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Schweinfurt
Corona: Wie lange reichen in Schweinfurt noch die Intensivbetten?
Krankenhauskoordinator Dr. Michael Mildner sagt, dass mit den momentanen Maßnahmen die Lage in den Krankenhäusern nicht zu bewältigen ist. Wie der Notfallplan aussieht.
Die vierte Welle hat den Druck auf das medizinische Personal in den Krankenhäusern noch einmal erhöht. Schon jetzt liegen 30 Prozent mehr Patienten auf der Station als während der dritten Welle.
Foto: Anand Anders | Die vierte Welle hat den Druck auf das medizinische Personal in den Krankenhäusern noch einmal erhöht. Schon jetzt liegen 30 Prozent mehr Patienten auf der Station als während der dritten Welle.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 18:05 Uhr

Die vierte Corona-Welle verschärft die Lage auch auf den Intensivstationen im Leopoldina- und Josef-Krankenhaus in Schweinfurt. 57 der insgesamt 65 Intensivbetten dort sind aktuell belegt, 18 davon mit Covid-Patienten, von denen sechs invasiv beamtet werden (Stand 25.11.2021). Wenn man die hohe Zahl an Neuinfektionen betrachtet, lässt sich ausrechnen, dass die beiden Intensivstationen bald voll sein werden. Wie lange reichen die Kapazitäten in Schweinfurt noch aus?

Dr. Michael Mildner, der Ärztliche Leiter Krankenhauskoordinierung in der Region Main-Rhön, gibt eine wenig erfreuliche Prognose ab: "Übers Wochenende können wir es noch kompensieren." Doch danach könne es eng werden. Mildner ist für die Verteilung der Covid-Patienten auf die Kliniken in Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge zuständig. Und überall sieht es gleich aus. In ganz Unterfranken gebe es nur noch wenige freie Intensivbetten. Falls demnächst also Abverlegungen erfolgen müssen, hält Mildner diese "in geografisch nähere Bereiche für illusorisch".

Kleeblattkonzept ist in Bayern schon aktiviert

Bayern und vier weitere Bundesländer haben vor dem Hintergrund der steigenden Auslastung der bundesweiten Intensivstationen offiziell schon das sogenannte Kleeblattkonzept zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten aktiviert. Es sieht vor, dass zunächst innerhalb der fünf Regionen – West, Nord, Ost, Süd, Südwest – verlegt wird. Wenn in einer dieser Regionen absehbar keine freien Plätze mehr vorhanden sind, wird im Austausch mit dem gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Verlegung auch in andere Gebiete organisiert. Eine Fachgruppe des Robert Koch-Instituts berät dabei.

Auch Italien habe schon Hilfe angeboten, weiß Mildner. Vereinzelt seien Covid-Patienten aus Südbayern dorthin bereits verlegt worden, sagt er. Angesichts der dramatischen Lage vor Ort hat die Regierung von Unterfranken für sämtliche betroffenen Krankenhäuser ein elektives Operationsverbot erlassen. Das heißt: Es dürfen nur notfallmäßige Operationen durchgeführt werden, alle planbaren Eingriffe müssen verschoben werden. Das verschafft etwas Luft auf den Intensivstationen.

Hoher Patientendruck auch auf den Normalstationen

Inzwischen hat der Patientendruck durch Covid-Infizierte aber auch auf den Normalstationen deutlich zugenommen. Laut Mildner ist die Gesamtauslastung für den Bereich Main-Rhön jetzt schon 30 Prozent höher als in der dritten Welle. Lag damals das Maximum bei 120 Covid-Patienten, sind es aktuell 162. Und mit Blick auf die Intensivstationen zeigt sich, dass auch die Quote der invasiv beatmeten Patienten in die Höhe geschnellt ist. In der dritten Welle mussten laut Mildner in der Region Main-Rhön 23 Prozent der Erkrankten intubiert werden, jetzt sind es 36 Prozent.

"Wir haben einen deutlich höheren Druck." Mildner hat deshalb nun mit den Pandemiebeauftragten der einzelnen Häuser einen Kriterienkatalog für die stationäre Aufnahme von Covid-Patienten erarbeitet. Hier sind die medizinischen Parameter festgelegt, die Covid-Patienten aufweisen müssen, um ein Bett im Krankenhaus zu bekommen.

In einigen Kliniken könnten auch noch "wenige" Beatmungsplätze geschaffen werden, weiß Mildner. Die Realisierung hänge hauptsächlich von dem zur Verfügung stehenden Pflegepersonal ab. Das sei jetzt schon knapp und fehle erst recht bei einer Aufstockung an Intensivbetten. Der Notfallplan sieht deshalb vor, Fachpersonal von anderen Kliniken in den Akuthäusern einzusetzen. Das gehe natürlich nur auf freiwilliger Basis, sagt Mildner, schaffe aber nochmal zehn Prozent mehr Intensivplätze.

Laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit wird der Scheitel der vierten Welle erst in zwei bis drei Wochen erreicht. Nach Mildners Hochrechnung lässt sich nicht ausschließen, dass bis dahin 20 bis 30 Prozent mehr Intensivkapazitäten in der Region Main-Rhön benötigt werden. Er ist deshalb überzeugt, dass mit den momentanen Maßnahmen die Lage in den Krankenhäusern nicht zu bewältigen ist. "Es muss mehr Kontaktbeschränkungen geben", fordert Mildner aus medizinischer Sicht – und im Hinblick auf eine fünfte Welle die Einführung einer Impfpflicht. 

Intensivbetten

In der Stadt Schweinfurt stehen insgesamt 64 Intensivbetten zur Verfügung. Zwölf davon befinden sich auf der Kinderintensivstation im Leopoldina-Krankenhaus, so dass tatsächlich 52 Betten mit erwachsenen Patienten belegt werden können. 41 davon hält das Leopoldina-Krankenhaus vor. Insgesamt 14 Intensivbetten stehen im Krankenhaus St. Josef zur Verfügung, davon sind vier Überwachungsplätze als Intermediate Care Station und zehn als Beatmungsplätze eingerichtet. Vier weitere Beatmungsplätze können noch auf der Intensivstation betrieben werden. Weitere sechs Intensivbetten sind für den Landkreis Schweinfurt gemeldet, sie stehen in der Geomed-Klinik in Gerolzhofen zur Verfügung. Aktuell sind dort vier dieser Intensivbetten belegt, zwei davon sind Covid-Patienten. Sie werden nicht beatmet.
Quelle: is
 
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