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HAUSEN
Bunte Vielfalt auf kargen Böden
Schmetterlinge wie der Kaisermantel bevölkern die Wiesen der Talhänge Hausen.
Foto: Gerd Landgraf | Schmetterlinge wie der Kaisermantel bevölkern die Wiesen der Talhänge Hausen.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:52 Uhr

Am 12. Juni 2003 war es amtlich. Die Regierung von Unterfranken veröffentlichte vor 15 Jahren die Verordnung über das Naturschutzgebiet „Hausener Talhänge“ – das größte Naturschutzgebiet im nördlichen und das zweitgrößte (nach dem Hörnauer Wald bei Gerolzhofen) im gesamten Landkreis Schweinfurt. Gerhard Weniger von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt führte die Redaktion im Jubiläumsjahr zu bunt blühenden Wiesen mit Schmetterlingsschwärmen.

Büsche, Bäume, Wiesen

Bis 2003 standen die nördlich von Hausen (Ortsteil von Schonungen) zu findenden Talhänge mit Trockenrasen, Gebüschzonen und saumreichen Waldabschnitten des Hesselbacher und des Ottenhäuser Grunds bereits unter Landschaftsschutz. Heute umzäunt der Landschaftsschutz als Übergang zu intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen das mit 145 Hektar stattliche Naturschutzgebiet, in dem der Halbtrockenrasen erhalten blieb und sich weiterentwickelte, die Hänge von Büschen und kleinen Laubwaldbeständen durchdrungen sind, wo seltene und landschaftstypische Pflanzen und Tiere sich auf den von der Natur zur Hügellandschaft modellierten Flächen wohlfühlen.

Durch das Naturparadies der Paralleltäler führen Wege, die nicht zu verlassen sind und auch eine ehemalige Straße – die Zufahrt zum vor einem Jahrzehnt stillgelegten und aus Gründen der Sicherheit durch Zäune gesperrten Steinbruch im Ottenhäuser Grund.

Viele kleine Biotope

Die Wege vom Talgrund auf die Hänge überraschen immer wieder mit kleinen und größeren Wiesen und der artenreichen Vegetation auf dem flachgründigen Muschelkalk. Auch noch im Hochsommer blüht es bunt. Wilder Majoran, Färberginster, Zittergras, Kalkaster, Thymian, Habichtskraut, Zypressenwolfsmilch, Golddistel, Johanniskraut, schmal- und breitblättrige Orchideen, Rossminze, Wiesenflockenblume, Silberdistel, Echtes Labkraut und die Wilde Möhre sorgen für Vielfalt. In Naturschutzgebiet wachsen über 100 verschiedene Pflanzenarten.

Schinderei beim Ackerbau

Der Flurname Schindesel verdeutlicht, warum viele der Steillagen schon vor 2003 nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wurden. Selbst mit Spezialmaschinen kann hier die jährlich einmal nötige Mahd nicht ausgeführt werden. Die vom Landratsamt mit der Pflege beauftragten Landwirte müssen zur Sense greifen. Mühsam ist auch der Abtransport des Schnittguts, das wegen der düngenden Wirkung nicht liegen bleiben darf.

In dem Naturschutzgebiet greifen mehrere staatliche Programme, etwa jenes zur Biotoppflege. Entbuscht wurde und wird Zug um Zug. Die jährliche Mahd verhindert eine neuerliche Verbuschung und sichert Schmetterlingen oder etwa den Wildbienen die Nahrung. Gescheitert ist bislang eine Beweidung durch Schafe und Ziegen. Die verstreut liegenden Wiesen – getrennt von Waldstücken und gezäuntem Privatbesitz sind für größere Herden nicht geeignet und teilweise auch nur vom Talgrund aus zugänglich.

Landratsamt übernimmt Pflege

Weil Wiesen im Talgrund landwirtschaftlich genutzt werden, auf den Hängen Streuobst wächst und Lesesteinhügel ohne Bewuchs vom ehemaligen Ackerbau künden, bietet das Naturschutzgebiet unterschiedlichsten Pflanzen und Tieren Lebensräume. Die meisten Flächen sind in Privatbesitz, einige gehören der Gemeinde Schonungen. Nur mit dem Einverständnis der Eigentümer (die sich dann um die Pflege nicht kümmern müssen) kann die Untere Naturschutzbehörde die Biotope ausbauen. „Das klappt gut“, sagt Gerhard Weniger.

Der Kaisermantel fliegt

Erfolgreich war auch die Renaturierung des Wollenbachs im Ottenhäuser Grund. Das vielfach geschwungene Bachbett mit Steil- und Gleitufern ist Heimat für viele Tieren, insbesondere für Insekten und unter diesen im Juli der Kaisermantel. Der größte mitteleuropäische Perlmutterfalter mit sechs Zentimeter Flügelspannweite leuchtet orange mit braunen Flecken – im Ottenhäuser Grund nicht dutzendfach, sondern tausendfach.

Der weite Blick in das Maintal von den artenreichen Magerwiesen.
Foto: Gerd Landgraf | Der weite Blick in das Maintal von den artenreichen Magerwiesen.
Gerhard Weniger vor Buschland, das im Herbst gerodet und zur Wiese umgebaut wird.
Foto: Gerd Landgraf | Gerhard Weniger vor Buschland, das im Herbst gerodet und zur Wiese umgebaut wird.
Der stillgelegte Steinbruch bei Hausen ist nicht zugänglich. Die Steilwände sind nicht gesichert. Steinlawinen sind bereits zu Tal gegangen. Die Tier- und Pflanzenwelt hat sich auf dem Gelände prächtig entwickelt. Gerd Landgraf
Foto: Gerd Landgraf | Der stillgelegte Steinbruch bei Hausen ist nicht zugänglich. Die Steilwände sind nicht gesichert. Steinlawinen sind bereits zu Tal gegangen. Die Tier- und Pflanzenwelt hat sich auf dem Gelände prächtig entwickelt.
Zwischen Bäumen und Büschen sind viele der Trockenrasen-Biotope Biotope versteckt.
Foto: Gerd Landgraf | Zwischen Bäumen und Büschen sind viele der Trockenrasen-Biotope Biotope versteckt.
Gut gemischt: Wiesen, kleine Waldungen, Buschwerk und die üppige Flora und Fauna an den Bächen ergänzen sich.
Foto: Gerd Landgraf | Gut gemischt: Wiesen, kleine Waldungen, Buschwerk und die üppige Flora und Fauna an den Bächen ergänzen sich.
Schattige Spazierwege bieten der Ottenhäuser und der Hesselbacher Grund.
Foto: Gerd Landgraf | Schattige Spazierwege bieten der Ottenhäuser und der Hesselbacher Grund.
Ausspülungen im Muschelkalk haben die Landschaft geformt.
Foto: Gerd Landgraf | Ausspülungen im Muschelkalk haben die Landschaft geformt.
 
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