
Wald und Wild wurden dem neuen Revierleiter quasi in die Wiege gelegt. Schon der Großvater war Förster, der Papa wollte es auch werden, entschied sich für Garten- und Landschaftsbau. "In meiner Kindheit war ich immer draußen im Wald unterwegs. Später habe ich den Jugendjagdschein gemacht", erzählt Felix Reichelt bei einem Waldspaziergang durch sein Revier nahe Schallfeld. Gerade bei dem oft emotional diskutierten Thema Wald und Jagd helfe ihm diese Erfahrung ungemein.
Der 29-Jährige stammt aus Eschenbach bei Eltmann und war zuvor bei den Bayerischen Staatsforsten in Coburg tätig. Mitte Februar wechselte er zur Bayerischen Forstverwaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt und ist hier als neuer Revierleiter für das Forstrevier Gerolzhofen zuständig.
Für dieses 7000 Hektar große Gebiet trägt Reichelt die hoheitliche Verantwortung. Dazu zählen die Forstaufsicht, der Waldschutz, die Förderung des Waldes und Einhaltung der gesetzlichen Regelungen. Und dass er zum Beispiel bei einem Befall mit Schwammspinnern entsprechende Maßnahmen zur Bekämpfung einleitet.
Verantwortlich für die gesamte Bewirtschaftung in sechs Gemeindewäldern
Das ist längst noch nicht alles, Reichelts Aufgabengebiet ist weit vielfältiger. In sechs Gemeindewäldern – Donnersdorf, Frankenwinheim, Kolitzheim, Lülsfeld, Michelau und Röthlein –ist er zugleich für die gesamte Bewirtschaftung zuständig. Naturschutz, Holzernte, deren Vermarktung, Waldverjüngung, Pflege und vieles mehr kommen in diesem insgesamt 875 Hektar großen Gebiet als Tätigkeiten hinzu.

Zusätzlich berät er Privatwaldbesitzer, etwa wenn sie Hilfe bei Neuanpflanzungen benötigen oder ein Schädling sich ausbreitet. Und er informiert diese wie auch Kommunen zu Förderprogrammen. Auch bei Forschungsvorhaben wirkt er mit, ebenso kümmert sich Reichelt um waldpädagogische Führungen, beispielsweise für Schulen.
Reichlich Aufgaben also für den Revierleiter. Und zur Größe kommt eine weitere Herausforderung hinzu: Die Wälder liegen weit verstreut im Forstrevier. Wie in vielen Wäldern im Steigerwald, gibt es auch hier vielfältige Waldschäden bei allen Hauptbaumarten und im gesamten Revier. Die extreme Trockenheit seit 2018, so Reichelt, habe allen Baumbeständen zugesetzt.
Betroffen sind schwerpunktmäßig Buchen und Kiefern. Im Schallfelder Wald ist das teilweise zu sehen. Die Fichte spielt so gut wie keine Rolle mehr in seinem Revier. Den Nadelholzanteil schätzt Reichelt auf fünf bis zehn Prozent des Gesamtbestandes. Und der werde weiter abnehmen.
Schwierigkeiten bekommen auch die Douglasien. Das Eschentriebsterben, ausgelöst durch einen Pilz, hat sein Revier ebenfalls erfasst; besonders bei Donnersdorf ist es gravierend. "Ihr Bestand wird weiter zurückgehen", sagt Reichelt. Die Folgen durch geschädigte Bäume sind offensichtlich: So fällt immer mehr Schadholz an, was aus dem Wald genommen werden muss. "Wir haben eigentlich keinen planmäßigen Holzeinschlag mehr."
Eiche dominiert im Forstrevier und ist die stabilste Baumart
Dominiert wird das Forstrevier Gerolzhofen von der Eiche. Sie ist die bislang stabilste Hauptbaumart, von der sich die Förster für die Zukunft am meisten beim Waldumbau erhoffen. Doch auch die Eichen bereiten dem Revierleiter Sorgen. Er zeigt Bilder mit abgestorbenen Kronen. Die gute Nachricht: Manche dieser Bäume bilden eine zweite aus. Vielleicht können sich die Bäume regenerieren, hofft der Experte.

Während Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner zurzeit wenig Aktivität zeigen, beunruhigt ein anderer Schädlinge den Revierleiter. Der Eichenprachtkäfer hatte bislang nur stark geschädigte Eichen befallen. Zunehmend tauche er nun an vitalen Bäumen sowie an leichtgeschädigten Bäumen auf. Noch will Reichelt nicht von einer drohenden Gefahr sprechen. Aber er behält den Käfer intensiv im Blick, mit einem Versuchsmonitoring.
Das Ziel: Mehr klimaresiliente Baumbestände
Eine seiner Hauptaufgaben im Revier ist die Verjüngung. Mehr klimaresilientere Bestände, neben der Eiche und Hainbuche, sind das Ziel. Er führt zu einer eingezäunten Fläche, wo eine stärkere Mischung existiert. Elsbeere und Vogelkirsche wachsen hier. Auch Ulme, Winterlinde oder Feldahorn spielen eine Rolle. Alle diese Baumarten sollen gefördert werden. In diesem Bereich wurden die Jungbäume übrigens nicht angepflanzt, sondern bislang überlässt man die Entwicklung der Natur. Einzig Pflegemaßnahmen, um den nachwachsenden Arten Platz zu geben, sind nötig.
Felix Reichelt kann sich aber vorstellen, später mal Speierling oder Wildbirne einzusetzen. Beim Blick auf die Fläche ist er optimistisch gestimmt. "Hier sind viele Mischbaumarten vorhanden. Das sind gute Voraussetzungen für eine Verjüngung."