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Schweinfurt
Corona-Krise in den Pflegeheimen: Heftige Kritik vom Schweinfurter Diakoniechef
In einem Video an die Beschäftigten klagt der Schweinfurter Diakoniechef, Pflegeheime lasse man gerade "medizinisch am ausgestreckten Arm verhungern". Wie meint er das?
Diakoniechef Jochen Keßler-Rosa: 'Medizinisch lässt man uns am ausgestreckten Arm verhungern.'
Foto: Anand Anders | Diakoniechef Jochen Keßler-Rosa: "Medizinisch lässt man uns am ausgestreckten Arm verhungern."
Bearbeitet von Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:29 Uhr

An seine "lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" in den Pflegeheimen und- diensten hat der Schweinfurter Diakoniechef Jochen Keßler-Rosa eine Videobotschaft verfasst, deren Inhalt dieser Redaktion vorliegt. Darin heißt es: "Ich ergreife Partei und, ehrlich gesagt, mit Wut im Bauch." Pflegeheime mit ihren Bewohner/innen und Pflegekräften seien etwas Besonderes, "nicht nur jetzt, aber gerade auch jetzt".

Tagelang keine Arztbesuche

Der Diakoniechef spricht Klartext: "Pflegerisch macht uns keiner etwas vor, aber medizinisch lässt man uns am ausgestreckten Arm verhungern. Schutzartikel kommen erst ausreichend, wenn der Erste positiv getestet ist, Arztbesuche gibt es oft tagelang nicht, aber aus den Kliniken sollen wir Patienten aufnehmen, nicht selten ungetestet. Jeden Tag Anrufe von Menschen, die zuhause nicht mehr versorgt werden können, und dann immer wieder Vorwürfe und Schuldzuweisungen, die wir schlucken müssen. Ich habe das Gefühl, viele denken, mit uns kann man es machen."

Das gehe so nicht weiter. Pflegebedürftige und Pflegekräfte brauchten jetzt Taten. "Ich fordere ab sofort eine umfassende medizinische Betreuung von Pflegeheimen, also Ärztinnen und Ärzte, die für Bewohnerinnen und Bewohner wirklich da sind", so Keßler-Rosa. "Die bestmögliche Pflege machen wir ja. Die Corona-Fachleute sprechen von den großen Risiken für Pflegeheime, der Virus ist in vielen Heimen angekommen. Worauf sollen wir denn noch warten?!"

Hören die Richtigen zu?

Keßler-Rosa fordert "ab sofort mehr Unterstützung für die Pflege". Jetzt fehlten die Angehörigen und Ehrenamtlichen, die gerne kommen würden. Diese seien eingerechnet in den Pflegesätzen, denn eine Vollversorgung habe die Pflegekasse immer abgelehnt. Und: "Über die Löhne und Gehälter reden wir bei nächster Gelegenheit." Er hoffe, dass "die Richtigen" zuhören und sich mit den Pflegenden "gemeinsam auf einen besseren Weg" machten.

Wer aber sind die Richtigen, wen meint Keßler-Rosa? Das sei ein Teil des Problems, sagt er auf Nachfrage: "Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll, damit Ärzte in unser Haus kommen: Söder? Den Krisenstab? Die öffentliche Hand? Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB)?" Deshalb bleibe er in seiner Botschaft an die Beschäftigten bezüglich des oder der Adressaten seiner Forderungen auch allgemein. Die Pflegeheime brauchten jetzt auch Ärzte, die nicht noch eine volle Praxis zuhause hätten. "Da wird doch die KVB eine Idee haben, wie das gelöst werden kann."

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  • K. S.
    Hallo Hr. keßler rosa.
    haben Sie keinen Kontakt zum Gesundheitsamt?
    In Würzburg z.b. sind die Heime, die Infektionen haben, betreut von Ärzten vom Gesundheitsamt. Das minimiert das Risiko von Infektionen, und angeblich sind die Bewohner dann ärztlich betreut.
    Solange keine Infektionen zu verzeichnen sind, ist das wohl nicht der Fall,
    leider.
    Wenn Sie jetzt hier so groß aufsprechen, frage ich mich, warum sie in der Vergangenheit nicht großartig aufbegehrt haben.
    Dienstpläne, warum sollte man 10 Tage oder länger im Schichtdienst bei einer sehr schwer körperlichen Arbeit durcharbeiten?
    Hallo?
    Wer kann schon 14 Bewohner oder mehr in einer Schicht betreuen, also ich meine hier pflegen?
    Hier ist die ganze Gesellschaft gefragt, vorneweg,die penetranten Angehörigen, die den Pflegenden das Leben dann zusätzlich noch sehr schwer machen.
    Eine asoziale Pflege haben wir und ich finde, die Pflegekräfte sollten ihre Arbeit niederlegen. Notbesetzung.
    Und: spätestens jetzt: raus aus so einem Job.
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  • L. H.
    Das letztere hilft jetzt nicht wirklich weiter, finde ich. Und: natürlich haben wir alle notwendigen Kontakte und zwar schon lange. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen mir jedenfalls, dass es nötig ist auf allen Kanälen darüber zu reden und zu schreiben, wie wichtig eine gute Pflege zu jeder Zeit ist. Und: Toll, dass es viele gute und gut motivierte Mitarbeitende gibt, die ihren Beruf auch in schweren Zeit lieben. Gerade auch darum: kritisch, zielstrebig, und dann auch bei aller Sorge doch optimistisch. Herzlichen Dank allen Pflegenden und allen Engagierten!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die größte Untat ist doch das seit Wochen keine Verwandten mehr zu den alten Leuten dürfen. Gerade dies ist doch oft die einzige Abwechslung im stupiden Alltag in den Heimen. Da müsste es doch eine Lösung geben als alles verbieten. Das die Sterblichkeitsrate in Zeiten von Viren einfach höher ist war schon immer so. In Zeiten von Norovirus oder Grippe sind es nicht mehr oder weniger als zur Zeit. Irgendwann ist einfach unsere Zeit abgelaufen so hart es klingt. Menschlichkeit ist das Wichtigste. Politiker haben da keine Ahnung.
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  • G. F.
    Thema verfehlt. Denk mal drüber nach warum zu ist. Schau mal nach Würzburg da sind schon mehr als 10 Tote wegen Corona zu beklagen. Man sollte sich lieber Vorsichtsmaßnahmen einfallen lassen wenn wieder mal die Grippe oder der Noro wütet. Nicht gleich komplettes Besuchsverbot aber Isolierstationen oder so.
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  • G. F.
    So traurig wie die ganze Situation ist, aber Herr Keßler-Roas jetzt wissen Sie wie das ist wenn man am ausgestreckten Arm hängt und verhungert. Ihre Pflegekräfte wissen das schon sehr lange!!! Die Politik hat hier dazu beigetragen, genauso wie die Betreiber und Träger vieler Pflege- und Altenheime.
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  • K. S.
    Klare Worte, klare Forderung. Bravo!
    Hoffe Sie finden Gehör.
    Schon lange vor der Coronakrise hätten die Pflegenden aufbegehren sollen, habe keine Achtung davor, daß sie das nicht getan haben, sicherlich auch nicht tun werden.
    Jetzt haben sie den Salat.
    Ohne Schutzkleidung zu arbeiten erfüllt für mich den Tatbestand der Körperverletzung.
    Schon in der normalen Erkältungszeit finde ich es angebracht einen Mundschutz zu tragen. Nein, im Heim macht das so gut wie keiner.
    Vielleicht fühlt sich doch jemand zuständig, und zählt nicht nur täglich die Opfer.
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