Helau kommt von Halleluja. Davon ist Roland Breitenbach, Pfarrer, Autor,und nimmermüder Kirchenkritiker überzeugt. Er ist auch davon überzeugt, dass die Kirche mehr Freude braucht. Und die Menschen auch.
Deswegen hat er am Sonntag wieder die Narrenkappe an die Kanzel von St. Michael gehängt zur Büttenpredigt. Es ist seine 33. Dauer elf Minuten. Bisschen Symbolik darf schon sein.
Wahrscheinlich braucht es einen charismatischen Menschen wie Roland Breitenbach, einen Saal voller heiterer Menschen, eine schöne, spontane Gemeinschaft, um eine eiskalte Kirche schnell zu einem Ort der Wärme werden zu lassen.
Band Funtasy bringt Gospelfeeling in die Kirche
Nicht nur Breitenbachs Predigt zieht die Besucher an, der ganze Gottesdienst am Faschingssonntag ist etwas besonderes. Der eine oder andere lustige Hut ist zu sehen, jemand hat sogar seinen Hund dabei. „Wenn er getauft ist, kein Problem“, meint eine Frau beim reingehen, als sich der Vierbeiner an ihr vorbei schlängelt.
Ein Gotteslob braucht man nicht, in den Bänken liegt ein Blatt mit den Texten aus. Funtasy, die Band bei der sich Roland Breitenbach herzlich bedankt, bringen Gospel-Feeling in die Kirche. Mitwippen, sich von der Musik bewegen lassen, klatschen oder wie ein Junge ganz begeistert vor der Band tanzen: Nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.
Es wird gereimt, was das Zeug hält. In den Fürbitten zum Beispiel. „Sucht nicht Euren eigenen Nutzen. Das kann der Herrgott nicht verputzen.“ Oder: Führe uns hin zu Dir, aber nicht zu schnell. Wir bleiben noch hier.“
Es wird viel gelacht und geschmunzelt an diesem Sonntag. Wie beim Witz von den vier Regenwürmern und dem Experiment in der Schule. Dieter Rückert, der den Gottesdienst leitet, bringt damit alle zum Lachen. Nicht umsonst hat Rückert am Anfang gesagt: Lachen gehört zum Leben. Es ist gesund, lockert Verkrampfungen, vertreibt Schwermut.
Die Texte sind fröhlich, aber auch mit einer Botschaft, die Breitenbach, der sich mit seiner Gemeinde auch immer für Flüchtlinge einsetzt, sicher aus dem Herzen sprechen. „Dass aus Fremden Nachbarn werden, das geschieht nicht von allein. Dass aus Fremden Nachbarn werden, dafür setzen wir uns ein.“
Gänsehaut-Moment bei der Kommunion
Als bei der Kommunion „You've got a friend“ von James Taylor gespielt wird, ist das ein Gänsehaut-Moment. So wie das Vaterunser, bei dem die Kinder sich um den Altar stellen. Rund um den Altar und in den Bänken hält sich alles an den Händen und betet gemeinsam. Da wird's dann noch ein bisschen wärmer in der Kirche.
Man merkt Roland Breitenbach, Jahrgang 1935, sein Alter, den überstandenen schweren Unfall vor vier Jahren an, wenn er läuft. Dieter Rückert stützt ihn ein bisschen. Man spürt aber auch, wieviel Kraft und Energie der Gottesdienst, die Gemeinschaft ihm geben. Wie es ihn belebt. Was es ihm bedeutet, Freude, Frohsinn zu vermitteln. Man spürt aber auch, wie viel er den Leuten bedeutet,die wegen ihm gekommen sind. Und wegen seiner Art, Kirche zu machen. „So war das früher jeden Sonntag“, sagt eine Frau, die sich freut, wie ihr behinderter Sohn strahlt vor Freude, als er mit den anderen Kindern am Altar steht und Breitenbach ihn liebevoll begrüßt.
In seiner Predigt, für die es viel Applaus gibt, spürt man auch, wie sehr ihm die Kirche am Herzen liegt. Und wie sehr er mit ihr hadert. Ein Wort von Hildegard von Bingen hat er sich als Motto gewählt: „Die Kirche vertrocknet, am frischen Wind kann das nicht liegen.“
Zorn über Missbrauchsfälle
Den Prunk der Bischöfe prangert er an. Den Starrsinn und den Unwillen, mit dem sie Reformen verhindern, die Härte, mit der sie Kritiker und Abweichler verfolgen. Zorn liegt in Breitenbachs Stimme, als er die missbrauchten Regensburger Domspatzen anspricht, die anklagt, die weggeschaut und sich schuldig gemacht haben.
Frauen als Priesterinnen und im Bischofsamt, das wünscht er sich. Bischöfe, die auf frischen Wind eingehen. Die Ja sagen zum Wunsch nach Veränderung. Oder in Anlehnung an Luther (reimt sich auf „dann wäre alles in Butter“): „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Viel Applaus gibt es für die Geschichte vom kirchlichen Würdenträger, der Silberputzmittel braucht, um die vielen schwarzen Flecken von seinem Heiligenschein zu kriegen.
Imponiergehabe, Heuchelei, Selbstverliebtheit: Roland Breitenbach mag das gar nicht. Auch, weil das Barrieren für frischen Wind sind. Im Gegensatz zu Fröhlichkeit und Freude. Da passt es, dass bei den Fürbitten auch Aufgeschlossenheit und fröhliche Gelassenheit vorkommen oder der Wunsch: „Wir wollen humorvoll leben, aber nicht auf Kosten anderer.“
Hört sich nach einem echten Breitenbach an. Ehrlich, einfach. Mit ein bisschen guten Willen für jeden machbar ohne großen Aufwand. Und eine Hierarchie braucht es dazu auch nicht. Nur ein bisschen frischen Wind.
Neugierig auf den Witz mit den Regenwürmern? Der geht so. Im Biologie-Unterricht legt der Lehrer vier Würmer in vier Gläser. Sie sind gefüllt mit Wein, Bier, Whiskey und Wasser. Am nächsten Schultag zeigt er den Schülern die Gläser. Der Wurm im Glas mit dem Bier ist tot, der Wurm im Glas mit dem Wein, der Wurm im Glas mit dem Whiskey auch. Aber der Wurm im Wasserglas ist putzmunter.
"Was lernen wir daraus", fragt der Lehrer. Ein Mädchen meldet sich: "Wer Bier, Wein und Whiskey trinkt, hat keine Würmer ."
Vorsicht - Gott lässt sich nicht spotten!
Ich denke, der HERR hat bestimmt mehr Humor als so mancher selbsternannter "Christ".
Ich wünsche Herrn Pfr. Breitenbach noch viele Jahre Gesundheit, Humor und Stimme!