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Schweinfurt
Bürgerinitiative fordert den Erhalt der "grünen Oase Gottesberg" in Schweinfurt
Die Bürgerinitiative Gottesberg appelliert an alle Stadträte, der ÖDP-Kreisverband in einem offenen Brief an die Schweinfurter Grünen-Stadträte.
Hohe Bäume könnten einem Bauprojekt am Gottesberg zum Opfer fallen. Sie stehen rings um den Kunstrasenplatz des SC1900.
Foto: Horst Breunig | Hohe Bäume könnten einem Bauprojekt am Gottesberg zum Opfer fallen. Sie stehen rings um den Kunstrasenplatz des SC1900.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:45 Uhr

Knapp einen Monat nach dem Gründungstreffen wendet sich die Bürgerinitiative Gottesberg (BIG) mit einem offenen Brief an die Schweinfurter Stadträte. Der Hintergrund des bürgerlichen Widerstands: Die Stadt Schweinfurt möchte das 8690 Quadratmeter große Areal zwischen Marienbach und der der Straße "Am Gottesberg", auf dem auch das Sportgelände des SC 1900 liegt, zur Bebauung von Wohngebäuden an einen Investor verkaufen.

In Zeiten des Klimawandels ein denkbar schlechtes Vorhaben, findet die Initiative, die in ihrem Schreiben den ökologischen Nutzen des Gottesberg als "grüne Oase" in den Vordergrund stellt. Die Bürgerinitiative klärt auf, dass die üblichen Klimaschutzmaßnahmen wie Photovoltaikanlagen und Windenergie zwar unerlässlich seien, um die Klimawende weg von fossilen Energieträgern zu stemmen, bei der Überhitzung der Städte helfe sie allerdings nicht weiter.

Bebauung speichert Hitze und fördert die Aufheizung

Die Stadträte werden daran erinnert, dass Grünflächen in Städten natürlichen Schutz bieten und dies nicht nur dem Klima helfen würde sondern auch zur Zufriedenheit der Bürger beitrage. "Bebauung hingegen speichert Hitze und fördert so die Aufheizung. Versiegelung lässt das kostbare Niederschlagswasser ungenutzt verrinnen."

Das Gelände am Gottesberg aus der Vogelperspektive. 
Foto: Anand Anders | Das Gelände am Gottesberg aus der Vogelperspektive. 

Die Grünflächen und der Baumbestand sollten von der Stadt geschützt werden, fordern die Bürger. Man hätte nun, anstatt dem geplanten Bauvorhaben, sogar die "einmalige Möglichkeit, einen Fehler der Vergangenheit, die Versiegelung eines über 7000 Quadratmeter großen Areals durch einen Kunstrasen rückgängig zu machen".

Kaltluftentstehungs- und -abflussbereiche berücksichtigen

Die Unterzeichner erinnern die Stadträte an das 291 Seiten starke "integrierte kommunale Klimaschutzkonzept der Stadt Schweinfurt" aus dem Jahr 2015. Dort wird unter anderem gefordert, Kaltluftentstehungs- und -abflussbereiche in der Stadtplanung zu berücksichtigen und, wo immer möglich, zu entsiegeln. Weiter erinnert die BIG an das 2021 von der Stadt ausgerufene Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein. Dabei legte man sich etwa die Bewahrung eines "gesunden und stabilen Baumbestandes" auf.

Um die alten Bäume am Gottesberg bangen die Bürger nämlich, falls es zum Bau kommen sollte. "Eine grüne Oase Gottesberg ist möglich, wir alle profitieren davon. Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass uns dieses Juwel erhalten bleibt!", lautet der abschließende Appell des offenen Briefes an die Stadträte.

Auch der ÖDP Kreisverband Schweinfurt meldet sich zu Wort

Das war nicht der einzige offene Brief in dieser Woche zum Thema Gottesberg. Auch der ÖDP Kreisverband Schweinfurt, der sich schon die letzten Wochen für den Erhalt der Grünflächen am Gottesberg positionierte, verfasste einen Brief, allerdings direkt adressiert an die Stadträte der Grünen. "Eine Klimaverträglichkeitsprüfung sollte also gerade für grüne Stadträte bei allen Bebauungsvorhaben insbesondere bei Nachverdichtungen oberste Priorität haben", heißt es im Schreiben.

Die ÖDP weißt darauf hin, dass das Bauvorhaben "gravierende" Änderungen im Flächennutzungsplan nach sich ziehen würde. Im Flächennutzungsplan sei das Areal als Grünfläche ausgewiesen und durch seine Größe zentrales Element einer Frischluftschneise, die entlang des Marienbachs bis zum Main reiche. Weiter wird die Frage aufgestellt, was die Argumente für eine Änderung des Flächennutzungsplans und die geplante Übertragung des Baurechts auf einen Investor sein könnten.

Die soziale Wohnungsnot sei es kaum, meint die ÖDP, da dem Exposé zum Bebauungsvorhaben nach, gerade einmal 20 Prozent der Wohnungen hierfür vorgesehen sind. Die Partei fordert unter anderem Transparenz, eine breite Kommunikation und eine öffentliche Diskussion zum Vorgang rund um die Planungen am Gottesberg.

Am Donnerstag Thema im Bauausschuss

Mit ihrem Appell, einer Versiegelung des Gottesbergareals und damit einer weiteren ökologischen Fehlentwicklung nicht zuzustimmen, richtet man sich insbesondere an die Grünen im Stadtrat, die "beim ökologischen Ausverkauf der Stadt Schweinfurter" der CSU nicht in die Steigbügel helfen soll. Schließlich sei die "grüne Agenda" nicht nur "solange verpflichtend, bis sie 'grünen' Stadträten zu öffentlichen Ämtern verhelfen", heißt es harsch im ÖDP-Schreiben.

Am Donnerstag steht der Stadtratsantrag von der Initiative Zukunft.ödp "Areal am Gottesberg wird grüne Lunge" auf der Tagesordnung im öffentlichen Teil der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses. Sie beginnt um 8 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses.

 
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Die LGS ist nur eine grüne Show der CSU - was nun alle sehen können!

    Das Mariental ist eine Kaltluftzufuhrgasse!

    Aus dem nördlichen Bergland der Schweinfurter Rhön fließt abends und nachts, auch bei Windstille(!) infolge unterschiedlicher Luftdruckverhältnisse am Boden kühle Luft mitten in die Stadt, als natürliche Klimaanlage!

    Während das LGS-Areal aufgrund ungünstigerer Topografie und innenstadtferner Lage nichts für die Innenstadt bringt.

    Zudem ist das Mariental ein grünes Band, das der Stadt Struktur gibt und zwei Stadtteile trennt - anstelle eines ineinander laufenden Siedlungsbreis.

    Bauen soll man NICHT IM TAL sondern AUF DER HÖHE: siehe Deutschhof mit freigehaltenen Höllental, Haardt mit freien Mariental/Zellergrund, Eselshöhe mit freien Tälern am Rande etc. Das sind Grundprinzipien der Stadtplanung, die man in den 70ern & 80ern befolgte? Wie steht der Baureferent als Fachmann dazu?

    Was sagen die Grünen dazu? Schlucken sie die Kröte? Für einen faulen Koalitionsfrieden?
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