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Gerolzhofen
Das Geomaris in der Gas-Krise: "Wir planen aktuell keine Schließung"
Gibt es noch ausreichend Gas für das Hallenbad? Und kann die Stadt den hohen Gaspreis finanziell überhaupt noch stemmen? Spannende Fragen rund um das Geomaris.
Die zerfledderten Fahnen am Eingang sind ein Symbol dafür: Auf das Geomaris kommen angesichts der Explosion bei den Energiekosten stürmische Zeiten zu.
Foto: Klaus Vogt | Die zerfledderten Fahnen am Eingang sind ein Symbol dafür: Auf das Geomaris kommen angesichts der Explosion bei den Energiekosten stürmische Zeiten zu.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:06 Uhr

Schon seit einigen Tagen wabert beim Frisör und in anderen Nachrichtenzentralen der Stadt ein Gerücht: Das Badeparadies Geomaris muss angesichts der massiv steigenden Gaspreise über kurz oder lang geschlossen werden. Auf direkter Nachfrage bei Bürgermeister Thorsten Wozniak erhielt die Main-Post-Redaktion jetzt folgende Antwort: "Wir planen aktuell keine Schließung des Schwimmbads – aber beobachten natürlich die Entwicklungen und prüfen die Szenarien."

Man beobachte die Situation hinsichtlich der Gasversorgung sehr genau, so der Bürgermeister. Im Fall eines kompletten russischen Gas-Lieferstopps in Deutschland würden voraussichtlich Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder sehr frühzeitig nicht mehr mit Gas beliefert werden. "Dann müssen wir schließen", macht Wozniak klar. Denn völlig zu Recht seien dann private Haushalte, aber auch Rettungsdienste, Feuerwehr, Polizei, Krankenhäuser, Schulen, Kitas und ähnliche Einrichtungen bei der Gas- und Energieversorgung priorisiert.

Verkürzte Öffnungszeiten?

Auch für den anderen Fall – es kommt nicht zu einem kompletten Stopp der Gas-Lieferungen, sondern nur zu einer Reduzierung – müsse man schon jetzt auf eventuell verkürzte Öffnungszeiten vorbereitet sein. "Ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns auf Schließungswochen oder gar Schließungsmonate einstellen." Es werde derzeit auch noch eine Alternative zur Schließung geprüft: "Wir überlegen, ob der Schwimmbadbesuch bei reduzierten Wassertemperaturen möglich ist."

Aber selbst wenn weiterhin genügend Gas für das Geomaris zur Verfügung stünde, gibt es ein großes Problem: die explosionsartige Entwicklung der Gaspreise. Der aktuelle Gas-Liefervertrag für das Geomaris mit im Vergleich zur aktuellen Marktsituation recht günstigen Lieferkonditionen läuft, wie bereits berichtet, Ende September 2022 nach dreijähriger Gültigkeit aus. Dann muss neu verhandelt werden und es droht dem kommunalen Schwimmbad ein massiver Anstieg auf der Ausgabenseite. Es sei aktuell gut möglich, befürchtet der Bürgermeister, dass die Kosten für den Gasverbrauch im Schwimmbad von derzeit knapp 40.000 bis 45.000 Euro jährlich "dann auf über 500.000 Euro steigen könnten". Das wäre eine Verzehnfachung.

Kann sich die Stadt das noch leisten?

Schon jetzt, mit dem vergleichsweise sehr niedrigem Gas-Einkaufspreis, muss die Stadt Gerolzhofen jedes Jahr zwischen 750.000 Euro und eine Million Euro für den laufenden Betrieb dem Geomaris zuschießen. Kann sich die Stadt das Bad dann überhaupt noch leisten, wenn alleine der Gas-Bezug eine halbe Million Euro kostet? "Dann werden wir politisch überlegen müssen, wie wir damit umgehen", betont Wozniak – wohlwissend, dass gerade auch der Schwimmunterricht im Geomaris von enormer Wichtigkeit und Bedeutung ist. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten jetzt schon zahlreiche Kinder nicht das Schwimmen lernen. "Aktuell gehen wir aber von einem Weiterbetrieb des Schwimmbads aus", gibt Wozniak zur Auskunft.

"Temperatur nicht abgesenkt"

Badegäste hatten sich kürzlich bei der Main-Post gemeldet und bemängelt, dass beispielsweise das Wasser im unteren Außenbecken spürbar kühler geworden sei. Offenbar folge das Geomaris jetzt dem Beispiel anderer Bäder, die ebenfalls schon das Wasser kühler gemacht haben, um Gas zu sparen. Dies kann und will der Bürgermeister aber nicht bestätigen. "Die Temperaturen in den Becken wurde nicht spürbar abgesenkt." Beim derzeit sonnigen Wetter wird das Wasser nicht mit Gas erwärmt. Es könne zu leichteren Temperaturschwankungen kommen, weil die Becken mit der Absorber-Anlage auf dem Dach des Hallenbads erwärmt werden. "Deshalb kann es bei kühleren Nachttemperaturen zu Temperaturschwankungen in den Becken kommen."

Es wurde nachgemessen

Man hat sogar extra nachgemessen. Statt der üblichen 33,8 Grad wurden tatsächlich "nur" 32,8 Grad als Wassertemperatur gemessen. "Aber auch in früheren Jahren wurden an heißen Sommerwochen oftmals in den warmen Außenbecken die Temperaturen leicht gesenkt", erklärt der Bürgermeister. Vor der Wiedereröffnung des sanierten Schwimmbads Geomaris, also noch im "alten Bad", habe die Temperatur in den warmen Außenbecken übrigens immer nur bei maximal 33 Grad gelegen. "Und auf diesem Niveau waren wir in dieser Woche."

Am Donnerstag fehlte es im Geomaris an Personal.
Foto: Robert Stöckinger | Am Donnerstag fehlte es im Geomaris an Personal.

Im Gegensatz zu vielen anderen Bädern, die bundesweit beispielsweise aus Personalmangel nicht mehr öffnen können, leiste das Team im Geomaris eine "hervorragende Arbeit zum Wohle unserer Besucherinnen und Besucher", lobt der Bürgermeister. Dafür danke er sehr herzlich. "Wir haben Hallen- und Freibad geöffnet, obwohl natürlich auch bei uns Personal gesucht wird und immer wieder Mitarbeitende ausfallen beziehungsweise ausfielen. Das ist nicht selbstverständlich."

Die Personalsituation im Geomaris ist allerdings angespannt. Am regnerischen Donnerstag öffnete das Freibad überhaupt nicht. Und das Hallenbad musste bereits um 17 Uhr geschlossen werden. Ein im Foyer aufgehängtes Plakat sprach von einem "krankheitsbedingtem Personalausfall".

 
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