sie ließen sich dann zu Überholmanövern an schwer einsehbaren Stellen verleiten. Die Geschwindigkeit des Gegenverkehrs werde dabei häufig unterschätzt. Durch den Ausbau schaffe man „ein Angebot an Stellen, an denen die Autofahrer die Lastkraftwagen sicher überholen können.“
Was wurde bisher gemacht?
Bereits Anfang 2018 wurde die Abholzung der Bäume im neuen Fahrbahnbereich vorgenommen, berichtet Köhler. Im Frühsommer wurden die aus Naturschutzgründen stehen gebliebenen Wurzelstöcke der Bäume gerodet, ehe ab Juli die ersten Brückenbauarbeiten begannen. Im September 2018 fand der offizielle Spatenstich mit Verkehrsminister Andreas Scheuer statt und im Oktober wurden die ersten Erdbaumaßnahmen an der Unkenbach-Unterführung bei Schwebheim durchgeführt.
Liegen die Bauarbeiten noch im Zeitplan?
"Die Bauarbeiten gehen gut voran." Es seien bislang keine größeren Probleme aufgetreten und durch den milden Winter liege man aktuell sogar etwas vor dem Zeitplan, sagt Köhler. Die Überbauten auf den Brücken seien fertiggestellt und größtenteils bereits betoniert.
Wie geht es weiter?
Anfang März 2019 wurde planmäßig mit dem Streckenbau begonnen. Bis Ende des Jahres soll laut Köhler die zweite Fahrbahn fertiggestellt sein. 2020 werde dann die alte Fahrbahn saniert, sodass sie spätestens im Dezember vierstreifig befahren werden könne. Im Frühling 2021 finden dann noch Restarbeiten statt, also Anpassungen wie die Anlage eines Bachbettes im Brückenbereich des Unkenbachs. Das Zeitfenster sei dabei sehr eng, da man Rücksicht auf die Fische nehmen müsse.
Welche Maßnahmen für den Natur- und Umweltschutz werden noch getroffen?
Das Fahrbahnwasser auf der neuen Fahrbahn werde in Mulden am Bordstein gesammelt und laufe von dort in Regenrückhaltebecken. Das hat Köhler zufolge die Vorteile, dass die Gräben nicht überlaufen und Schwebstoffe (auch Reifenabrieb) sich in den Becken absetzen. Bei einem Verkehrsunfall werde zudem austretendes Öl in den Becken gefangen.
Vor der Rodung der Bäume seien alle Bäume einzeln besichtigt worden. Als Ausweichplatz seien für jeden der etwa 30 Bäume mit einer Höhle für Tiere vier bis fünf Kästen für Vögel und Fledermäuse im Waldbereich angebracht worden. Zudem habe man im Gebiet ansässige Zauneidechsen aufwendig eingefangen, bevor sie in vorher vorbereitete Ersatzhabitate umgesiedelt wurden. Wenn alle Baumaßnahmen fertig sind, werden die Böschungen bepflanzt, um etwas für die Natur- und Landschaftspflege zu tun, so Köhler.
Verursacht die vierspurige Strecke mehr Verkehrslärm?
Auf einer Strecke von knapp zwei Kilometern werde bei Schwebheim eine Lärmschutzwand gebaut. Die Wand ist 2,50 Meter hoch und besteht überwiegend aus Beton, nur an Brücken kommt Plexiglas zum Einsatz, damit man dort einen Ausblick hat. Köhler geht davon aus, dass es hinterher ruhiger für die Anwohner ist.
Auf welche Verkehrsbehinderungen müssen sich die Autofahrer einstellen?
Noch bis voraussichtlich Ende August ist die Ausfahrt auf Höhe des Segelflugplatzes Schweinfurt gesperrt, anschließend wird die Abfahrt bei Schwebheim gesperrt. Neben der Verengung der Fahrbahn und vereinzelten Tempolimits sei mit keinen größeren Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen, meint Köhler. Bis Ende August gilt zudem ein geänderter Busfahrplan für die Linie 8137 von Volkach nach Schweinfurt.
Mit welchen Verkehrsbehinderungen müssen Radfahrer rechnen?
Auf viel Kritik sei die im letzten Jahr vorgenommene Schließung der Radstrecke zwischen Sennfeld und Schwebheim gestoßen, die direkt an der B 286 verläuft. "Sicherheit geht vor", sagt Köhler, denn die Baggerfahrer könnten sich bei ihren zentimetergenauen Arbeiten nicht ständig nach Radfahrern umsehen. Da viele Radfahrer die Staatsstraße als Ausweichroute benutzen, habe man dort die Geschwindigkeit reduziert. Bis Ende des Jahres sollte der Radweg wiederhergestellt sein.
Wie sieht die fertige B 286 aus?
Die neue Strecke wird aus zwei Fahrbahnen mit vier Fahrstreifen bestehen, zwei in jede Richtung, getrennt durch Schutzplanken. Seitenstreifen gebe es zwar keine, für den Pannenfall werden laut Köhler jedoch Nothaltebuchten angelegt. Nur im dreistreifigen Bereich und im Bereich der Autobahnauffahrt werde die Geschwindigkeit reduziert.
Kritik: Geld lieber in den Ausbau der Bahnstrecke stecken?
Im Internet war die Kritik zu lesen, dass man das Geld lieber in den vernünftigen Ausbau einer Bahnlinie hätte stecken sollen. Dazu sagt Köhler: "Wir bekommen den Auftrag aus der Politik, die Ist-Zustände darzustellen. Wir setzen Gutachter ein, die die Verkehrsentwicklung beobachten. Diese entscheiden dann, ob eine Baumaßnahme notwendig ist, oder eben nicht."