Während am zurückliegenden Wochenende in vielen Städten Bayerns nach der "Öffnung der Clubs" durch die Änderung des Infektionsschutzgesetz die große Party gefeiert wurde, ging es in Schweinfurt noch recht ruhig zu. Das wird sich ändern. Am kommenden Wochenende wollen auch das "Pure" und die "Rockfabrik" wieder ihre Pforten öffnen. Das "Suzie" im Schweinfurter Hafen zieht am 29. Oktober nach.
Ein Gang durch das Schweinfurter Nachtleben am vergangen Samstag fühlte sich aber auch ohne die großen Clubs und Diskotheken schon wieder ziemlich nach "Normalität" an. Das "Cafe Kölsch" am Markplatz, das seit Freitag wieder geöffnet hat, musste schon gegen 23 Uhr "Einlassstop vermelden". Ein ähnliches Bild bot sich einige hundert Meter weiter im "Fiddler's Green" Irish Pub am Georg-Wichtermann-Platz. Dort kontrollierte Barbesitzer Mick O'Mahony vor dem Eingang die 3G-Nachweise. Unten im Kellergewölbe: irische Bierspezialitäten, Halloween-Dekoration und laute Rockmusik, ganz normal. In der Disco "Diamond" im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf feierten die Gäste am Samstagnacht mit "DJ Snickers" die "russische Nacht".
Das Nachtleben läuft also auch in Schweinfurt wieder an. Rockfabrik-Betreiber Fred Kess hielt die Ankündigung von Innenminister Markus Söder im August, die Clubs ab Oktober wieder zu öffnen, zwar noch für ein Wahlkampfmanöver, ist dafür jetzt umso erfreuter über die neue Perspektive für die Discotheken. Am Freitag berichtete Kess noch von einer etwas "verzwickten Lage". Die Ankündigung vom Kabinett am Donnerstag kam doch arg kurzfristig, wie er sagt. Die Verordnung des Staatsministeriums sei erst am Freitagvormittag bei den Disco-Betreibern eingetroffen. Zu spät, um sich noch mit dem Gesundheitsamt in Schweinfurt, das sich am Freitag um 12 Uhr ins Wochenende verabschiedet, über die Öffnung zu verständigen.
Nicht nur die Rockfabrik geht beim Neustart auf Nummer sicher
Die Rockfabrik muss ein Hygienekonzept einreichen. Das müssen dann die Behörden absegnen. "Wir haben uns entschlossen, das lieber gescheit zu machen und eine Woche später zu öffnen", sagte Kess am Freitagnachmittag. "Wir hatten jetzt eineinhalb Jahre zu, jetzt riskieren wir nichts wegen einem Wochenende." Das Ministerium habe schließlich auch schon hohe Geldbußen für Betreiber und Gäste bei Verstößen angekündigt. Auch die DEHOGA, der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband, hatte die Betreiber gemahnt, auf keinen Fall ohne ein genehmigtes Hygienekonzept zu öffnen.
Der gleichen Ansicht ist auch Stefan Krieger, Inhaber des Pure, der sein "Grand Opening" für Freitag, 8. Oktober, angesetzt hat. Eine Art Wettbewerbsverzerrung sieht Krieger schon, wenn er sich Kollegen aus anderen Städten ansieht, die seit Wochen für eine Öffnung am ersten Oktober geworben hatten, ohne zu wissen, ob dies eintreffe. Auch die Rockfabrik musste sich von Gästen die letzten Tagen oft fragen lassen, warum etwa das "Labyrinth" in Würzburg schon geöffnet hat, aber in Schweinfurt am Wochenende noch nicht zu Rockmusik gefeiert werden durfte. "Jedes Amt tickt anders", meint Kess, der das "sehr gute Verhältnis mit der Stadt nicht aufs Spiel setzen wollte".
Was sagen die Betreiber zu den neuen Regeln für Clubs und Diskotheken?
Mit den neuen "Spielregeln", Zugang nur mit 3G, dafür aber keine Maskenpflicht im Laden, zeigen sich die Verantwortlichen überwiegend sehr zufrieden. Ein höherer Personalaufwand und damit höhere Kosten seien allerdings an der Türe notwendig, um die Einhaltung der 3G-Regel bei den Besuchern zu kontrollieren, erklärt Krieger vom Pure. Rein dürfen künftig nur Geimpfte, Genesene und PCR-Geteste. Dass es in größerer Zahl Gäste geben wird, die sich einem dann kostenpflichtigen PCR-Test vor dem Disco-Besuch unterziehen, glauben derweil aber weder Kess noch Krieger. Sie rechnen beide damit, dass etwa ein Drittel des Kundenstamms wegen 3G nicht kommen wird. Als unpraktikabel und völlig unwirtschaftlich wird die vorgeschriebene zweimal wöchentliche PCR-Testung von ungeimpftem Personal, das im Kundenkontakt steht, angesehen.
"Die Leute sind heiß drauf", freut sich Kess vor der Wiedereröffnung am Freitag. Stefan Krieger fiebert dem Start auch entgegen, möchte aber nicht zu euphorisch in die Zukunft sehen. "Wir sind ja die ganze Zeit die Blöden", meint er. Wenn die Corona-Ampel auf Gelb springe, würde es die Clubs und Discos wohl wieder als Erste "erwischen". Aber jetzt ist erstmal auch endlich in Schweinfurt wieder Party angesagt.