Der Besuch von Landrat Florian Töpper samt Führungskräften aus dem Landratsamt sowie Vertretern der Gemeinde Sennfeld, der Arbeitsagentur und der Industrie- und Handelskammer bei der Firma Vintin in der Felix-Wankel-Straße 4 entwickelte sich zu einem Einführungskurs für Fortgeschrittene in die digitale Arbeitswelt von heute, morgen und übermorgen. Firmengründer Michael Datzer forderte die Politik der kommunalen wie regionalen Ebene auf, das Digitale Zeitalter nicht zu verschlafen.
Als Unternehmen der Informationsbranche fühle man sich in der Region nicht richtig wahrgenommen, obwohl die Informationstechnik weltweit längst mehr Mitarbeiter habe als etwa der in und um Schweinfurt als besonders wichtig eingestufte Maschinenbau. Die Region müsse jetzt die Weichen für ihre wirtschaftliche Entwicklung und die Herausforderungen der E-Mobilität und der Digitalisierung neu stellen, so Datzer.
Die Zeichen der Zeit
Mit den Plänen für eine Intelligente Fabrik (an der Fachhochschule in der ehemaligen Ledward-Kaserne) werde zwar ein Anfang gemacht, doch eine einseitige Ausrichtung auf den Robotereinsatz in der Produktion sei falsch. Die aktuelle Anforderung sei der Übergang von der Industrie- in die Kommunikationsgesellschaft. Hiervon könne die Region profitieren, wenn man nur rechtzeitig und ernsthaft reagiere.
Datzer stellte anschließend das Unternehmen (Jahresumsatz 30 Millionen Euro) vor. Die Sennfelder Firma bietet Kompetenzen in nahezu allen Bereichen der IT-Infrastruktur. Dazu gehören Lösungen für die Datennetzwerktechnik und die IT-Sicherheit, klassische Systemhauskonzepte, Serviceleistungen sowie die Zukunftsmodelle eines Informations- und Technologie-Dienstleisters mit den über das Internet zu nutzenden Speicherplätzen, Rechenleistungen und Anwendungen im Cloud Computing bis hin zum Outsourcing der Kunden-IT.
Schritt für Schritt gewachsen
Bei Vintin arbeiten heute über 170 Angestellte. Ihren Anfang nahm die Firma im Jahr 1990 mit der Gründung einer Datennetzwerk GmbH (Danes). Damals hatte der Gründer Michael Datzer bei der Verlegung von Kabeln für das Netzwerk im Schweinfurter Landratsamt die Idee, diese Arbeiten selbst anzubieten. Stück für Stück folgte die Erweiterung des Angebots um elektronische Elemente und der Aufbau der Servicepalette bis hin zum heutigen Betrieb von Rechenzentren durch Vintin-Mitarbeiter.
Das Unternehmen versteht sich als Partner des Mittelstands, von Verwaltungen (Städte und Landkreise), von Hochschulen oder etwa Kliniken. Aktuell wird die Kundschaft auch auf dem Weg in die Digitale Arbeitswelt begleitet, in der die elektronische Datenverarbeitung räumliche wie zeitliche Grenzen sprengt. Unterstützung ist so beim Ausschöpfen der Potenziale der Informationstechnologie mit dem Ziel angesagt, Arbeits- und Kommunikationsprozesse zu optimieren, Anwendungen zu erleichtern und die Wirtschaftlichkeit zu steigern.
Fachkräftemangel
Zu den Kunden von Vintin zählen Mittelständler wie etwa Pabst Transporte, aber auch das Bistum Fulda, die Runge Verlagsauslieferung, die Stadt und der Landkreis Schweinfurt, die Europazentrale des Technologiekonzerns Huawei, SKF, König & Bauer, die Unternehmensgruppe Glöckle oder etwa die Fränkischen Rohrwerke. Genutzt wird von den Kunden zudem das große Angebot der Vintin Academy zur Weiterbildung der Mitarbeiter.
Landrat Töpper begrüßte die Ausführungen von Datzer, denn man sei nicht nur zur Betriebsbesichtigung gekommen. Einschätzungen aus den Branchen seien eine Basis für den weiteren wirtschaftlichen Erfolg der Region. Vermerkt wurden von den Besuchern die Auswirkungen des Fachkräftemangels (zwölf unbesetzte Stellen bei Vintin) und der Wunsch nach der ortsnahen Möglichkeit, neu und vor allem größer zu bauen. Sennfelds Bürgermeister Oliver Schulze berichtete dazu über die Bestrebungen der Gemeinde, ein weiteres Gewerbegebiet auszuweisen.
Digitalisierung in allen Lebensbereichen
Geschäftsführer Christoph Waschkau sprach über die "omnipräsente Digitalisierung". Nicht ob, sondern wann diese in welchen Bereichen komme, sei die entscheidende Frage. "Jetzt", meint der Geschäftsführer, da die Generation, die wie selbstverständlich in der Digitalen Welt unterwegs sei, aktuell die Führungspositionen in den Betrieben übernehme. Die Zukunft für Vintin sähe man nicht mehr in den klassischen IT-Lösungen mit Firmennetzwerken, sondern in der Nutzung von Rechnern und Angeboten irgendwo auf der Welt (Cloud-Computing).
Waschkau und Jakob Rinkewitz (Marketing) erläuterten Cloud-Lösungen am Beispiel eines digitalen Bürgerservices, der ohne eigene IT funktioniert und per Telefon, App oder Website anzusteuern ist und ständig dazulernt (Künstliche Intelligenz), sowie anhand von Produktionsmitteln, die vom Hersteller aufgrund von Messungen und wechselnden Anforderungen permanent nachgebessert und dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden.
Gründung eines Arbeitskreises angeregt
Die Aussprache endete mit dem Angebot des Firmengründers, die Kompetenzen von Vintin in eine Arbeitsgruppe einzubringen, die auf regionaler Ebene die Digitalisierung mitgestaltet. Dafür dankte der Landrat, der die Mitarbeit in bereits bestehenden Arbeitskreisen als schnell zu realisierende Alternative sieht.