Auf die 3200 Impfdosen aus dem "Johnson & Johnson"-Sonderkontingent des Gesundheitsministeriums für Stadt und Landkreis Schweinfurt hatte es einen regelrechten Ansturm gegeben. 5064 Interessenten hatten sich gemeldet. 1864 zu viel. Nun ist die Impfaktion abgeschlossen und 310 Dosen sind übrig. Wie kann das passieren? Wir fragten nach bei der Stadt Schweinfurt, die für das gemeinsame Impfzentrum von Stadt und Landkreis zuständig ist.
Wie kann es passieren, dass so viele Impfdosen übrig geblieben sind?
"Der Impfstoff ist im Wesentlichen deshalb übrig geblieben, weil Impflinge bereits vereinbarte Termine nicht wahrgenommen haben", teilt die Pressesprecherin der Stadt, Kristina Dietz, mit. Das sei aus Sicht derjenigen, die nicht zum Zuge gekommen sind, besonders ärgerlich und werde auch seitens Stadt und Landratsamt außerordentlich bedauert. "Für sachlich unbegründete kurzfristige Absagen haben wir keinerlei Verständnis", stellt Dietz klar. Aber: Der Impfstoff werde ja nicht entsorgt, sondern an Impfberechtigte aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 verimpft. Er soll nun für eine weitere Impfrunde in Pflegeheimen, in Gemeinschaftsunterkünften und im Impfzentrum genutzt werden.
Wo kamen die Absagen her, aus der Stadt oder aus dem Landkreis?
Ganz aufschlüsseln lässt sich im Nachhinein nicht mehr, warum so viele Impftermine nicht wahrgenommen wurden. Von den 310 übriggebliebenen Impfdosen konnten laut Pressesprecherin Dietz 140 Dosen der Stadt und 41 dem Landkreis zugeordnet werden. "Das sind diejenigen, die ihren Termin wieder abgesagt haben, etwa wegen zwischenzeitlicher Impfung beim Hausarzt." Die Differenz von 129 Dosen könne nicht mehr zugeordnet werden, weil die Termine nicht abgesagt wurden. Ein Rückbezug auf die Listen aus den Sonderregistrierungen sei in diesem Fall schwer möglich, weil in der Impfsoftware des Freistaates (BayIMCO) nicht nach Postleitzahlen differenziert werden kann. Ein manueller Abgleich wäre zwar denkbar, so Dietz, aus Sicht von Stadt und Landratsamt aber nicht zielführend.
Warum wurden die 310 Impfdosen nicht anderen Impfwilligen angeboten?
Stadt und Landratsamt stimmen sich in Fragen des Impfens grundsätzlich ab, so Dietz. "Auch in diesem Fall war das so." Eine neue "Sonderaktion" für nur 310 Impfdosen wäre unverhältnismäßig gewesen. Durch die Verwendung des Impfstoffs im gemeinsamen Impfzentrum sei dieser nun ja auch bestens eingesetzt, heißt es.
Warum wurden nicht einfach Nachrücker von der Interessentenliste einbestellt?
"Dieser Aufwand ist hoch", heißt es in der Antwort der Stadt, weil das Einladungsmanagement über die Software des Freistaats (BayIMCO) für den Impfstoff Johnson & Johnson nicht funktioniert. Darum seien ja auch die Sonderregistrierungen, die dann seitens Stadt und Landratsamt vorbereitet und ausgewertet werden mussten, überhaupt erst erforderlich gewesen. Und deshalb sei im Rahmen der Sonderimpfaktion auch rein eine Priorisierung nach Alter und Wohnsitz erfolgt. Die Priorisierungsvorgaben über die Software BayIMCO habe bei der Sonderimpfaktion aufgrund des Zeitdrucks und der Komplexität nicht berücksichtigt werden können. Dies hätte in manueller Form erfolgen müssen. "Betrachtet man die Anzahl der einkommenden Bewerbungen, war dies schlicht nicht möglich."
Wie passt es zusammen, dass Landrat Florian Töpper erneut ein Sonderkontingent an Impfstoff für den Landkreis gefordert hat, so viele Menschen aber ihren Impftermin nicht wahrnehmen?
"Der Aufruf des Herrn Landrat an das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege widerspricht dem in keiner Weise", so Pressesprecherin Dietz. Die Region Schweinfurt liege – vor allem was die Impfquoten der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte angeht – hinter den durchschnittlichen bayerischen Impfquoten zurück. Aus diesem Grund sei ein erneutes Impfstoffsonderkontingent angefordert worden. Es mangele nach wie vor an Impfstoff, und weiterhin müssten Bürgerinnen und Bürger auch aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 auf ein Impfangebot warten.
Wer entscheidet, wie vor Ort ein Sonderkontigent an Impfstoff eingesetzt wird?
Das ist die Entscheidung der jeweiligen Kreisverwaltungsbehörde. Laut Dietz erfolge diese stets angelehnt an die in den bayerischen Impfzentren geltende Vorgabe der Impfpriorisierung. So gesehen entspreche die Verimpfung der 310 übriggebliebenen Dosen an Bürgerinnen und Bürger aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 "in höchstem Maße" den Vorgaben und dem Sinn der Impfpriorisierung.
Die neuerliche Forderung von Landrat Florian Töpper nach mehr Impfstoff hat übrigens Unterstützung erhalten: Laut einer Pressemitteilung hat Staatssekretärin Anna Stolz (Freie Wähler) aus Arnstein an Gesundheitsminister Klaus Holetschek geschrieben, dem Landkreis "schnellstmöglich eine Extralieferung an Impfdosen" zu gewähren. In ihrer Begründung verweist sie auf die "nach wie vor angespannte Situation im Landkreis Schweinfurt". Die Inzidenz liege hier deutlich über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. "Gerade im ländlichen Raum mit seinen dünner gesäten Arztpraxen wird der Impferfolg nur durch stetige hohe Lieferungen in das Impfzentrum Schweinfurt gelingen", so Staatssekretärin Stolz.
Ich konnte den Anruf des Impfzentrums bzgl. der Sonderaktion aus technischen Gründen leider nicht wahrnehmen. Nach Rückruf bzw. -frage wurde mir mitgeteilt, dass man die zuständige Abteilung für die Johnson & Johnson Impftermine nicht direkt erreichen kann (was auch immer der Schwachsinn soll). Mir wurde allerdings versichert, dass ich erneut kontaktiert werde, weil ich auf der Liste stehe - ich habe nie wieder etwas gehört. Viele Bekannte von mir wurden gar nicht kontaktiert, nicht mal eine Absage wurde verschickt. Meiner Meinung nach war da viel organisatorisches Versagen dabei.
Die Infektionskette zu verfolgen oder ein kurzer Anruf bei einen Wartenden.
Von Impflisten müssten sie gestrichen werden.
Im Falle einer Infektion sollten Sie die Behandlung selbst bezahlen.
So was geht gar nicht!
Wer seinen Termin ohne wirklich triftigen Grund einfach verfallen lässt, wäre bei mir der letzte der dran kommt.
Aber klar, mann kann natürlich auch einfach nicht kommen - für einen selbst ist das ja einfacher. Und wenn ich den Termin habe, und der Arzt ruft zufällig auch wegen Impfung an, dann kann ich ja auch dem Arzt sagen, dass bereits einen Impftermin habe und er einen anderen Impfwilligen (vermutlich aus der eigenen näheren Umgebung) impfen kann.
Was mich eher aufregt ist die scheinbar ungleichmäßige Verteilung.... Bei mir ist es glücklicherweise jetzt noch nicht ganz so dringend, wie bei vielen anderen, aber ich möchte natürlich auch irgendwann mal gerne den Schutz haben....und hier im Landkreis habe ich momentan quasi keine Möglichkeit an eine Impfung zu gelangen (obwohl ich auf diversen Listen stehe), da Impfstoff Mangelware ist und momentan für die Zweitimpfungen vorgehalten wird...