
Die Diskussion über den Antrag von acht Parteien und Wählergruppen, dem 1958 verstorbenen Industriellen Willy Sachs posthum die Ehrenbürgerwürde zu entziehen, sowie das von ihm 1936 der Stadt gestiftete Stadion umzubenennen, hat in Schweinfurt eine emotionale Debatte entfacht. Während Befürworter den Antrag unterstützen, äußern sich auch Kritiker, die etwa die Umbenennung des Stadions mit einem Ignorieren der eigenen Geschichte gleichsetzen. Auch die AfD übte Kritik am Antrag. Demnach sei es grotesk, "einen der verdientesten Söhne unserer Stadt" aus der Öffentlichkeit Schweinfurts zu tilgen. Besonders in der Arbeiterschicht sei er ein äußerst beliebter Unternehmer gewesen.
Norbert Lenhard, Mitglied der "Initiative gegen das Vergessen" – sie fordert die Entziehung der Ehrenbürgerwürde seit langem – hat dazu eine ganz andere Meinung. "Mir ist es wichtig klarzustellen, dass Willy Sachs nicht als Mitläufer sondern als Täter beteiligt war", so Lenhard. Vor allem das Argument, Willy Sachs sei kein überzeugter Nationalsozialist gewesen, da er nicht antisemitisch gehandelt haben soll, kann der 63-jährige Gewerkschafter nicht verstehen.
Lenhard: "Gehört zur Allgemeinbildung"
Für Lenhard gehöre das Wissen über die Nazi-Vergangenheit von Willy Sachs zur Allgemeinbildung. Er bezieht sich dabei auch auf die Literatur von Historiker Andreas Dornheim, der sich intensiv mit Sachs beschäftigt hat. Demnach ernannte Oberbürgermeister Pösl Willy Sachs am 23. Juli 1936 zum Ehrenbürger der Stadt Schweinfurt. Weder Pösl noch der damalige Stadtrat seien demokratisch legitimiert gewesen. Im Zuge der Machtübernahme 1933 wurden Parteien verboten, die Stadträte verhaftet und einige ins Konzentrationslager verschleppt.
Wichtige Funktionäre der nationalsozialistischen Partei und örtliche Unternehmensvertreter erhielten Stadtratssitze ohne demokratische Wahl durch das Volk, so Lenhard. Als Begründung für die Ehrenbürgerwürde diente den Machthabern das Stadion. Allerdings sei die Spende des Stadions nicht nur als selbstlose Tat des Spenders zu verstehen. Laut Lenhard waren sich die Nazis anfangs ihrer Macht nicht sicher. Auch in Schweinfurt seien etwa die Betriebsratswahlen 1933 abgebrochen worden, weil sich für die Kandidaten der NSDAP ein schlechtes Ergebnis abzeichnete.
Willy Sachs habe frühzeitig seine Gesinnung offenbart
Auf der einen Seite sei deshalb die Opposition unterdrückt worden. Auf der anderen Seite habe die Unterstützung durch bekannte Unternehmerspersönlichkeiten wie Willy Sachs eine öffentliche Legitimation geschaffen, die zur Stärkung der neuen Machthaber beitrug. Die Feierlichkeiten zu Einweihung das Stadions im Beisein von Hermann Göring und Heinrich Himmler, Reichsführer SS, seien deshalb "Machtdemonstration und Zeugnis der Verbundenheit von Willy Sachs mit dem NS-System", zitiert Lenhard den Historiker Dornheim.
Mit der erklärten Absicht, Sachs von einem "roten Betrieb in einen braunen zu verwandeln", habe Willy Sachs frühzeitig seine Gesinnung offenbart. "Er wandte sich damit gegen die demokratischen Beteiligungsrechte der Arbeitnehmer, das Gefolgschaftsprinzip der Nazis und die Ausschaltung der Gewerkschaften waren durchaus in seinem Sinne", betont Lenhard. "Keine Ehrung für Willy Sachs" bedeute heute, "dass wir uns für demokratische Beteiligungsrechte der Arbeitnehmer, starke Betriebsräte als Verhandlungspartner in den Betrieben und handlungsfähige Gewerkschaften einsetzen."
Wenn das Zeichen, welches gesetzt werden soll, auch Wirkung entfalten soll, muss die Stadt der Familie Sachs das Geld, welches für die Errichtung des Stadions aufgewandt wurde, zurückgeben. Ein "schmutziges" Geschenk behalten, heißt dann am Ende doch, dem Schenker zu huldigen.
Konsequent zu Ende gedacht, wäre ein sofortige Umwidmung der Richard-Wagner-Str. und ein Aufführungsverbot für dessen Musik im Stadttheater unumgänglich, da Herr Wagner ein 100%iger Antisemit war, und v.a. seine Nachfahren bekanntermaßen sehr eng
mit den Nazis waren. Hier anschließend muß dann ein Betriebsausflug von SPD, FW und Konsorten nach Bayreuth erfolgen - dort müßte man dann vorsprechen und den Abriß des
Bayreuther Festspielhauses und konsequente Ablehnung als "Wagnerischen" einfordern.
Da kann man ja echt gespannt sein, wen man man dann im Jahre 2100 hervorkramt...
Allein aus dieser Tatsache kann sicher keine Nazi-ÜBERZEUGUNG hergeleitet werden!
Hier haben Kapitalismus ind brauche Macht ein sehr unheilige Allianz geschlossen- aber das hätte sicherlich fast jeder Unternehmer damals ähnlich gemacht!
Auch der Bau des Stadions kann als „Bestechung“ der Machthaber in diesem Sinne der unheiligen Allianz gewertet werden- ich zahl euch das Stadion, dafür kann ich dann aus meinem Betrieb die unliebsamen Mitbestimmer entmachten- deshalb bin ich noch lange nicht überzeugt von eurer Ideologie, aber sie ist mir im Moment sehr nützlich!
SO KANN man Willy Sachs auch interpretieren!
Das läuft dann unter „wirtschaftliche Interessen.“
DAS IST EBENFALLS EINE DURCHAUS REALISTISCHE INTEPRETATIONSMÖGLICHKEIT - was jetzt stimmt - ich weiß es nicht!