„Nein“, sagt Roland Breitenbach, „verzweifelt war ich nie, aber ich hatte Zweifel, wie es weitergeht“. Im Oktober 2014 war der beliebte Pfarrer von Sankt Michael bei einer Radtour im Landkreis Schweinfurt ohne Fremdeinwirkung verunglückt. Er erlitt bei seinem Sturz lebensgefährliche Verletzungen, war in mehreren Krankenhäusern, in der Reha. „Vom Unfall weiß ich nichts mehr, ich habe einen großen Steinbrocken vor mir gesehen und dann hat es geknallt“, sagt er.
Seit kurzem ist Breitenbach wieder in seinem Pfarrhaus im Schweinfurter Musikerviertel. „Ich bin glücklich, wieder zuhause zu sein“. Es ist das erste Interview, das er gibt. Die beiden Journalisten, Norbert Steiche vom Bayerischen Rundfunk (BR) und den Main-Post-Redakteur, kennt er lange, gewährt den mit ihm befreundeten Redakteuren zwei Tage vor seinem 80. Geburtstag „Audienz“.
Nur die engsten Vertrauten kommen zum Geburtstag
„Der Alltag wird wieder gelernt“, sagt Christof Bretscher. Er ist der Werkstattleiter dieser besonderen Pfarrei, in der der Pfarrgemeinderat eben Werkstatt heißt. Und er ist Arzt und gehört dem kleinen Betreuerteam an, das maßgeblich half, dass es mit dem Pfarrer Schritt für Schritt aufwärts geht. Größeren Rummel konnte und kann Breitenbach noch nicht gebrauchen. Deshalb gratuliert am Jubeltag persönlich auch nur eine Handvoll engster Freunde.
Seine Botschaft, die er übermitteln will – dass es ihm täglich ein wenig besser geht – und das Dankeschön für die viele Anteilnahme, das transportierten ja die Journalisten nach draußen, lächelt Breitenbach und klopft ihnen auf die Schenkel.
Ein großer Wunsch zum Ehrentag
Natürlich sieht man ihm die Strapazen an. Breitenbach ist sichtbar älter geworden, seine Stimme noch nicht fest, ein wenig krächzend. „Die lange Beatmung“, erklärt Bretscher. Das Laufen klappt gut, der Stock gibt Sicherheit. Bald steht der erste Außer-Pfarrhaus-Ausflug an. Aber: Sein Denken, die Antworten sind klar. Und seinen Humor hat Roland Breitenbach nicht verloren.
Er hat noch Probleme beim Schlucken, das Trinken fällt ihm schwer. Es fehlt noch am Geschmacksinn. Just in diesem Moment fällt ihm dieser Satz ein: „Neulich habe ich mein erstes Bier getrunken, es war entsetzlich, es schmeckte scheußlich“. Der „Roland“ grinst dabei und seine Augen blitzen hellwach auf.
Wie es ihm geht? „Für einen Unfall mit solchen Folgen hervorragend“. Als Seelsorger habe er so vielen Menschen Kraft gegeben, viele habe er verabschiedet aus dieser Welt, viele Hände „habe ich tröstend geschüttelt und plötzlich war es bei mir dasselbe“, dankt er für die Unterstützung durch den engen Helferkreis um Bretscher und Diakon Stefan Philipps.
Jedes Mal, wenn einer gekommen sei, ein paar Stunden „an meinen Bett verbracht hat“ und er vom Gottesdienst, dem Fortgang seiner Sozialprojekte und der positiven Einstellung der Menschen zu ihm erfahren habe, „war das für mich ein Blick in die Zukunft“. Da hält er kurz inne, hält es kurz danach aber an der Zeit für einen humorigen Einschub: Viele hätten gefragt, wie es weitergehe „ohne den Roland. Und weil es wunderbar geht, braucht der Roland gar nicht wiederkommen“. Gesagt hat das natürlich niemand, sein jetzt schelmisches Grinsen verrät das.
Breitenbach ist sehr dankbar für die große Anteilnahme
Genauso schnell kehrt Breitenbach zum Ernst zurück. Die Journalisten berichten ihm von den andauernden Nachfragen, die oft in drängendes Unverständnis umschlugen, weil man in keinem Medium was „über den Roland hört“. Diese öffentliche Pause hat Breitenbach aber gebraucht. Er sagt hier den wunderschönen Satz: „Ich kann gar nicht verzweifelt sein, wenn sich so viele Menschen für mich interessieren“. Er sei „von großer Dankbarkeit“.
Mehr nebenbei erwähnt er, dass am Krankenbett auch der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann saß. Breitenbach wertete das als „Signal des Handreichens“. Mit dem Bischof lag Breitenbach wegen seiner kritischen Meinung zur katholischen Kirche insgesamt, besonders aber wegen der Ausladung für seinen Freund Jacques Gaillot, dem Bischof der Armen, im Clinch. Breitenbach hat dem Bischof sein jüngstes Buch, die im Mai erschienenen „Sprechenden Orte“ geschenkt. Es enthält Gedanken, die er sich auf seinen 25 Israel-Reisen notiert hat. Sein Freund und Diakon Philipps hat die Meditationen in seiner Abwesenheit überarbeitet.
„Die Zukunft ist noch nicht gekommen"
Es liegen weitere Bücher auf einem Stuhl im Garten neben Breitenbach. Die Fragen der Journalisten sind erst Mal zweitrangig. Er berichtet, dass sein für „Zeiten der Krankheit“ 2003 erschienenes Büchlein „Das Wort, das heilt“ mittlerweile auch in Krankenhäusern in Spanien, Italien und Frankreich ausliegt. Im Jahreslesebuch des Bibelwerks für 2015 ist Breitenbach mit einem Beitrag vertreten. „Der Tod kommt unerwartet“ ist ausgerechnet der Titel und in seinem Text steht der Satz: „Die Zukunft ist noch nicht gekommen, es gilt, uns heute zu bemühen“.
Breitenbach befolgt das. Jeden Tag bemüht er sich, arbeitet mit Physiotherapeuten, mit der Ergotherapeutin Elke Neugebauer, die so oft in seinen Gottesdiensten sang. Täglich werde es ein wenig besser, sagt der 80-Jährige mit schon wieder großen Plänen. Er schaut nach vorne. Sein großer Wunsch aber ist, in seiner Kirche einen Gottesdienst zu leiten. „Das wird nicht mehr wie früher“, sagt er. Aber er arbeitet daraufhin. Zum 75. im Jahr 2010 sang Neugebauer den Klassiker „You never walk alone“. Alle 1000 Gottesdienstbesucher stimmten ein und sie werden es wieder tun.
Alles Gute für ihn und besten Wünsche zu seinem Geburtstag.
ich die Zeilen von Pfarrer Breitenbach lese oder seine Worte höre, berührt mich ein
Gefühl, als wenn mich ein Magnet wieder zurück zum Glauben zieht. Das spüren auch
die Redakteure, die den Pfarrer schon so lange kennen. Roland Breitenbach ist kein
Heiliger, das weiß er selbst am besten. Er kann aber die Herzen öffnen wie kein Zweiter für die Aussagen des Evangeliums. Daher: noch viele gute Jahre für ihn!
Was mich allerdings etwas stört ist der Stil dieses Artikels - hier wird Pfr. Breitenbach ja schon fast wie ein lebendiger Heiliger verehrt!