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Brünnstadt
Der brutzelnde Bulle von Brünnstadt: Kein "Veggie Day", sondern ein Freudenfest für Fleischesser
Was lange schmort, wird endlich gut: Beim Brünnstadter Ochsenfest am Sonntag durfte der Namensgeber eine Nacht lang durchbraten, bevor er auf die Teller kam.
Ein echter Experte am Grill des Ochsenfestes in Brünnstadt: Der 'Ochsenhans' aus Erlangen, Metzger Hans Schmidt, wetzte am Sonntagvormittag das Messer – kurz bevor es an ans Verteilen des kapitalen Bullen ging.
Foto: René Ruprecht | Ein echter Experte am Grill des Ochsenfestes in Brünnstadt: Der "Ochsenhans" aus Erlangen, Metzger Hans Schmidt, wetzte am Sonntagvormittag das Messer – kurz bevor es an ans Verteilen des kapitalen Bullen ging.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:43 Uhr

Wie erklärt man eigentlich einem "Reingeschmeckten", um was es beim Brünnstadter Ochsenfest geht? Das Traditionsevent an der Raiffeisenscheune, auf dem ehemaligen Sportplatz, ist so ziemlich das genaue Gegenteil eines "Veggie Day". Dafür sorgt ein 450 Kilogramm schwerer Ochse, der sich am Spieß dreht. "Wir könnten ihn noch mit Salat ausstopfen", schlägt der Verkäufer am Nachbarstand scherzhaft vor.

Der kapitale Fleckvieh-Bulle war streng genommen kein Ochse, in seinem anderthalb Jahre dauernden Leben. Das endete am 13. Juli in Erlangen. Seitdem hieß es erstmal abhängen, zum Nachreifen, bevor sich der "Ochsenhans" seiner angenommen hat: Hans Schmidt ist seit 45 Jahren Bräter auf der Berch, der Erlanger Bergkirchweih. Ein Meister im Umgang mit Filetiermesser und 1200-Grad-Gasgrill, auf dem der Ochse schmort, seit dem Vorabend schon. Die Spezialwürzmischung, mit dem der Braten eingepinselt wurde, ist ein Geheimrezept. Die Gastgeber der Feuerwehr sind derweil mit dem Aufbau beschäftigt.

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Aus einer Wettlaune heraus entstand das Ochsenfest

Vereinsvorsitzender Josef Issing, selbst Fleischer ("das ist aber Zufall") und Nebenerwerbslandwirt, schaut am Sonntagvormittag etwas besorgt zum eingetrübten Himmel. 2005 hat Issing das Ochsenfest ins Leben gerufen, als Ergebnis einer Wette mit Klaus Münch, einem weiteren Floriansjünger. Um was genau es bei der Wette ging, das weiß heute niemand mehr so genau.

Ein Fest für Fleischesser: Der fertige Ochse, nachdem er von Samstagabend bis Sonntagfrüh gut durchgeschmort ist.
Foto: René Ruprecht | Ein Fest für Fleischesser: Der fertige Ochse, nachdem er von Samstagabend bis Sonntagfrüh gut durchgeschmort ist.

Daraus entwickelte sich ein Brünnstadter Dauerbrenner, der nur durch die Coronazeit unterbrochen worden ist. 18 Ochsenfeste zählt das Helferteam, das sich reichlich auf der grünen Wiese versammelt hat, um Zeltplanen fest zu zurren, Biergarnituren aufzuklappen oder die Kaffee- und Kuchen-Bar in der Halle zu bestücken. "Hutkrapfen" nennt sich eine weitere Spezialität, im Frankenwinheimer Gemeindeteil, die man in der hiesigen Gegend nur selten auf den Teller bekommt.

Eigentlich stammt das ebenso luftige wie knusprige Gebäck aus der oberfränkischen Küche, wo es von den Bäckerinnen früher buchstäblich übers Knie gelegt worden ist: Rita Schmeußer hat die klassische Kerwa-Süßspeise aus der Ebracher Gegend mitgebracht. Das Brot zum Ochsenbraten ist ein Produkt des eigenen Gemeindebackofens.

Schön zart und saftig, so muss das gegrillte Ochsenfleisch sein.
Foto: René Ruprecht | Schön zart und saftig, so muss das gegrillte Ochsenfleisch sein.

Große Portionen, damit die Gäste richtig satt werden

Im Mittelpunkt aber steht oder besser gesagt dreht sich der Jungbulle, der früher mal im Stall von Landwirt Matthias Ruß mampfen durfte, gleich nebenan. 500 Leute könnten von ihm satt werden. "Wir machen große Portionen, die es anderswo nicht mehr gibt", wirbt Issing.

Die Feuerwehr hat, inklusive Gasgrill, den Gegenwert eines kleinen Gebrauchtwagens investiert, vom Erlös erhofft man sich ein nettes Zubrot für die Vereinsarbeit. Ein bisschen weniger Auflagen wären den Veranstaltern schon recht, um wirklich Plus zu machen, und natürlich ein Einsehen des Wettergotts, im verrückten Sommer 2023.

Auch die Familie Berger aus Kolitzheim ließ sich das Schmankerl nicht entgehen.
Foto: René Ruprecht | Auch die Familie Berger aus Kolitzheim ließ sich das Schmankerl nicht entgehen.

Ansonsten geht es natürlich ums lockere Miteinander, die gelebte Dorfgemeinschaft, im Etwas-mehr-als 200-Einwohner-Ort südwestlich des Hörnauer Walds. Überhaupt wird dem Flair des fränkischen Landlebens von einst gehuldigt, als schwere Ochsengespanne noch die Rolle der heutigen Schlepper gespielt haben.

Fast im Akkord wurden die Portionen serviert, um die hungrigen Gäste nicht allzu lange warten zu lassen. Im Bild (von links) die beiden Vereinsvorsitzenden Klaus Münch und Josef Issing.
Foto: René Ruprecht | Fast im Akkord wurden die Portionen serviert, um die hungrigen Gäste nicht allzu lange warten zu lassen. Im Bild (von links) die beiden Vereinsvorsitzenden Klaus Münch und Josef Issing.

Vor dem Fest erst einmal ein Helferessen

In früheren Jahren kam der Ochsen-Toni aus Brünnau zu Besuch, mit zwei Bullenstärken am Leiterwagen, für Rundfahrten. Das eine Hörnertier soll dafür heutzutage noch zu jung sein, das andere schon zu alt, heißt es.

Schon kurz nach der Eröffnung des Festes am Sonntag um elf Uhr gab es einen großen Ansturm und lange Warteschlangen.
Foto: René Ruprecht | Schon kurz nach der Eröffnung des Festes am Sonntag um elf Uhr gab es einen großen Ansturm und lange Warteschlangen.

Am Sonntag ab elf Uhr werden die ersten Gäste erwartet. Davor gibt es erstmal ein "Helferessen". Ebenso ein Versucherle für die Reporter, auf dem Brett vom Bräter. Das Fleisch schmeckt wirklich hauchzart, wie der Ochs am Erlanger Berch.

Kurz darf sinniert werden, was genau das besonders feine Bürgermeisterstück war, das früher den Honoratioren serviert worden ist, als Schmorstück oberhalb der Keule. Dann geht der Blick wieder zum Himmel. Hoffentlich hält das Wetter. Der brutzelnde Bulle von Brünnstadt ist jedenfalls durch – das Ochsenfest kann beginnen.

 
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  • Helga Scherendorn
    Wer kein Fleisch essen will, soll es lassen. Bei gehört es 3x am Tag auf den Tisch.
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  • Matthias Braun
    Eine etwas sachlicher Überschrift des Artikels von Hr. Eichler wäre auch OK gewesen. Dieses ewige hin und her zwischen Veganern und Fleischessern muss doch mal eine Ende haben.
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  • Ulrich Wilhelm Kretzer
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  • Gerhard Merten
    Muss man das Fleischessen so feiern und sich dann im Artikel über den "verrückten" Sommer wundern, der ja (sollte ein Akademiker wissen) nicht zufällig mit dem globalen Fleischkonsum auch irgendwie zusammenhängt. Wer über Veganer in diesem Zusammenhang witzeln zu müssen glaubt, disqualifiziert sich selbst. Ich bin keiner, aber ich kann verstehen, wenn bei so viel "Fleischbetonung" (als Zeichen von Männlichkeit) in der Tradition unseres Ministerpräsidenten, zudem kurz vor der Landtagswahl den Grünen mal wieder eins ausgewischt wird. Ich selbst bin in keiner Partei, aber nehme gerne gegen so viel "Fleischpropaganda" die Gegenpartei ein.

    Gerhard Merten, Gerolzhofen
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  • Manfred Englert
    Herr Merten, gönnen Sie den „Fleischesfreunden“ doch deren Genuss und seien Sie doch nicht so intolerant. Außerdem hat das Ochsenfest weder was mit Männlichkeit noch mit der bevorstehenden LTWahl zu tun. Ihren Hinweis auf diese verstehe ich nicht. Und, Sie dürfen ruhig diese Verbotspartei wählen, damit noch mehr „Männlichkeitswahn“ins Land kommt, welche „Eisschlecken“ von Frauen am liebsten verbieten würden (siehe SZ)
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  • Gerhard Merten
    Sie haben mich missverstanden, Herr Englert. Mein Beitrag richtete sich nicht gegen das Fleischessen, sondern die Art, wie es in diesem Artikel gefeiert wurde - mit kleinem Seitenhieb auf Veganer. Bin ich schon intolerant, wenn ich auf den wissenschaftlich nachgewiesenen negativen Einfluss des extensiven Fleischkonsums hinweise? Und woher wissen Sie eigentlich, welche Partei ich wähle?
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  • Gerhard Merten
    Dublette.
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