Die Impfkampagne schreitet voran, immer mehr Menschen haben schon ihre Spritze bekommen, nachdem seit 1. April auch niedergelassene Ärzte gegen das Covid-19-Virus impfen können. Dr. Hannes Nägle und Dr. Jürgen Schott, die beiden Koordinatoren in der Corona-Pandemie für die niedergelassenen Hausärzte in Stadt und Landkreis Schweinfurt, ziehen stellvertretend für ihre Kollegen eine erste Bilanz.
"Es läuft besser als gedacht", sagt Dr. Hannes Nägle, der pro Woche zwischen 18 und 50 Impfungen durchführt. Abhängig sei die Zahl von der Menge des gelieferten Impfstoffs, die stark schwanke. Das bestätigt auch Dr. Jürgen Schott: "Wir haben in einer Woche schon einmal 200 Patienten abbestellt, weil der Impfstoff für unsere vier Praxen nicht kam." Immer montags erfahren die Ärzte, wieviel von welchem Vakzin sie in der Folgewoche erhalten werden. Nicht immer stimmen dann aber die angekündigten mit den gelieferten Mengen überein. "So langsam aber nimmt es Fahrt auf", freut sich Schott, dass in dieser Woche erstmals Astrazeneca unbegrenzt geliefert wurde.
Apropos Astrazeneca: Hier machen die beiden Ärzte unterschiedliche Erfahrungen. Während in der Schweinfurter Praxis von Dr. Hannes Nägle "viele Patienten Vorbehalte" gegen den Vektorimpfstoff haben, gibt es in der Grafenrheinfelder Gemeinschaftspraxis "mehr Leute, die ihn haben wollen", als Patienten, die ihn ablehnen. Nägle impft unter 60-Jährige nicht damit, obwohl Astrazeneca in Bayern inzwischen für alle Altersgruppen freigegeben ist. Schott impft ihn nur an Patienten, deren Krankheitsgeschichte er kennt, auch an Jüngere, aber nur nach ausführlichem Aufklärungsgespräch.
Hoher organisatorischer und personeller Aufwand
In der Grafenrheinfelder Gemeinschaftspraxis gibt es feste Impftage: Dienstagnachmittag, Mittwoch und Donnerstag ganztags. Der reguläre Praxisbetrieb musste dafür reduziert und ein Teil des Praxisteams dafür abgestellt werden. In Nägles Stadtpraxis wird immer nach der Sprechstunde geimpft. Sogar in den Pfingstferien will er Impftermine anbieten. Beides erfordert einen hohen organisatorischen und personellen Aufwand. Manche Praxen seien damit auch überfordert gewesen, weiß Nägle.
Noch sind die niedergelassenen Ärzte genauso wie die Impfzentren an die Priorisierung der Impfverordnung gebunden. Das heißt, es dürfen nur Personen aus den drei Priorisierungsgruppen geimpft werden. "Wir halten uns daran", versichern Nägle und Schott. Trotzdem kommen aber auch jüngere und nicht priorisierte Patienten zum Zug. Zum Beispiel, weil es immer wieder mal Terminabsagen gibt und dann kurzfristig ein anderer Impfwilliger einbestellt werden muss.
Die Ärzte führen hier Listen, auf denen die Patienten nach Alter und Erkrankungen sortiert sind. Bei Nägle warten noch 580 Impfwillige auf eine Spritze. Er impft aktuell schon Patienten aus der Gruppe 3. In der Grafenrheinfelder Gemeinschaftspraxis von Schott wird voraussichtlich in der kommenden Woche mit dieser Gruppe gestartet. Wer dort Patient ist und Interesse an einer Impfung hat, kann sich telefonisch oder per E-Mail anmelden. Demnächst soll es auch eine Online-Terminvergabe geben. "Wir sind gerade dabei, das Portal aufzubauen", informiert Schott.
Im Juni sollen auch die Betriebsärzte impfen
Schon jetzt impfen neben den Hausärzten auch Fachärzte, im Juni sollen zudem die Betriebsärzte einbezogen werden. Sind dann die Impfzentren noch nötig? Für Nägle haben sie weiterhin ihre Berechtigung, sein Kollege Schott hingegen rechnet mit einer raschen Auflösung dieser Einrichtungen, wenn mit dem Einstieg der Betriebsärzte die Priorisierung aufgehoben werden sollte. Aber auch dann kommt nicht jeder der will, sofort an die Reihe. "Wir können ja nicht alle gleichzeitig impfen", sagt Nägle.