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Schweinfurt
Corona: Warum in Schweinfurt 310 Impfdosen übrig geblieben sind
Bei der Verimpfung des Sonderkontingents Johnson & Johnson haben knapp zehn Prozent der Angemeldeten ihren Termin nicht wahrgenommen. Manche ohne Absage. Warum?
Für die Verabreichung des Corona-Impfstoffs aus dem Sonderkontingent Johnson & Johnson war eine Drive-in-Impfstrecke auf dem Volksfestplatz aufgebaut worden. 
Foto: Martina Müller | Für die Verabreichung des Corona-Impfstoffs aus dem Sonderkontingent Johnson & Johnson war eine Drive-in-Impfstrecke auf dem Volksfestplatz aufgebaut worden. 
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 23:32 Uhr

Auf die 3200 Impfdosen aus dem "Johnson & Johnson"-Sonderkontingent des Gesundheitsministeriums für Stadt und Landkreis Schweinfurt hatte es einen regelrechten Ansturm gegeben. 5064 Interessenten hatten sich gemeldet. 1864 zu viel. Nun ist die Impfaktion abgeschlossen und 310 Dosen sind übrig. Wie kann das passieren? Wir fragten nach bei der Stadt Schweinfurt, die für das gemeinsame Impfzentrum von Stadt und Landkreis zuständig ist.

Wie kann es passieren, dass so viele Impfdosen übrig geblieben sind?

"Der Impfstoff ist im Wesentlichen deshalb übrig geblieben, weil Impflinge bereits vereinbarte Termine nicht wahrgenommen haben", teilt die Pressesprecherin der Stadt, Kristina Dietz, mit. Das sei aus Sicht derjenigen, die nicht zum Zuge gekommen sind, besonders ärgerlich und werde auch seitens Stadt und Landratsamt außerordentlich bedauert. "Für sachlich unbegründete kurzfristige Absagen haben wir keinerlei Verständnis", stellt Dietz klar. Aber: Der Impfstoff werde ja nicht entsorgt, sondern an Impfberechtigte aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 verimpft. Er soll nun für eine weitere Impfrunde in Pflegeheimen, in Gemeinschaftsunterkünften und im Impfzentrum genutzt werden.

Wo kamen die Absagen her, aus der Stadt oder aus dem Landkreis? 

Ganz aufschlüsseln lässt sich im Nachhinein nicht mehr, warum so viele Impftermine nicht wahrgenommen wurden. Von den 310 übriggebliebenen Impfdosen konnten laut Pressesprecherin Dietz 140 Dosen der Stadt und 41 dem Landkreis zugeordnet werden. "Das sind diejenigen, die ihren Termin wieder abgesagt haben, etwa wegen zwischenzeitlicher Impfung beim Hausarzt." Die Differenz von 129 Dosen könne nicht mehr zugeordnet werden, weil die Termine nicht abgesagt wurden. Ein Rückbezug auf die Listen aus den Sonderregistrierungen sei in diesem Fall schwer möglich, weil in der Impfsoftware des Freistaates (BayIMCO) nicht nach Postleitzahlen differenziert werden kann. Ein manueller Abgleich wäre zwar denkbar, so Dietz, aus Sicht von Stadt und Landratsamt aber nicht zielführend.

Warum wurden die 310 Impfdosen nicht anderen Impfwilligen angeboten? 

Stadt und Landratsamt stimmen sich in Fragen des Impfens grundsätzlich ab, so Dietz. "Auch in diesem Fall war das so." Eine neue "Sonderaktion" für nur 310 Impfdosen wäre unverhältnismäßig gewesen. Durch die Verwendung des Impfstoffs im gemeinsamen Impfzentrum sei dieser nun ja auch bestens eingesetzt, heißt es.

Warum wurden nicht einfach Nachrücker von der Interessentenliste einbestellt?

"Dieser Aufwand ist hoch", heißt es in der Antwort der Stadt, weil das Einladungsmanagement über die Software des Freistaats (BayIMCO) für den Impfstoff Johnson & Johnson nicht funktioniert. Darum seien ja auch die Sonderregistrierungen, die dann seitens Stadt und Landratsamt vorbereitet und ausgewertet werden mussten, überhaupt erst erforderlich gewesen. Und deshalb sei im Rahmen der Sonderimpfaktion auch rein eine Priorisierung nach Alter und Wohnsitz erfolgt. Die Priorisierungsvorgaben über die Software BayIMCO habe bei der Sonderimpfaktion aufgrund des Zeitdrucks und der Komplexität nicht berücksichtigt werden können. Dies hätte in manueller Form erfolgen müssen. "Betrachtet man die Anzahl der einkommenden Bewerbungen, war dies schlicht nicht möglich."

Wie passt es zusammen, dass Landrat Florian Töpper erneut ein Sonderkontingent an Impfstoff für den Landkreis gefordert hat, so viele Menschen aber ihren Impftermin nicht wahrnehmen?

"Der Aufruf des Herrn Landrat an das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege widerspricht dem in keiner Weise", so Pressesprecherin Dietz. Die Region Schweinfurt liege – vor allem was die Impfquoten der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte angeht – hinter den durchschnittlichen bayerischen Impfquoten zurück. Aus diesem Grund sei ein erneutes Impfstoffsonderkontingent angefordert worden. Es mangele nach wie vor an Impfstoff, und weiterhin müssten Bürgerinnen und Bürger auch aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 auf ein Impfangebot warten.

Wer entscheidet, wie vor Ort ein Sonderkontigent an Impfstoff eingesetzt wird?

Das ist die Entscheidung der jeweiligen Kreisverwaltungsbehörde. Laut Dietz erfolge diese stets angelehnt an die in den bayerischen Impfzentren geltende Vorgabe der Impfpriorisierung. So gesehen entspreche die Verimpfung der 310 übriggebliebenen Dosen an Bürgerinnen und Bürger aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 "in höchstem Maße" den Vorgaben und dem Sinn der Impfpriorisierung.

Die neuerliche Forderung von Landrat Florian Töpper nach mehr Impfstoff hat übrigens Unterstützung erhalten: Laut einer Pressemitteilung hat Staatssekretärin Anna Stolz (Freie Wähler) aus Arnstein an Gesundheitsminister Klaus Holetschek geschrieben, dem Landkreis "schnellstmöglich eine Extralieferung an Impfdosen" zu gewähren. In ihrer Begründung verweist sie auf die "nach wie vor angespannte Situation im Landkreis Schweinfurt". Die Inzidenz liege hier deutlich über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. "Gerade im ländlichen Raum mit seinen dünner gesäten Arztpraxen wird der Impferfolg nur durch stetige hohe Lieferungen in das Impfzentrum Schweinfurt gelingen", so Staatssekretärin Stolz.

 
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Kommentare
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  • mbh06331105
    Also ich denke nicht, dass diese 310 Impfdosen nur deswegen übrig geblieben sind, weil Personen ihren Termin nicht wahrgenommen haben.
    Ich konnte den Anruf des Impfzentrums bzgl. der Sonderaktion aus technischen Gründen leider nicht wahrnehmen. Nach Rückruf bzw. -frage wurde mir mitgeteilt, dass man die zuständige Abteilung für die Johnson & Johnson Impftermine nicht direkt erreichen kann (was auch immer der Schwachsinn soll). Mir wurde allerdings versichert, dass ich erneut kontaktiert werde, weil ich auf der Liste stehe - ich habe nie wieder etwas gehört. Viele Bekannte von mir wurden gar nicht kontaktiert, nicht mal eine Absage wurde verschickt. Meiner Meinung nach war da viel organisatorisches Versagen dabei.
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  • saaleufer
    Nicht aufregen: ich rechne dieses Jahr nicht mehr mit einer Impfung....
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  • Arcus
    Mein Gott. Ich kann die Aufregung nicht verstehen. Der Impfstoff der heute übriggebliebene ist, wird doch morgen verimpft. Ich würde den Ball flach halten. Vermutlich werden wir bis in den Herbst hinein einen Impfstoffmangel haben.
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  • martin55
    Was ist mehr Aufwand?
    Die Infektionskette zu verfolgen oder ein kurzer Anruf bei einen Wartenden.
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  • waldemarthurn@freenet.de
    Wieder mal mehr Bürokratie als Verstand.
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  • Ironic
    Die Namen der Personen, die den Termin nicht wahrgenommen haben, gehören veröffentlicht.
    Von Impflisten müssten sie gestrichen werden.
    Im Falle einer Infektion sollten Sie die Behandlung selbst bezahlen.
    So was geht gar nicht!
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  • Udo.Schreiber@T-Online.de
    @Gert-raud: Ich stimme ihrem Kommentar vollumfänglich zu. Ich habe mich im März angemeldet, bin knapp 60. Jahre und habe die Prio 2. Ich bin über das Impfportal im Internet angemeldet und habe mich auch zur Teilnahme an der Johnson & Johnson-Aktion bemüht. Bisher fand ich keine Berücksichtigung. Ich kann auch nicht verstehen, welches Schmalhirn auf die Abschaffung der Priorisierung kam. Da hat man noch nicht mal alle mit Priorisierung durchgeimpft und hebt sie auf. Genauso ist es mit der Impfung der Jugendlichen. Man hat noch nicht mal alle „Alten“ durch und denkt schon über die Impfung der Jugend nach. Bei Jugendlichen mit einer Risikoerkrankung denke ich da natürlich nicht so, hier sollte geimpft werden.
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  • diefulls
    Meinem Mann geht es ganz genau so, knapp 60, seit Anfang März registriert, Prio 2 und bei Johnson Sonderimpfung nicht berücksichtigt worden. Und diese Id..... kriegen einen Termin und erscheinen einfach nicht, schade das es keinen Pranger mehr gibt.
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  • poetry2000@web.de
    Ihr Kommentar ist absolut inakzeptabel! Der Pranger wurde mit gutem Grund abgeschafft. Natürlich ist es ärgerlich wenn Impftermine nicht wahrgenommen werden, aber über die Gründe kann man doch nur spekulieren. Vielleicht kam genau am gleichen Tag eine Zusage über den Hausarzt? Versuchen Sie dann mal beim Amt durchzukommen. Oder der Impfling ist krank geworden oder musste arbeiten und wurde nicht freigestellt. Ich finde es anmaßend wie derzeit miteinander umgegangen wird. Der Impfstoff verfällt nicht, dann muss man eben mal den nächsten auf der Liste anrufen. Hier sehe ich die wirklichen Versäumnisse. Dass Sie mit Prio 2 noch nicht geimpft sind ist inakzeptabel aber was kann der Einzelne dafür? Die richtige Beschwerdeadresse ist die Bundesregierung/Gesundheitsamt Herr Spahn. Und wenn ich höre, dass Menschen ohne Prio im Oktober erst einen Termin bekommen werde ich natürlich auch wütend. Aber eben nicht auf einzelne Menschen, denn die können am wenigsten für die derzeitige Situation.
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  • diefulls
    Es kann natürlich immer Gründe geben warum man einen Termin nicht wahrnehmen kann. Aber knapp 10% die nicht erschienen sind erscheint mir etwas viel. Und mit meinem Arbeitgeber muss ich halt vorher klären ob ich da frei bekomme und dann kann man auch absagen, aber einfach weg bleiben geht gar nicht.
    Wer seinen Termin ohne wirklich triftigen Grund einfach verfallen lässt, wäre bei mir der letzte der dran kommt.
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  • Ironic
    Die Leute,die dann einfach nicht kommen, die machen doch erst Arbeit und Bürokratie.... die Gesundheitsbehörden sind mehr als ausgelastet...sollen die jetzt noch 10 Leute einstellen, die den Leuten hinterhertelefonieren, ob sie vielleicht doch noch kommen, oder irgendetwas dazwischen gekommen ist? Ob man die reservierte Impfdose vielleicht freundlicherweise jemand anderem geben darf? Oder soll man sie vielleicht aufheben, bis derjenige noch kommt?
    Aber klar, mann kann natürlich auch einfach nicht kommen - für einen selbst ist das ja einfacher. Und wenn ich den Termin habe, und der Arzt ruft zufällig auch wegen Impfung an, dann kann ich ja auch dem Arzt sagen, dass bereits einen Impftermin habe und er einen anderen Impfwilligen (vermutlich aus der eigenen näheren Umgebung) impfen kann.
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  • Einwohner
    Ja, ja. Immer nur Ausreden und alle anderen sollen das verstehen oder mindestens tolerieren.
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  • RS52
    Also man sollte jetzt nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Mir gefällt das auch nicht, wie es gelaufen ist, aber ich glaube keiner meldet sich bei sowas aus Spaß an, nur um dann anderen den Termin wegzunehmen. Manche wurde vielleicht wirklich in der kurzen Zwischenzeit geimpft oder sie hatten einen wichtigen Grund, den termin nicht wahrzunehmen! Und ja ich hätte es auch besser gefundne, wenn Leute nachgerückt wären, aber in Pflegeheimen usw. ist der Impfstoff ja auch nicht ganz fehl am Platz...
    Was mich eher aufregt ist die scheinbar ungleichmäßige Verteilung.... Bei mir ist es glücklicherweise jetzt noch nicht ganz so dringend, wie bei vielen anderen, aber ich möchte natürlich auch irgendwann mal gerne den Schutz haben....und hier im Landkreis habe ich momentan quasi keine Möglichkeit an eine Impfung zu gelangen (obwohl ich auf diversen Listen stehe), da Impfstoff Mangelware ist und momentan für die Zweitimpfungen vorgehalten wird...
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  • RS52
    Ich kenne aber auch viele (junge) Personen/ Fälle, die einfach nur durch Beziehung schon an die Impfung kamen....ohne Vitamin B hat man da kaum eine Chance. Auch gibt es außerhalb Bayerns Arztpraxen (z.B. am Bodensee), wo sich jeder einfach Impfen lassen kann, ein kurzer Anruf reicht, man muss kein Kunde sein und nichtmal im Bundesland wohnen.... Da scheint ja genug Impfstoff vorhanden zu sein, warum hier nicht, obwohl es ja sogar ein "Krisengebiet" ist? Es kann ja nicht Sinn der Übung sein, dass ich quer durch Dutschland fahren muss, weil man es hier nicht auf die Reihe bekommt traurig
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  • fury@uschi-leo.de
    Wenn 1800 auf der Warteliste standen und 300 Dosen übrig geblieben sind, dann ist das eindeutige organisatorisches Versagen und nichts anders! Ein kurzer Anruf bei Personen auf der Warteliste und in spätestens 30min wäre man vor Ort.
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