Ein Frauenhaus für Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen, Haßberge und Rhön-Grabfeld, für die gesamte Region Main-Rhön: Zwölf Plätze stehen damit seit jeher für verzweifelte Frauen in vier Landkreisen und einer Stadt zur Verfügung. Auch im jüngst erstellten Sachbericht 2015 zieht Gertrud Schätzlein, Leiterin des Frauenhauses, eine Bilanz, die zeigt, dass das Frauenhaus am Limit läuft.
66 Frauen und 77 Kinder haben 2015 Zuflucht im Schweinfurter Frauenhaus gefunden. Damit war die Zahl der Betreuten nahezu so groß wie 2014, als 67 Frauen und 84 Kinder Zuflucht gefunden hatten– 2014 waren es so viele wie nie zuvor gewesen. Allerdings, das stellt Frauenhaus-Leiterin Gertrud Schätzlein für 2015 heraus, waren außergewöhnlich viele kurze Aufenthalte dabei.
Die Auslastung fällt damit mit 60,6 Prozent geringer aus als die Jahre zuvor, doch einfacher war die Betreuung deshalb keineswegs: Jeder der zwölf Frauenplätze war fünf- bis sechsmal belegt gewesen. Außergewöhnlich viele Kurzaufenthalte haben die Mitarbeiterinnen besonders gefordert: „Leider kehrten mehr Frauen als in den Vorjahren oft nach kurzer Zeit in die Gewaltbeziehung zurück.“ Der durchschnittliche Aufenthalt einer Bewohnerin ist mit 40,3 Tagen wesentlich kürzer ausgefallen als in den Vorjahren.
Wechsel bindet Aufmerksamkeit
Die hohe Fluktuation habe leider auch zur Folge gehabt, dass sich die Bewohnerinnen ständig auf neue Mitbewohnerinnen einstellen mussten. Und auch die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter war vorübergehend an die neu Einziehenden gebunden.
In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Kinder pro Frau, so die Zwischenbilanz des Schweinfurter Frauenhauses. Im Jahr 2015 brachten zehn Frauen drei oder vier Kinder mit ins Frauenhaus, wenn möglich bekamen sie eine ganze Wohnung mit zwei Schlafzimmern.
In Schweinfurt fehle es an ausreichendem Personal, auch zur Unterstützung der Kinder, die durch das Miterleben von Gewalt und eigener Gewalterfahrungen stark belastet sind, sagt Gertrud Schätzlein. 2015 sind 56 Frauen mit 65 Kindern ein- und 56 Frauen mit 56 Kindern ausgezogen. Am Jahresende lebten also neun Kinder mehr mit ihren Müttern im Frauenhaus als zu Beginn oder zeitweilig unterm Jahr.
2015 kamen wieder die meisten Frauen aus dem Einzugsgebiet Main-Rhön (59,1 Prozent). Einen deutlichen Anstieg verzeichnet das Frauenhaus unter den Frauen, die aus anderen Bundesländern kommen: Während diese 2014 nur sechs Prozent ausmachten, kamen 2015 zehn der 66 Frauen (15,2 Prozent) aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachen, Berlin und Bremen.
Männliche Beziehungstäter
Ursache für die Zuflucht im Frauenhaus sind meist Gewalterfahrungen, in 60 Prozent der Fälle vom Ehemann, in 22,8 Prozent ist der Lebensgefährte der Täter.
2015 hat das Frauenhaus 59 Frauen abweisen müssen. Die Unterfinanzierung wird also trotz der geringeren Auslastung deutlich: Es fehlt an Geld für die Rufbereitschaft, die Geschäftsführung, das Personal zur Betreuung einer wachsenden Kinderzahl und für die Hausorganisation, die wegen der häufigen Wechsel aufwändiger wird. Für letztere trägt der Verein Frauen helfen Frauen e.V. die Kosten seit 20 Jahren allein