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Schweinfurt
Das Frauenhaus kämpft mit dem Platzmangel
43 Frauen mit 46 Kindern hat das Frauenhaus im Jahr 2017 aufgenommen. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sind das wenige. Aber die Zahl täuscht.
Frauenhäuser wie das in Schweinfurt sind für viele die letzte Zuflucht. Doch die Plätze sind begrenzt. Viele Frauen musste man deshalb in Schweinfurt abweisen, heißt es im Bericht der Einrichtung.
Foto: Peter Steffen/dpa | Frauenhäuser wie das in Schweinfurt sind für viele die letzte Zuflucht. Doch die Plätze sind begrenzt. Viele Frauen musste man deshalb in Schweinfurt abweisen, heißt es im Bericht der Einrichtung.
Lara Wantia
Lara Wantia
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:01 Uhr

Wenn eine Frau in der Region Main-Rhön Hilfe wegen häuslicher Gewalt sucht, muss sie auf einen der zwölf Plätze im Frauenhaus in Schweinfurt hoffen. Es ist ein Frauenhaus für die Stadt Schweinfurt und vier Landkreise, nämlich Schweinfurt, Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld. Der aktuelle Sachbericht des Frauenhauses zeigt: Die Plätze reichen nicht.

43 Frauen mit 46 Kindern wohnten im Jahr 2017 im Frauenhaus. Das sind zunächst einmal weniger als im Jahr 2016 und im Jahr davor. Der durchschnittliche Aufenthalt ist allerdings gestiegen: von 71,7 Tagen auf 90. Damit erhöhte sich auch die Auslastung der Frauenplätze auf 88 Prozent. Zwölf Frauen mit 16 Kindern wohnten schon seit dem Vorjahr im Frauenhaus. Jeder Platz wurde viermal belegt. Sechs bis acht Belegungen sehe das Konzept des Frauenhauses laut Leiterin Gertrud Schätzlein aber vor. Letztendlich mussten 68 Frauen abgewiesen werden.

Relativ wenige Frauen nutzten das Angebot der proaktiven Beratung

Eine Beratung durch die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses suchten 122 Frauen. Die meisten telefonischen Gespräche gingen von Frauen aus der Stadt Schweinfurt ein, gefolgt von Frauen aus den Landkreisen Schweinfurt und Bad Kissingen. Zwei Drittel der Frauen, die zur persönlichen Beratung kamen, stammen aus Stadt und Landkreis Schweinfurt.

Bedauerlich sei die verhältnismäßig geringe Zahl der Kontakte, die über die proaktive Beratung bei häuslicher Gewalt in Kooperation mit der Polizei zustande kam. Häusliche Gewalt sei der Polizei in 682 Fällen in der Region Main-Rhön gemeldet worden, heißt es im Sachbericht. Das Angebot des Frauenhauses nahmen allerdings nur 22 Frauen in Anspruch.

Die Formen der Gewalt, die Frauen vor ihrer Zeit im Frauenhaus erlebt haben, sind vielfältig. 93 Prozent der Bewohnerinnen kamen wegen Gewalt durch Ehemänner, Lebensgefährten oder frühere Partner. Alle Frauen sprachen über psychische Gewalt, bei der körperlichen Gewalt waren es 91 Prozent. 37 Prozent der Bewohnerinnen hatten mehr als fünf Jahre lang Gewalt erlebt, bis sie im Frauenhaus anfragten.

Das Land Bayern fördert eine bessere Unterstützung der Kinder

Erhöht hat sich die Zahl der Kinder, die persönlich von Gewalt betroffen waren. Waren es im Jahr 2016 noch knapp 28 Prozent der Kinder, erlebten 2017 ganze 50 Prozent der Kinder direkte Gewalt. Die Gewalt gegen ihre Mutter haben alle Kinder mitbekommen, die im Frauenhaus lebten. Die Bewohnerinnen hätten sich in der Einrichtung zu 94 Prozent "ziemlich sicher" gefühlt, heißt es im Bericht. 57 Prozent sehen die Gründe in den Sicherheitsvorkehrungen sowie in der Anwesenheit und Aufmerksamkeit der Mitarbeiterinnen.

Wichtig seien die Ergebnisse der "Bedarfsermittlung zum Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder in Bayern", die 2016 im Auftrag des Sozialministeriums veröffentlicht wurde. Daraus gehe hervor, dass eine Finanzierung der Arbeitsbereiche Rufbereitschaft, Hausorganisation und Geschäftsführung sowie eine bessere personelle Ausstattung im Kinderbereich wichtig seien. In Schweinfurt fehle es wie in vielen Regionen an ausreichendem Personal, das sich um die Kinder kümmert. Kindergartenplätze gebe es kurzfristig kaum. Eine Stundenerhöhung und damit eine Erhöhung der Personalkosten sei aber vorgesehen. Die werde erstmals auch vom Land Bayern gefördert. Aktuell finanziert sich das Frauenhaus zu 72,2 Prozent über Mittel aus der Region Main-Rhön. Das Land Bayern bezuschusst zwei Stellen im Frauenbereich. Das Ministerium für Arbeit- und Sozialordnung fördert die Einrichtung mit 8,5 Prozent der Gesamtkosten.

Zu Beginn des kommenden Jahres gibt es zudem eine personelle Änderung im Frauenhaus. Die Sozialpädagogin Ute Hofmann löst die bisherige Leiterin Gertrud Schätzlein zum 1. Januar ab.

 
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