Pünktlich um 11 Uhr heulten am Mittwoch, 17. Oktober, die Sirenen auf Schweinfurts Dächern. Mit dem Großalarm wurde in weiten Teilen Bayerns das Sirenenwarnsystem getestet und ein Heulton von einer Minute Dauer ausgelöst. Im Ernstfall (beispielsweise bei Ausritt von giftigen Gasen in die Luft) soll der Dauerton die Bevölkerung veranlassen, die Radios einzuschalten und auf Durchsagen zu achten. In Stadt und Landkreis Schweinfurt ist dieser Alarm wegen der Nähe zum Kernkraftwerk bei Grafenrheinfeld von besonderer Bedeutung.
Für Stadtteile und ganz Schweinfurt
In Schweinfurt gibt es 43 Sirenen. Ausgelöst werden diese von der Integrierten Leitstelle Schweinfurt (ILS) des Bayerischen Roten Kreuzes in der Friedrich-Gauß-Straße 2. Die ILS sendet ein Funksignal an das Empfangsgerät der Sirene, wodurch der entsprechende Sirenenton ausgelöst wird. Seitens der ILS kann jede Sirene einzeln angesteuert werden. Es können die Sirenen in den Stadtteilen separat oder alle Sirenen gleichzeitig ausgelöst werden.
Nach dem „Kalten Krieg“ wurden auch in Bayern vielerorts die Sirenen abgebaut. Im Laufe der Jahre habe sich jedoch herausgestellt, dass die Sirene das beste Mittel sei, die Bevölkerung zu warnen, sagte der Redaktion auf Anfrage Christina Dietz von der Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus. Auch auf Anraten des städtischen Katastrophenschutzes seien die Sirenen nicht abgebaut worden.
Piepser informiert Einsatzkräfte
In Schweinfurt dienen die Sirenen ausschließlich der Warnung der Bevölkerung. In vielen Landkreisgemeinden werden auf diesem Weg aber auch die Feuerwehren (zusätzlich zu modernen Alarmsystemen) informiert. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten werden in der Stadt über Funkmeldeempfänger benachrichtigt. Das bedeutet, dass jede Einsatzkraft rund um die Uhr einen Meldeempfänger (Piepser) mit sich führt, der im Einsatzfall durch die ILS ausgelöst wird. Gleichzeitig empfängt der Träger des Piepsers eine Durchsage, in der die Einsatzart und der Einsatzort genannt werden. Die alarmierten Kräfte begeben sich dann zu ihren Wachen oder Gerätehäusern und rücken von dort aus.
Warn-Apps für die Bevölkerung
Obwohl im Bevölkerungsschutz seit vielen Jahren andere Wege (die Warn-Apps NINA und Kat-Warn) getestet werden, ist die Sirene noch immer das probate Mittel, die Bevölkerung schnell und unkompliziert zu warnen. Die Warn-App NINA ist eine vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zur Verfügung gestellte App für Smartphones, die dazu dient, der Bevölkerung wichtige und/oder dringende Warnmeldungen zukommen zu lassen. Sie ist die erste App, die zur Warnung der Bevölkerung in ganz Deutschland entwickelt wurde. Auch das einheitliche Warn- und Informationssystem Katwarn informiert bei Katastrophen und Gefahrensituationen die betroffene Bevölkerung.
Moderne Technik für Sirenen
In Schweinfurt wird die Sirenentechnik in den kommenden Jahren von der bisher analogen auf digitale Technik umgestellt, was das Ansteuern der Sirenen im neuen Digitalfunknetz ermöglichen wird.
Die Alarmierung von Feuerwehr und Rettungsdiensten funktioniert ebenfalls über die ILS, wo alle Notrufe über die 112 auflaufen. Die Leitstelle löst dann den Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst aus – abhängig von der Beschreibung des Vorfalls durch den Anrufer. Feuerwehr und ILS legen gemeinsam fest, mit welcher Stärke und welchen Fahrzeugen die Retter und Helfer ausrücken. Besteht vor Ort weiterer Bedarf, wird von der Leitstelle nachalarmiert.
Freiwillige Feuerwehr wird nachalarmiert
Die diensthabenden Feuerwehrbeamten der Ständigen Wache Am Hainig (Adolf-Ley-Straße 1) sind auf der Wache und erfahren den Alarm durch einen Gong und Lautsprecherdurchsagen. Verstärkt werden die Hauptberuflichen im Notfall von der Freiwilligen Feuerwehr, die bei bestimmten Einsatzstichworten sofort nachalarmiert wird – per Funkmeldeempfänger.