Die Schweinfurter CSU ist bereit für den Wahlkampf 2020: kämpferisch, programmatisch und mit einer Liste, bei der 19 von 21 Stadträten wieder kandidieren und auch einige interessante Neulinge platziert wurden. Vor allem aber: Die Schweinfurter CSU präsentiert sich geschlossen wie selten, Oberbürgermeister Sebastian Remelé bekam für seine Rede stehend dargebrachten Applaus.
Der OB, der bereits im Sommer wieder als Kandidat für seine im Erfolgsfall dann dritte Amtszeit nominiert worden war, spann in seiner Rede am Vorabend des 9. November, an dem vor 30 Jahren die Mauer zwischen der DDR und der BRD fiel, einen großen Bogen. Damals, erinnert er sich, sei er bei der Bundeswehr im Allgäu gewesen und man habe die unglaublichen Bilder aus Berlin auf einem tragbaren Fernseher mit Schwarz-Weiß-Bild gesehen. "Ich habe mir in dem Moment geschworen, meinen Beitrag leisten zu wollen, dass es nie wieder Sozialismus und nie wieder Nationalsozialismus gibt", so Remelé.
Mit Blick auf die Landtagswahlen in Thüringen kürzlich, bei denen Linke und AfD zusammengerechnet mehr als die Hälfte der Wählerstimmen bekamen, konstatierte Remelé "die Gespenster sind auch bei uns wach." Er appellierte an die Mitstreiter auf der Stadtratsliste und die CSU-Mitglieder in der Stadt, "nehmt den Kampf auf, dass diese Stadt von einer bürgerlichen Mitte gestaltet wird."
Remelé konzentrierte sich in seiner Rede vor allem auf das detailliert ausgearbeitete Programm für die Wahlperiode ab 2020. An der AfD arbeitete er sich nicht ab, doch wo man die Schweinfurter CSU verorten soll, brachte ihm langen Applaus ein: "Wir sind die bürgerliche Mitte, die Sie mit Maß in die Zukunft führt, jenseits apokalyptischer Ängste und politischem Fanatismus."
Remelé präsentierte seine Ideen für die Weiterentwicklung der Stadt, sprach alle Themen an, die diskutiert werden – von der Konversion der us-amerikanischen Liegenschaften, dem Wohnungsbau, Umwelt oder Mobilität. Es gab auch Neuigkeiten. Klar ist, dass das Kesslerfield mit 600 Wohneinheiten bis zur Landesgartenschau 2026 erschlossen werden soll. Neu ist, dass die Forderung, die Baugebiete Pfannäcker und Mönchskutte als Wohngebiete zu planen und zu entwickeln, erfüllt werden soll.
Interessant: Fast alle Themen, die der OB ansprach, durchzog ein "grüner" Faden als Leitmotiv. Angesichts des menschengemachten Klimawandels in der Stadt nachhaltig ökologisch zu handeln, ist offenbar auch bei den Christsozialen das Gebot der Stunde. "Wir sollten Schweinfurt nicht nur als Stadt der Industrie und Kultur verstehen, sondern auch als Stadt der Natur", so der OB.
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Ausdrücklich als "Signal der Versöhnung" bezüglich des Bürgerentscheids Landesgartenschau oder Stadtwald sieht er den Plan, auf Ackerflächen nahe Oberndorf neuen Wald zu pflanzen. Remelé vergaß auch die anderen großen Themen nicht: Kultur, Senioren, Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft, Schulen und Kindergärten. Das umfangreiche Angebot zur Integration in der Stadt werde ebenfalls aufrecht erhalten.
CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk betonte, man habe Anfang der 1990er-Jahre "die Stadt aus ihrer Lethargie auferstehen lassen. Wir haben die Finanzen saniert, Rücklagen gebildet und kräftig investiert." Man wolle "weiter die geistige Führung in dieser Stadt übernehmen."
Bei der Kommunalwahl 2014 holten die Christsozialen 48,01 Prozent der Stimmen, es war das beste Ergebnis in Schweinfurt seit 1946. Die damit erzielten 21 Mandate sind auch 2020 das Ziel, genauso wie der Sieg bei den Oberbürgermeister-Wahlen für Amtsinhaber Sebastian Remelé, der seine dritte Amtszeit beginnen würde.
Auf der CSU-Liste finden sich 14 Frauen und 30 Männer, zwei amtierende Stadträte kandidieren nicht mehr: Heike Gröner und Jürgen Royek. Wie 2014 ist Oberbürgermeister Sebastian Remelé Listenführer, er holte vor sechs Jahren mit 16 819 Stimmen die meisten für seine Partei. Neue Gesichter mit aussichtsreichen Listenplätzen sind Karolin Große auf Platz acht, Richard Grekov (stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union) auf Platz elf oder Olga Baluyev auf Platz 16. Der frühere IHK-Vorsitzende und Geschäftsführer der Maincor Rohrsysteme GmbH, Dieter Pfister, wurde auf Platz 26 nominiert.
"Remelé vergaß auch die anderen großen Themen nicht: [...] Industrie..." Leider doch. Es gibt keine Industriegrundstücke mehr. Das geforderte neue Industriegebiet bei Oberndorf könnte man vielleicht gut mit einem Stadtwald als Puffer zu den Wohngebieten verbinden.
Auch sollte noch die Forderung der Linken aufgenommen werden, mit 50.000 € für eine Machbarkeitsstudie zu Wittek-Brix. Für den Bau gäbe es 80 % Zuschüsse!